Serie „Mein Laden“ Alles bio bei Lutz Sembray – seit 37 Jahren

Opladen · Der kleine Bioladen an der Birkenbergstraße hat in der Corona-Krsie Kunden dazugewinnen können. Stammkunden gibt es ohnehin. Manche kommen schon in der zweiten Generation. Der Inhaber hat eigentlich den Beruf des Zahntechnikers erlernt.

 Der Bioladen von Lutz Sembray in Opladen: Der Inhaber ist schon fast zu einer eine Legende geworden.

Der Bioladen von Lutz Sembray in Opladen: Der Inhaber ist schon fast zu einer eine Legende geworden.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

„Am Freitag bekomme ich Erdbeeren aus dem Tecklenburger Land, wenn du willst, kannst du vorbestellen“, informiert Lutz Sembray die Kundin, die sich vor dem Feiertag noch mit frischem Gemüse eindeckt. Mit vielen ist er per du, denn es sind zum größten Teil Stammkunden, die seinen Bioladen Lebensbaum in der Birkenbergstraße betreten. Manche schon in der zweiten Generation, die dritte ist im Kinderwagen dabei. So ist das, wenn man seit 37 Jahren im selben Ort ausschließlich zertifizierte Bioware anbietet, seinen Kunden stets offen und gut gelaunt begegnet.

In der Corona-Zeit konnte er viele neue Käufer in seinem Bioladen beraten. Den Entschluss, zusammen mit Bruder und Schwester in Opladen ein solches Geschäft zu eröffnen, hat er bis heute nicht bereut. Obwohl alle drei damit berufliches Neuland betraten. Nach seinem Abitur 1974 hat Lutz Sembray zunächst eine Ausbildung zum Zahntechniker gemacht und danach einige Jahre im Labor gearbeitet. „Irgendwann habe ich mich gefragt: Willst du das wirklich die nächsten 30 Jahre machen?“ erzählt er. Seiner Schwester ging es als ausgebildete Optikerin ähnlich und der Bruder, der sich letztlich doch für ein Studium entschieden hat, stieg als Dritter mit ein. Alle drei hatten zuvor gegärtnert und ihr eigenes Brot gebacken wie viele andere in den beginnenden 1980er Jahren, als man gegen Atomkraft auf die Straße ging und Naturkost im Trend lag.

Sie fragten sich: „Warum sollen wir immer bis nach Bergisch Gladbach fahren, um Mehl zu kaufen?“ Dort war der nächste Bioladen in der Region. Also übernahmen sie 1983 ein Geschäftslokal in der Münzstraße, in der zwei alte Damen früher einen sogenannten „Kolonialwarenladen“ betrieben hatten. Der Bruder stieg bald aus, Sembrays Schwester, Margit Brand ging nach 15 Jahren beruflich andere Wege und kehrte nun wieder zurück ins Geschäft.

An drei Tagen pro Woche unterstützt sie ihren Bruder, der nach dem Umzug in die Birkenbergstraße längst zur Legende geworden ist. Seit den Anfängen hat sich manches geändert, erzählt er. Früher wurde sehr viel mehr selbst gemacht, inzwischen stellen Firmen fertige Bratlinge, Tofu-Spezialitäten oder Dosensuppen her. „Die Menschen haben weniger Zeit.“ Und Sembray hat sich mit einer entsprechenden Sortiments-Ergänzung darauf eingestellt.

Auch in diesen Regalen steht nur Bioware mit entsprechendem Zertifikat, genauso wie bei Brot, Getreide- und Milchprodukten, Säften oder in den Kisten in der Obst- und Gemüse-Ecke, wo Saisonware aus der Region angeboten wird. Seit zehn Jahren können Kunden die wöchentliche „Greenbag“ vorbestellen, die immer am Dienstag geliefert wird. Was jeweils drin ist in der wahlweise kleinen oder großen Gemüsetasche, der reinen Obst- oder Kombitasche kann man vorher im Internet erfragen, koordiniert vom Bio-Großhändler in Coesfeld. „Das hat eingeschlagen wie eine Bombe“, versichert Lutz Sembray und nennt die Vorteile, die seine Kunden an dieser wöchentlichen Basisversorgung schätzen. Der Speiseplan für eine Woche ist nahezu fertig, denn in der Tüte stecken neben Infos was es ist und woher es kommt auch die passenden alltagstauglichen Rezepte.

Und die Greenbag garantiert Abwechslung in der Küche, weil auch schon mal seltenere Gemüse wie Pastinaken oder Topinambur dabei sind. Der Corona-Lockdown hat Sembray neue Kunden beschert. „Die Leute waren zu Hause, hatten mehr Zeit, auch mal wieder Brot zu backen“, erklärt er sich den Zulauf. Zudem hätten viele den Einkauf in großen Läden gescheut, wo meist kein Ansprechpartner da ist und meist niemand über Herkunft und Qualität der Ware genauer Bescheid weiß.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort