Elisabethkrankenhaus Mönchengladbach Gedenken an die Sternenkinder

Mönchengladbach · Ehrenamtliche Fotografen halten die Erinnerung an Kinder fest, die sehr früh gestorben sind. Am Sonntag wird ihrer wieder im Elisabethkrankenhaus gedacht.

 Die Eltern der Sternenkinder haben selbstverständlich ihre Einwilligung zur Veröffentlichung gegeben. Die Fotografen machen ihnen mit der festgehaltenen Erinnerung an ihr Baby ein unbezahlbares Geschenk.

Die Eltern der Sternenkinder haben selbstverständlich ihre Einwilligung zur Veröffentlichung gegeben. Die Fotografen machen ihnen mit der festgehaltenen Erinnerung an ihr Baby ein unbezahlbares Geschenk.

Foto: Katja Radloff Colourful photography

Es sind Fotos, die sehr berühren: Eltern, die die Hand ihres stillgeborenen Kindes halten. Oder ein winziger Fuß, von den elterlichen Händen umschlossen. Ein Baby mit geschlossenen Augen auf dem Arm der Eltern. Katja Radloff macht solche Fotos. Sie gehört zu den bundesweit mehr als 550 ehrenamtlichen Fotografen der Aktion „Dein Sternenkind“ und fotografiert „Sternchen“, wie sie es nennt, Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben. Babys, von denen es sonst keine Fotos geben würde. Auch ins Elisabeth-Krankenhaus in Rheydt ist sie schon gerufen worden.

„Seit ungefähr vier Jahren nehmen wir das Angebot der Fotografen, die Sternenkinder aufzunehmen, wahr, natürlich nur in Absprache mit den Eltern“, sagt Kinderkrankenschwester Marion. Für viele Eltern sei es sehr wichtig, eine Erinnerung an ein so früh verstorbenes Kind zu besitzen. „Diese Eltern haben nur eine so kurze Zeit mit ihrem Kind“, sagt die ehrenamtliche Fotografin. „Sie denken nicht an Fotos, aber sie sind dankbar, wenn die Kliniken uns rufen.“ Ist es nicht sehr schwer, in einer solchen Situation Fotos zu machen? „Die Fotografen halten sich oft ganz leise und still im Hintergrund“, sagt Peter Brischke, evangelischer Krankenhauspfarrer im Elisabethkrankenhaus, der solche Sternenkind-Einsätze schon erlebt hat. Aber natürlich ist jeder Sternenkind-Fotograf vor seinem ersten Einsatz unruhig. Katja Radloff erinnert sich an ihren ersten Einsatz: „Ich habe 20 Minuten vor dem Kreißsaal gewartet, das war furchtbar. Aber die Eltern waren sehr gefasst, denn sie wussten vorher, dass das Kind tot zur Welt kommen würde. Und dann war da so viel Liebe im Raum.“ Das ist es, was sie immer wieder erlebt: die Liebe der Eltern zu ihren Kindern. „Da ist natürlich auch viel Trauer, Schmerz, auch Wut, aber die Liebe ist viel stärker“, sagt Radloff. Deswegen ist es ihr so wichtig, den Eltern dieses Geschenk, das bleibende Bild ihres Kindes, machen zu können. „Manchmal wagen die Eltern zu Anfang kaum, ihr Frühgeborenes anzusehen“, weiß die Fotografin, „aber jedes Kind hat etwas Schönes.“ Ihre Aufgabe ist es, diese Schönheit zu sehen und sichtbar zu machen. Das gelingt ihr: Oft hängen die Eltern die Fotos riesengroß an die Wand. Auch, um andere an der Erinnerung an ihr Kind teilhaben zu lassen. Schwierig sind für Katja Radloff die Einsätze, in denen die Eltern ein Foto ihres noch lebenden Kindes wünschen. „Dann ist der Zeitdruck groß. Wenn man dann auf der Autobahn im Stau steht, ist das schrecklich.“ Aber sie macht es gern, obwohl „die Einsätze nachhallen“, wie sie sagt.

 (v.l.) Schwester Marion, Pfarrer Peter Brischke, Fotografin Katja Radloff, Prof. Wolfgang Koelfen und Schwester Silke im Elisabethkrankenhaus.

(v.l.) Schwester Marion, Pfarrer Peter Brischke, Fotografin Katja Radloff, Prof. Wolfgang Koelfen und Schwester Silke im Elisabethkrankenhaus.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

 Die Erinnerung an ein verstorbenes Kind egal welchen Alters und auch die Trauer verlassen Eltern nie. Für viele sind ein Ort und eine Zeit des Gedenkens von großer Bedeutung. Jedes Jahr lädt deshalb die Kinderklinik des „Eli“ zu einer Gedenkfeier für verstorbene Kinder und ihre Familien in die Krankenhauskapelle ein, in diesem Jahr am Sonntag, 24. November, im Kirchenkalender der Toten- oder Ewigkeitssonntag,  um 15 Uhr. Wer sich beim Vorbereitungsteam meldet, kann den Namen des verstorbenen Kindes während der Feier verlesen lassen. „Wir haben jedes Jahr ein etwas anderes Thema, aber immer dasselbe Ritual“, sagt Schwester Marion, die die Gedenkfeier seit 15 Jahren mit vorbereitet. „Viele kommen immer wieder, der verlässliche Ablauf ist wichtig.“ Es können aber auch immer Betroffene dazu kommen. In einem solchen Rahmen des verstorbenen Kindes zu gedenken, tut Familien gut. Und auch der Austausch untereinander kann wichtig sein, denn die Umwelt hat nicht immer Verständnis für die langanhaltende Trauer. Wer es aber selbst erlebt hat, weiß, dass die Erinnerung an ein Kind niemals stirbt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort