Seltenheit im Fußball Schiedsrichter-Quartett aus einer Familie

Krefeld · Vater Rüdiger Behrend sowie seine drei Söhne Malte, Justus und Moritz leiten an jedem Wochenende der Saison in verschiedenen Amateurklassen Fußballspiele. Letzterer leitet Spiele in der Landesliga und strebt höhere Ligen an.

 Das Schiedsrichter-Quartett aus einer Familie; von links: Vater Rüdiger Behrend mit seinen Söhnen Moritz, Justus und Malte.

Das Schiedsrichter-Quartett aus einer Familie; von links: Vater Rüdiger Behrend mit seinen Söhnen Moritz, Justus und Malte.

Foto: Behrends

Wenn in Kürze der Amateur-Fußball wieder rollt, dann greifen aus dem Krefelder Nordwesten ein Vater und seine drei Söhne an den Wochenenden wieder zur Pfeife und leiten auf unterschiedlichen Plätzen Fußballspiele. Vater Rüdiger Behrend und seine drei Söhne Malte, Justus und Moritz haben alle das gleiche Hobby.

Samstags und Sonntag wird es für Ehefrau und Mutter Regina manch mal ganz schön stressig. „Die Fußballschuhe müssen sie selber putzen, aber ich wasche natürlich die Schiedsrichterhemden, und den Essensplan stimme ich auch immer auf die Ansetzungen ab.“ Auf die Frage, was sie vom gemeinsamen Hobby hält, antwortet sie: „Ich finde das gut. Als Schiedsrichter erwirbt man auch Fähigkeiten, die man ansonsten nicht bekommt.“

2014 brachte der damals 14-jährige Sohn Moritz das Schiedsrichterwesen in die Familie. Er kickte zu dieser Zeit bei Preußen Krefeld in der Jugend: „Ich war kein besonders guter Spieler und habe in der Zeitung von einem Schiedsrichterlehrgang gelesen. Das ist doch ein interessantes Hobby, dachte ich. Dabei kann ich mein Selbstbewusstsein weiterentwickeln, und es ist Entschlussfreudigkeit gefragt. Dann gibt es auch noch ein kleines Taschengeld für Spielleitungen und freien Eintritt bei Bundesligaspielen. Also habe ich meine Eltern gefragt und die waren einverstanden“.

Sein Vater fuhr ihn nach Willich zu den Schulungsabenden. „Ich habe dann Herrn Gatz gefragt, ob ich mich dazu setzen darf, um die Wartezeit zu verkürzen. Er hatte nichts dagegen. Am zweiten Abend habe ich mich dann dazu entschlossen, aktiv teilzunehmen. Zusammen mit Moritz habe ich am 11. September 2014 die Prüfung abgelegt“, so der Vater der sechsköpfigen Familie zu der auch Tochter Mareike gehört.

2016 wurde der inzwischen 19-jährige Justus Schiedsrichter. Drei Jahre später folgte dann auch der mit jetzt 16 Jahren jüngste Sohn der Familie dem Lockruf des Schiedsrichterwesens.

Das Aushängeschild der Familie ist derzeit Moritz. Der 21-Jährige ist in diesem Sommer in die Landesliga aufgestiegen. Derzeit absolviert er ein duales Studium bei der Polizei. Das lässt ihm aber noch genug Zeit, um an seiner Schiedsrichterkarriere zu arbeiten. „Ich möchte mal so hoch pfeifen wie es geht“, sagt der bekennende Fan vom FC Schalke 04. Er gehört auch zum U21- Schiedsrichterkader des Fußballverbandes Niederrhein. Die Mitglieder treffen sich in jedem Quartal an einem Wochenende in der Sportschule in Duisburg. Hier stehen dann Regel- und Fitnesstests auf dem Programm.

Reingeschnuppert hat Moritz auch schon mal in der Oberliga. Als Assistent von Isabell Steinke (SV St. Töins) war er zusammen mit Tim Pelzer (Teutonia St. Tönis) bei einem Spiel des 1. FC Bocholt im Einsatz. Besonders gerne erinnert er sich an das C-Junioren-Halbfinal-Pokalspiel Bayer Uerdingen gegen den KFC Uerdingen in der Saison 2016/17. „Das war ein Abendspiel, es waren über 150 Zuschauer auf der Anlage am Löschenhofweg. Das Spiel war dramatisch und ging mit 2:2 nach Verlängerung ins Elfmeterschießen. Ich musste neben fünf Verwarnungen auch zwei Zeitstrafen und einen Feldverweis aussprechen. Nach dem Spiel kamen die Betreuer beider Mannschaften und viele Zuschauer zu mir und haben gesagt, super gepfiffen. Das hat richtig gut getan und mich zusätzlich motiviert“, sagt der frischgebackene Landesligaschiedsrichter, der auch im Lehrstab des hiesigen Fußballkreises mitarbeitet und Bundesliga Schiedsrichter Sascha Stegemann als sein Vorbild nennt.

 Bruder Malte hat als D-Jugendlicher bereits den Spaß als Spieler verloren und konzentriert sich ganz auf die Schiedsrichterei. „Ich strebe auch mal die Landesliga an“, sagt der 16-Jährige, der derzeit Jugendspiele leitet. Bereits in der B-Liga kommt der 19-jährige Justus zum Einsatz. „Ich pfeife nicht so viele Spiele wie meine Brüder und mein Vater. Mein Fokus liegt auf Tischtennis. Ich spiele in der Verbandsliga beim Anrather TK“, sagt der zweitälteste Sohn der Familie.

Kreisschiedsrichterobmann Andreas Kotira (SV St. Tönis) ist sehr froh, auf die geballte Schiedsrichterkompetenz aus einer Familie zurückgreifen zu können. „Die Familie Behrend schätze ich als sehr bodenständig. Gleich vier Schiedsrichter aus einer Familie zu haben, ist eine Ausnahme. Moritz musste sich alles hart erarbeiten, hat sich dabei kontinuierlich gesteigert. Malte traue ich langfristig auch den Sprung in die Landesliga zu. Läuferisch hat er noch Defizite, er ist aber ehrgeizig und charakterstark. Justus ist in meinen Augen ein großes Talent. Ich würde mich freuen, wenn er auch noch mehr auf die Karte Schiedsrichter setzt“, sagt Kotira. Alle Vier pfeifen für den Verein Preußen Krefeld und reisen zu Spielen in der näheren Umgebung meistens mit dem Fahrrad an.

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