Arm trotz Arbeit im Kreis Heinsberg Caritas beklagt hohe Zahl von Aufstockern

Kreis Heinsberg · Laut der Caritas gehen im Kreis Heinsberg immer mehr gut bezahlte Industriearbeitsplätze verloren, während der Billiglohn-Sektor boomt. Besonders benachteiligt sind Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit.

Der Caritasverband für das Bistum Aachen beobachtet die Ausweitung von billigen Dienstleistungsjobs im Kreis Heinsberg mit Sorge.

Der Caritasverband für das Bistum Aachen beobachtet die Ausweitung von billigen Dienstleistungsjobs im Kreis Heinsberg mit Sorge.

Foto: dpa/Magdalena Tröndle

(RP) Im Kreis Heinsberg sind nach Angaben der Caritas annähernd 22 Prozent der Empfänger von Grundsicherung sogenannte Aufstocker. Das geht aus dem aktuellen Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW hervor, zu der auch der Caritasverband für das Bistum Aachen gehört. „Damit dürfen wir uns nicht abfinden“, sagt Stephan Jentgens, Diözesancaritasdirektor im Bistum Aachen. Der größte Teil dieser Aufstocker seien Leistungsempfänger, die trotz Erwerbstätigkeit auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind. Ein geringerer Teil erhalte Sozialleistungen wie Kranken- oder Arbeitslosengeld, so Jentgens.

Lag der Anteil derer im Kreis Heinsberg, die laut der Caritas zusätzlich zu ihrem sozialversicherungspflichtigen Lohnentgelt noch Hartz IV beantragen müssen, 2010 noch bei etwa 9,1 Prozent, so waren es 2021 annähernd 11 Prozent. Der Arbeitslosenreport zeige zudem, dass das mittlere Einkommen im Kreis Heinsberg im Vergleich zum Bund weniger stark steigt. „Das ist Ausdruck des Verlustes von hoch qualifizierten und gut bezahlten Industriearbeitsplätzen und der Ausweitung von billigen Dienstleistungsjobs“, sagt Jentgens.

„Der wachsende Niedriglohnsektor sorgt dabei dafür, dass bei immer mehr Menschen das Einkommen nicht zur Versorgung der Familie ausreicht“, beklagt Roman Schlag. Er ist beim Caritasverband für das Bistum Aachen Fachreferent für Arbeitsmarktfragen und Schuldnerberatung. Schon jetzt verdienten im Kreis Heinsberg zwölf Prozent der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten lediglich 2.000 Euro brutto pro Monat und weniger. Und unter denen verdienten Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit besonders schlecht.

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