Leverkusen Nur ein Viertel nutzt Bildungspaket

Leverkusen · Nur knapp 23 Prozent der Arbeitslosen im Kreis, die Leistungen aus dem Bildungspaket beantragen könnten, haben dies bisher getan. Viele sind schlecht informiert, manches erweist sich als nicht alltagstauglich – und es fehlt Personal.

 Nur knapp 23 Prozent der Arbeitslosen im Kreis, die Leistungen aus dem Bildungspaket beantragen könnten, haben dies bisher getan.

Nur knapp 23 Prozent der Arbeitslosen im Kreis, die Leistungen aus dem Bildungspaket beantragen könnten, haben dies bisher getan.

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Nur knapp 23 Prozent der Arbeitslosen im Kreis, die Leistungen aus dem Bildungspaket beantragen könnten, haben dies bisher getan. Viele sind schlecht informiert, manches erweist sich als nicht alltagstauglich — und es fehlt Personal.

Eigentlich ist das von der Bundesregierung beschlossene Bildungspaket dazu gedacht, Kindern aus bedürftigen Familien im Alltag unter die Arme zu greifen. Doch rund ein Vierteljahr nach seinem Inkrafttreten zeigt sich, dass das Hilfsangebot in vielen Bereichen noch nicht alltagstauglich ist — das gilt auch für den Bereich Rheinisch-Bergischer Kreis.

Zum einen wird es bisher schleppend nachgefragt. Von den 6000 Anspruchsberechtigten des Jobcenters Rhein-Berg etwa haben nur knapp 23 Prozent bisher einen Antrag gestellt. Viele Familien, so heißt es, wissen nicht genau, was sie beantragen können und wie. "Wir haben deshalb gemeinsam mit dem Jobcenter alle per Brief noch einmal gezielt informiert", sagt Kreis-Sprecherin Birgit Bär. "Seitdem ist die Zahl der Anträge auch gestiegen."

Was aber nicht bedeutet, dass jeder, der einen Antrag gestellt hat, auch schon davon profititert. Gründe gibt es reichlich, denn was in Berlin im Eilverfahren beschlossen wurde, bleibt beim Jobcenter oder in der Kreisverwaltung, die für klassische Sozialhilfe zuständig ist, oft stecken, weil es schlicht an präzisen Bestimmungen und Personal fehlt:

r Schulausflüge Das Bildungspaket sichert Kostenzuschüsse für Klassenfahrten. Wer die beantragt, muss eine Bescheinigung der Schule vorweisen, dass die Fahrt auch stattfindet. Viele wissen das nicht.

r Vereinsmitgliedschaft Das Paket soll bedürftigen Kindern unter anderem die Mitgliedschaft im Sportverein ermöglichen. Doch dort gibt es Hürden: "Viele Vereine im Kreis ziehen die Beiträge jährlich ein", sagt Bär. Das Bildungspaket verlange aber Abrechnung pro Halbjahr.

r Mittagessen In vielen Kindertagesstätten im Kreis gibt es Essenspauschalen. Die sind in der Erstattung des Bildungspakets aber nicht vorgesehen, wie Bär sagt: "Da wird ein genauer Betrag verlangt, ebenso eine Aufstellung, wie oft das Kind gegessen und wann es gefehlt hat." Ein bürokratisches Hin und Her.

r Personal Da es keine Computer-Software für die Bearbeitung der Anträge gibt, ist die Arbeitsbelastung für die Mitarbeiter hoch. Die Kostenerstattung des Bundes deckt zwei Stellen ab. Tatsächlich zur Bearbeitung benötigt werden im Kreishaus jedoch deutlich mehr — zumindest in der Anfangsphase.

Eine Initiative von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen und Vertretern der Kommunen will das Bildungspaket künftig schneller und besser unter die Leute bringen. Wie schwierig das zurzeit noch ist, hat Michael Schulte, Geschäftsführer des Jobcenters Rhein-Berg, unlängst beschrieben: "Das ist so, als führen Sie über die Autobahn und bauten erst während der Fahrt Ihr Auto zusammen."

(RP/rl)
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