Aktueller Arbeitslosenreport Jeder zehnte Arbeitnehmer im Kreis Viersen muss aufstocken
Kreis Viersen · Im Kreis Viersen sind annähernd 23 Prozent der Empfänger von Grundsicherung sogenannte Aufstocker. Ein großer Teil von ihnen sind Leistungsempfänger, die trotz Erwerbstätigkeit auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind. Das geht aus dem aktuellen Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW hervor, zu der auch der Caritasverband für das Bistum Aachen gehört.
Der Anteil der Menschen im Kreis Viersen, die zusätzlich zu ihrem sozialversicherungspflichtigen Lohnentgelt noch Hartz IV beantragen müssen, lag 2021 im Vergleich zum Jahr 2010 unverändert bei zehn Prozent. „Damit dürfen wir uns nicht abfinden“, sagt Stephan Jentgens, Diözesancaritasdirektor im Bistum Aachen.
Der Arbeitslosenreport zeigt zudem, dass das mittlere Einkommen im Kreis Viersen im Vergleich zum Bund weniger stark steigt. „Das ist Ausdruck des Verlustes von hoch qualifizierten und gut bezahlten Industriearbeitsplätzen und der Ausweitung von billigen Dienstleistungsjobs. Das geschieht im Kreis Viersen ausgeprägter als anderswo in Deutschland“, sagt Jentgens.
Freilich: Seit Anfang des Monats gilt der neue gesetzliche Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde. „Im Kreis Viersen kommt der höhere Mindestlohn 24.239 Beschäftigten zugute, die zuvor weniger als zwölf Euro pro Stunde verdienten. Das sind 21,9 Prozent aller Beschäftigten im Kreis Viersen, die grundsätzlich Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn haben“, berichtet der Vorsitzende des DGB-Kreisverbands, Klaus Neufeldt.
Vor allem Frauen und geringfügig Beschäftigten helfe die neue Lohnuntergrenze, sagt der Gewerkschafter. In Branchen wie dem Gastgewerbe, bei Lieferdiensten und im Einzelhandel verweigerten Arbeitgeber den Beschäftigten oft „anständige Löhne“, so Neufeldt. Er fordert bessere Kontrollen und mehr Personal bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit.
