Remigius-Krankenhaus Reha gibt Patienten Lebensqualität

Leverkusen · In Opladen wird Patienten mit Lungenkrankheiten bei einer speziellen ambulanten Physiotherapie geholfen.

 Henryk Polanski übt mit Patienten wie Antje Wichmann (vorne) bei der Reha im Remigius-Krankenhaus.

Henryk Polanski übt mit Patienten wie Antje Wichmann (vorne) bei der Reha im Remigius-Krankenhaus.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Jahrelang griff Antje Weidemann aus Gewohnheit zur Zigarettenschachtel. Bis zu zwei Schachteln verbrauchte sie so am Tag. Bis es nicht mehr ging, die 50-Jährige Probleme mit der Lunge bekam, schlecht Luft kriegte und Bewegungen zur Qual wurden. Nach einigen Aufenthalten im Sankt Remigius-Krankenhaus in Opladen besuchte sie dessen ambulante pneumologische Reha. Die ist beinahe einmalig in Deutschland.

In der Physiotherapie, die speziell auf Lungenkrankheiten zugeschnitten ist, lernen die Patienten das richtige Verhalten bei Atemnot, die Kontrolle über ihren Atem und wiedererstarken ihre Lunge und die entsprechenden Muskeln. „Im Schnitt haben wir rund 120 Patienten im Jahr“, sagt Simon Boos. Der Atemtherapeut arbeitet mit den Patienten, die mit Bronchitis, Asthma, nach Lungenentzündungen und Embolien zu ihm kommen.

Fast jeden Tag wird in der Reha trainiert. Oft in einer Gruppe von bis zu zehn Patienten. Die pneumologische Reha ist Teil des in Opladen etablierten Lungenzentrums, sie gibt es ambulant nur noch ein weiteres Mal in Hamburg. Für Boos ist klar: „Wir können den Patienten hier ein Stück Lebensqualität zurückgeben.“

Dafür muss allerdings hart gearbeitet werden. Antje Weidemann hat ihre Reha bereits hinter sich, trainiert in den eigenen vier Wänden aber weiter. Mit einem Atemtrainer, der während des Aus- und Einatmens einen Widerstand entgegensetzt. „Ich kann den Patienten ja keine Gewichte an die Lunge hängen“, erläutert Boos.

Insgesamt nehmen chronische Lungenerkrankungen zu, sagt Ärztin Aurelia Winkler. Das größte Problem sei nicht der Feinstaub durch starken Straßenverkehr, sondern das Greifen zum Glimmstängel. Allerdings ist die Wirkung der pneumologischen Reha bei manchen Ärzten und den Krankenkassen oft unbekannt. Selbst simple Atemtechniken würden den Patienten nicht beigebracht. „Der Standard ist unterirdisch“, bemängelt Therapeut Boos.

Daneben ist eine ambulante Reha an Akut-Kliniken nahezu ausgeschlossen. Opladen ist dabei eine Ausnahme. „Das ist ein politisches Problem“, betont Ulrike Röhn, Oberärztin für Innere Medizin und Leiterin der pneumologischen Reha. Andere Länder seien hier deutlich weiter als Deutschland.

Von den positiven Auswirkungen des Lungentrainings sind allerdings auch die Patienten oft überrascht. Auch Antje Weidemann zeigte sich verblüfft darüber, dass sie recht schnell Ergebnisse bemerkte. „Das braucht erst eine Woche, aber dann merkt man es“, erzählt die 50-Jährige. Sie hat sich ein weiteres Ziel gesteckt: Mithilfe eines speziellen Programms am Remigius-Krankenhaus will sie nach vielen Jahren der Abhängigkeit das Rauchen endlich aufgeben. Ihre Reha und deren Erfolg hat weitere positive Folgen für ihre Lebensqualität. Wegen ihrer Atemnot hatte sie sich bisher eingeigelt, soziale Kontakte abgebrochen. Nun hat Antje Weidemann ein Stück Lebensqualität zurück.

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