Holocaust-Gedenken Gymnasiasten bringen Stolpersteine zum Glänzen
Leverkusen · Gymnasiasten gedenken der Opfer des Holocaust.
Putzmittel auftragen, wischen, polieren. Auf dem Boden der Opladener Fußgängerzone knien drei schrubbende Schüler des Landrat-Lucas-Gymnasiums. Ihr Ziel: die goldfarbenen Steine wieder zum Glänzen zu bringen. Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt, denn die Steine sollen zum 27. Januar, dem Gedenktag an die Opfer des Holocaust, wieder poliert sein. Dieses Jahr findet zudem der 75. Gedenktag der Befreiung des KZ Auschwitz statt. Die Gymnasiasten wollen ihren Teil dazu beitragen und durch das Reinigen der Stolpersteine speziell an die Opladener Opfer des Nationalsozialismus und ihre Schicksale erinnern.
2016 hat Iris Baumann, Lehrerin für Deutsch und Geschichte am LLG, die Stolperstein-Partnerschaft initiiert und mit ihren Kollegen aufgebaut. Jedes Jahr rücken seitdem die Schüler des Leistungskursus für Geschichte der Stufe Q1 zur Reinigungsaktion aus. „Während der Putzaktion kniet man nieder. Das steht symbolisch dafür, dass man sich vor den Opfern verbeugt“, erläutert Iris Baumann und weist auch auf einen weiteren Teil der Aktion hin: „Das Verlesen der Texte erinnert an die Einzelschicksale der jüdischen Mitbürger.“ Neben den Schülern des Leistungskursus sind Schüler eines Deutsch-Grundkursus vor Ort und auch Schüler aus anderen Kursen, weil es ihnen ein wichtiges Anliegen ist, sagen sie.
„Die Stolpersteine werden nicht nur um den 27. Januar gereinigt“, sagt Eveline Enns aus dem Geschichtskursus. „Wir reinigen sie auch an anderen Tagen im Jahr, zum Beispiel zum 9. November. Das ist der Tag der Reichspogromnacht.“ An diesem Tag helfen die Schüler bei der Organisation der Gedenkveranstaltung am Platz der Synagoge, um an das 1938 in Brand gesteckte jüdische Gotteshaus in Opladen zu erinnern.
Sascha Siller, Lehrer des Leistungskurses, findet es wichtig, das Thema verstärkt in der Schule zu besprechen: „Antisemitismus ist aktueller denn je. Leider hat die Judenfeindlichkeit wieder mehr zugenommen.“ Schülerin Anahita Makridou findet es gut, dass den Schülern beigebracht wird, was in der Vergangenheit passiert ist. „Es ist wichtig, Respekt vor diesem Thema zu haben“, betont sie. „Deshalb finde ich auch die Stein-Putzaktion sehr gut. Dadurch erweisen wir den gestorbenen Menschen Respekt.“
Den Hintergrund zur Entstehung der Opladener Steine kennen die Schüler ohnehin: Der deutsche Künstler Gunter Demnig hat 1992 angefangen die kleinen Gedenktafeln von Hand in die Böden einzuschlagen. Inzwischen liegen Stolpersteine in ganz Deutschland und 21 weiteren europäischen Ländern, um so an die Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus zu erinnern.