Stadtgespräch Jecken persiflieren Lüpertz’ Leda

Monheim · Bei der Prunksitzung der Gromoka haucht ein gewitzter Elferrat der Monheimer Monumentalskulptur am Rhein Leben ein.

 Für jeden Monheimer Kreisverkehr eine 700.000-Euro-Leda, wie es die Gromoka vormacht? Das Geld dafür wäre da – noch.

Für jeden Monheimer Kreisverkehr eine 700.000-Euro-Leda, wie es die Gromoka vormacht? Das Geld dafür wäre da – noch.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Wenige verkleidete Gäste verirrten sich zur Prunksitzung der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft (Gromoka). Im Festzelt saßen stattdessen rund 650 elegant hergerichtete Herrschaften im schicken Zwirn. Auffällige Verkleidungen trugen an diesem Abend nur die Mitglieder des Elferrats, die zur Eröffnung der Gala-Sitzung buchstäblich enthüllt wurden. Verteilt im Saal, hatten sie stehend unter dunklen Stoffdecken ausgeharrt. Sitzungspräsident Moritz Peters, der den Künstler Markus Lüpertz mimte, hatte sich Bürgermeister Daniel Zimmermann auf die Bühne geholt, um diesen davon zu überzeugen, möglichst mehr Kreisverkehre mit Kunstwerken zu versehen. Die Monheimer Leda, die neue Großskulptur von Lüpertz am Rheinufer, hatte ja bereits für genug Gesprächsstoff gesorgt, warum also nicht statt einer Leda zehn?

In diesem Moment ertönte laute Filmmusik, und die verhüllten Objekte im Saal wurden enthüllt. Zum Vorschein kam der Elferrat, verkleidet als Leda, mit blonder Perücke, ausgebeulten weißen Strumpfhosen und einem Plastikhuhn an der Brust. Die Anwesenden im Saal lachten schallend und klatschten eifrig mit, als die beweglichen Statuen plötzlich ein kleines Ballett aufführten und dabei immer wieder Geldscheine durch die Luft warfen. Bürgermeister Daniel Zimmermann nahm die eingearbeitete Kritik mit Humor. Karneval darf das, Karneval soll das.

Doch gehört zum Fasteleer nicht auch ein ordentliches Kostüm? Zumindest bei dieser Prunksitzung schienen ausgefallene Outfits nicht zur Kleiderordnung zu gehören. Stattdessen wirkten die Gäste in den langen Tischreihen eher wie Besucher einer großen Gala-Show: Im Anzug und Cocktailkleid saß die Festgesellschaft da und schaute amüsiert auf das bunte Treiben, das auf der Bühne, mit dem Einmarsch der Prinzenpaare (Kinder und Erwachsene) und Gardetänzer sowie später der geladenen Künstler (unter anderen Liselotte Lotterlappen, Brings und Lupo) geboten wurde.

Heinz Blank, Sitzungsvizepräsident der Gromoka, schmunzelt bei der Frage, was den Prunk dieser besonderen Sitzung ausmacht. „Das ist noch ein Überbleibsel aus der Vergangenheit.“ Die Prunksitzung war einst die wichtigste Sitzung einer Karnevalsgesellschaft und entsprechend fein gekleidet erschienen auch die Gäste, erzählt Blank. „Die Herren brachten ihre Damen zur Prunksitzung mit, die nicht selten dann auch Pelz trugen.“

Obwohl heutzutage die Kostümierung bei der Prunksitzung erwünscht sei, hielten sich viele Jecken an diese alte Tradition. Zwar ohne Pelz, dafür immer noch schick. Inzwischen ist die Damensitzung (dieses Jahr am 12. Februar) mit 2200 weiblichen Gästen die größte und populärste Saalveranstaltung der Gromoka.

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