Nach der Flut Zwillings-Geburt gleich nach Wiederöffnung des Klinikums Leverkusen

Leverkusen · Der Betrieb nach der hochwasserbedingten Zwangspause ist in dem Schlebuscher Krankenhaus wieder angelaufen. Am ersten Tag wurden 115 Menschen stationär betreut. Linda und Adam sind die ersten Babys, die im Kreißsaal das Licht der Welt erblickten.

 Die glücklichen Eltern Amel Maoui und Mohammed Ganner mit ihren frisch im Klinikum geborenen Zwillingsbabys Adam und Linda.

Die glücklichen Eltern Amel Maoui und Mohammed Ganner mit ihren frisch im Klinikum geborenen Zwillingsbabys Adam und Linda.

Foto: Klinikum Leverkusen/KLinikum Leverkusen

Linda und Adam sind das Hochwasser und seine Folgen schnuppe. Solange sie sich nur gemütlich an Mama kuscheln können und regelmäßig versorgt werden, ist die Welt in Ordnung. Das Zwillingspärchen war die erste Geburt im Klinikum nach dessen Wiedereröffnung am Mittwoch.

Sechs Tage war das Haus wegen der Hochwasserschäden komplett geschlossen. Seit Mittwoch kehrt wieder Leben ein. „Der erste Tag der Wiedereröffnung im Klinikum ist reibungslos verlaufen. Es konnten  52 Patienten aus den umliegenden Krankenhäusern zurück ins Klinikum verlegt werden“, meldet Klinikum-Sprecherin Sandra Samper. „Die Rettungswagentransporte zurück ins Klinikum kamen aus den Krankenhäusern in Bonn, Solingen, Opladen, Köln und Bergisch Gladbach.“ Auch am Donnerstag werden weitere Patienten zurückverlegt. Außerdem hat das Haus im Laufe des Mittwochs 63 Patienten aufgenommen. Heißt: 115 Menschen wurden gleich nach der Wiedereröffnung stationär betreut.

 Am Mittwoch konnten die ersten Patienten wieder nach Schlebusch zurückverlegt werden.

Am Mittwoch konnten die ersten Patienten wieder nach Schlebusch zurückverlegt werden.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

„Darunter waren fünf Patienten der Kardiologie, die inzwischen wieder voll einsatzfähig ist. Unter anderem sind am Mittwoch bereits Untersuchungen der Herzgefäße im Herzkatheter gemacht worden. Ein Patient ist mit Covid-19 auf der Infektionsstation“, berichtet Samper weiter. „Das Aufkommen in der Zentralambulanz war zwischenzeitlich groß, was auch an den Rückverlegungen lag. Die Notaufnahme wurde deshalb durch weitere Pflegekräfte und ärztliches Personal verstärkt.“

Kaum einen Tag nach der Wiederinbetriebnahme drängen Linda und Adam auf die Welt. Um 6.19 und 6.20 Uhr am Donnerstag werden sie geboren. Per Kaiserschnitt in der 36. Schwangerschaftswoche. Die junge Dame bringt zarte 2125 Gramm auf die Waage, ihr Bruder  2740 Gramm. Die Eltern aus Burscheid, Mama Amel Maoui und Papa Mohammad Ganner, sind glücklich.

 Viel Arbeit für Elektriker gibt es im Untergeschoss des Klinikums.

Viel Arbeit für Elektriker gibt es im Untergeschoss des Klinikums.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Also alles wieder wie immer im Klinikum? Wohl kaum. Noch am Mittwoch wateten Elektriker durch die Versorgungsgänge im Untergeschoss des Klinikums durch Schlamm zu ihren Einsatzorten. Und auch Archivmaterial ist vom Hochwasser der Dhünn betroffen. „Wir digitalisieren aber grundsätzlich alle Patientenunterlagen. Diese sind deshalb abgesichert“, versichert die Klinikum-Sprecherin. Geschäftsführer Hans-Peter Zimmermann hatte Anfang der Woche von einem Schaden im zweistelligen Millionenbereich  für sein Haus gesprochen, der nicht vollständig über die Versicherung abgedeckt sei.

Abgedeckt war die Versorgung der Patienten, die aus dem Klinikum wegen der Hochwasserschäden an der Stromversorgung verlegt werden mussten. „Wenn in einem Krankenhaus der Strom ausfällt, an dem Maschinen und damit Menschenleben hängen, ist schnelles Handeln erforderlich“, sagt Sascha Wihstutz, Ärztlicher Direktor des Remigius-Krankenhauses und des Josef-Krankenhauses Wiesdorf. „Für uns war sofort klar, dass die Evakuierung des Klinikums jetzt zur Gemeinschaftsaufgabe wird. Und an dieser Stelle bin ich vor allem den Kollegen dankbar, die sich in den vergangenen sechs Tagen rund um die Uhr aufopferungsvoll eingesetzt haben, obwohl sie teilweise selbst vom Hochwasser betroffen waren.“

Die Notaufnahme im Remigius war  in der Zeit alleinige Anlaufstelle für Notfallpatienten in Leverkusen. In Zahlen: Insgesamt nahm das Remigius-Krankenhaus 31 stationäre Patienten auf. „Die Intensivkapazitäten konnten um 14 Betten erweitert werden, und alle nicht dringend notwendigen Operationen mussten in dieser Woche verschoben werden.“

13 Patienten aus dem Klinikum und 16 Bewohner des evakuierten Altenzentrums St. Elisabeth versorgte das „Juppes“ in Wiesdorf.

Für den Zusammenhalt der Leverkusener Krankenhäuser und ihrer Mitarbeiter gibt es Lob und Dank. Pflegedirektorin Julia Schwab: „Mein besonderer Dank gilt allen Pflegenden und anderen Berufsgruppen in beiden Häusern und allen externen Unterstützern aus dem Klinikum. Es ist toll, wie eine derartige Krise gemeinsam mit solidarischer und tatkräftiger Anstrengung bewältigt werden kann.“

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