Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW Langzeitarbeitslos: Quote steigt in Krefeld wegen Corona dramatisch an

Krefeld · Im März 2020, zu Beginn der Corona-Krise, waren in Krefeld 2107 Personen zwischen zwölf bis 24 Monaten arbeitslos. Heute, nach mehr als einem Jahr Pandemie, sind es 3172 Personen. Eine Steigerung von 50,5 Prozent.

 Im Mai 2021 waren in der Stadt Krefeld 115 Personen im Alter zwischen 15 und unter 25 Jahren und 1582 Personen zwischen 25 und unter 35 Jahren bereits ein Jahr oder länger arbeitslos.

Im Mai 2021 waren in der Stadt Krefeld 115 Personen im Alter zwischen 15 und unter 25 Jahren und 1582 Personen zwischen 25 und unter 35 Jahren bereits ein Jahr oder länger arbeitslos.

Foto: dpa/Arne Dedert

Die Caritas ist besorgt. In der Arbeitslosenstatistik für die Stadt Krefeld tauchen mehr und mehr langzeitarbeitslose Menschen auf, die wegen der Corona-Pandemie ihre Arbeit verloren oder den Einstieg in eine Arbeit nicht geschafft haben. Das geht aus dem aktuellen Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW hervor.

„Im März 2020, zu Beginn der Corona-Krise, waren in Krefeld 2107 Personen zwischen zwölf bis 24 Monaten arbeitslos. Heute, nach mehr als einem Jahr Pandemie, sind es 3172 Personen. Das entspricht einer Steigerung von 50,5 Prozent“, sagt Stephan Jentgens, Diözesancaritasdirektor im Bistum. Er fordert neben beruflicher Weiterqualifizierung verstärkt Coaching und psycho-soziale Beratung sowie niedrigschwellige offene Beratungs- und Begegnungsangebote im Sozialraum.

„Die Beratungsstellen Arbeit in NRW sind beispielsweise gerade jetzt enorm wichtig, damit Langzeitarbeitslose in ihrer schwierigen Situation Ermutigung, Unterstützung und den solidarischen Rückhalt der Gesamtgesellschaft erfahren können“, so Jentgens. Der Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW belegt, dass im Mai 2021 in Nordrhein-Westfalen vor allem Personen ohne Schulabschluss (in der Stadt Krefeld 28 Prozent) oder mit Hauptschulabschluss (in der Stadt Krefeld 41,4 Prozent) am stärksten von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind.

Roman Schlag, beim Caritasverband zuständig für Arbeitsmarktfragen, ist vor allem darüber besorgt, dass der stärkste Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit bei jüngeren und jüngsten Altersgruppen zu verzeichnen ist. Im Mai 2021 waren in der Stadt Krefeld 115 Personen im Alter zwischen 15 und unter 25 Jahren und 1582 Personen zwischen 25 und unter 35 Jahren bereits ein Jahr oder länger arbeitslos.

„Diese Zahlen beunruhigen mich“, sagt Schlag und warnt vor einer „Generation Corona“. Gerade in diesen Altersgruppen könne viel erreicht werden mit Bildungsberatung, Bildungsbegleitung und einer Art „Bildungsbonus“ für diejenigen, die sich beruflich neu orientieren und eine längere Qualifizierung absolvieren wollten.Aus der Langzeitarbeitslosigkeit in die Erwerbsarbeit einzusteigen, sei seit Ausbruch der Corona-Pandemie noch schwieriger geworden, sagt Schlag. Selbst Unternehmen, die nicht direkt vom Lockdown betroffen gewesen seien, hätten in wirtschaftlich unsicheren Zeiten kaum Spielraum für Neueinstellungen gehabt. „Wer arbeitslos wurde, fand wegen Corona nicht so schnell einen neuen Job, und deswegen sind mehr Arbeitslose als früher nun in die Langzeitarbeitslosigkeit abgeglitten“, erläutert Schlag. „Wir müssen alles tun, um jetzt den drohenden Sockeleffekt zu verhindern, der eintritt, wenn bestimmte Personengruppen am Ende nicht mehr aus der Arbeitslosigkeit herauskommen, weil der konventionelle Arbeitsmarkt mit jedem weiteren Jahr ihrer Langzeitarbeitslosigkeit immer weniger bereit ist, sie zu integrieren“, sagt er.

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