Familie und Freizeit So verdienen sich Kinder ihr Taschengeld

Kreis mettmann · Schüler, die ihre Penunzen aufbessern wollen, können sich registrieren lassen und älteren Menschen zur Hand gehen.

 Regelmäßiges Taschengeld ist sehr wichtig, damit Kinder lernen, selbstständig zu werden, sagen Erziehungsberater.

Regelmäßiges Taschengeld ist sehr wichtig, damit Kinder lernen, selbstständig zu werden, sagen Erziehungsberater.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Regelmäßiges Taschengeld ist sehr wichtig, damit Kinder lernen, selbständig zu werden. „Noch besser ist es, wenn sie dann selbständig anfangen, ihr Taschengeld aufzubessern, dann erfahren sie nochmals mehr den Wert dessen, was sie damit kaufen und dass sie selbst etwas in ihrem Sinne bewirken können“, sagt Thomas Müller, Leiter der Erziehungsberatungsstelle für Langenfeld und Monheim. Eltern sollten dann auch aushalten, wenn die Kinder Dinge kaufen, die sie selber nicht für gut befinden. Solange die allgemeinen Regeln in der Familie eingehalten werden, können die Kinder nur so lernen, was sich wirklich lohnt und was nicht. „Da gehört auch mal eine Enttäsuchung dazu.“

In den Städten der Region können Schüler vor allem durch sogenannte Taschengeldbörsen mit flexiblem Zeitaufwand ihre Sparschweinchen füttern.

 Bei den Taschengeldbörsen arbeiten oft Jugendrat und Seniorenrat zusammen, wie hier in Ratingen.

Bei den Taschengeldbörsen arbeiten oft Jugendrat und Seniorenrat zusammen, wie hier in Ratingen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Früher war nicht alles anders, wie man unschwer an der Idee der Taschengeldbörse erkennen kann. Die Idee gab es damals schon: Junge Menschen helfen älteren für wenig Geld und tun Sinnvolles. Das war in der Kindheit immer eine willkommene Möglichkeit, das Taschengeld aufzubessern: Gassi gehen mit Nachbars Hund, den Rasen mähen oder Einkäufe erledigen. Ein gutes Netzwerk half bei der Jobsuche.

Wer aber nicht sonderlich gut vernetzt ist, schaut in die Röhre. Das gilt auch für Leute, die gerne mal solche Dienste für wenige Euro in Anspruch nehmen würden. Seniorenrat und Jugendrat in Ratingen haben nun Abhilfe geschaffen und eine Taschengeldbörse organisiert. Beide Räte haben bereits tüchtig Vorarbeit in Sachen Taschengeldbörse geleistet: Vertreter beider Gremien sind in andere Städte gefahren und haben sich Beispiele für eine solche Börse angeschaut. Träger eines Projektes ist die Arbeiterwohlfahrt (Awo). Sie hat für die Koordination einen Studenten auf 450-Euro-Basis eingestellt.

 Thomas Müller leitet die Erziehungsberatungsstelle für  Langenfeld  und  Monheim .

Thomas Müller leitet die Erziehungsberatungsstelle für Langenfeld und Monheim .

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Er kommt zwei- bis dreimal in der Woche ins Büro, um die Termine zu koordinieren. Und samstags gibt es ein „Coaching“ für die Schüler: Das heißt, sie werden auf ihre künftigen Jobs vorbereitet. „Es ist ein Service für ältere Menschen, die Unterstützung beim Einkauf, Rasenmähen, Hund und Ähnlichem benötigen“, so der Jugendrat. Die Schüler erhielten dafür eine „faire Aufwandsentschädigung“.

Die Stadt findet die Zusammenarbeit zwischen Jungen und Alten „genial“. So habe sich zum Beispiel auch eine AG gegründet, die gemeinsam die Innenstadt unter die Lupe nehme: aus Sicht der Jungen und aus Sicht der Senioren. Die Ideen gehen in den Quartiersbeirat.

Das empfohlene Taschengeld beträgt mindestens fünf Euro pro Stunde, Jobanbieter und Jobsuchende lassen sich für einen Erstkontakt bei der Taschengeldbörse wahlweise telefonisch oder über ein Kontaktformular auf der Homepage registrieren. Die Tätigkeiten seien ungefährlich und können ohne besondere Qualifikation erfüllt werden. Ausgeschlossen seien pflegerische Tätigkeiten, alltäglich wiederkehrende Haushaltsarbeiten sowie Elektro- oder andere Facharbeiten, sagen die Organisatoren.

Die Erkrather Taschengeldbörse wurde erst vor kurzem gegründet. Das Gemeinschaftsprojekt von Jugendrat und Seniorenrat brauchte einige Zeit der Vorbereitung, denn bei diesem Projekt ist besonders auch der Datenschutz zu beachten. Doch schließlich konnten die Mitstreiter das Projekt erfolgreich auf den Weg bringen und am Eröffnungstag Ende März gab es dann auch schon regen Zulauf: Nicht nur Senioren, die Unterstützung benötigen, auch hilfsbereite Schüler ließen sich in die Listen aufnehmen. Die „TAB Erkrath“ ist ein Angebot an Ältere, die Hilfe bei der Erledigung alltäglicher Dinge benötigen, sei es beim Rasenmähen oder beim Einkauf.

Schülern bietet die Börse die Möglichkeit, durch kleine Hilfsarbeiten etwas Geld zu verdienen, ab fünf Euro aufwärts pro Einsatzstunde. Timo Kremerius, der Vorsitzende des Seniorenrats, hatte von der erfolgreichen Taschengeldbörse in Hilden gehört und Kontakt zu Bernhard Wiese aufgenommen, der die „TAB Hilden“ dann im Erkrather Seniorenrat vorstellte. Der war begeistert und konnte auch den Jugendrat schnell für die Idee gewinnen.

Ihr Büro hat die Taschengeldbörse im Begegnungszentrum „Hand in Hand“, Sedentaler Straße 16b, Erkrath-Hochdahl (Hochdahl-Arkaden), neben der Bäckerei Oebel an folgenden Tagen und Zeiten: Dienstag von 17 bis 19 Uhr und Freitag von 17 bis 19 Uhr. Kontakt: Telefon 02104 9571800.

Das Erkrather Vorbild, die Taschengeldbörse Hilden, besteht seit 2014 und wird von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) begleitet. Auch diese Börse soll Schülern die Möglichkeit geben, durch kleine Hilfsarbeiten etwas Geld zu verdienen. Gleichzeitig erhalten ältere Menschen die Gelegenheit, bei alltäglichen Aufgaben Unterstützung zu bekommen.

Das „Honorar“ wird vorher festgelegt und die Aufgaben dürfen keine regelmäßigen Arbeiten sein. Bei Interesse melden sich Schüler, die Hilfe anbieten wollen, und Ältere, die sie brauchen, unter der Telefonnummer 0151 18147884 (nur mittwochs und donnerstags von 15 bis 17 Uhr).

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