Zeitgenössischer Tanz in Krefeld Tanzfestival „Move“ wird 20

Krefeld · Am 24. September beginnen die Tage des zeitgenössischen Tanzes. In aktuellen Produktionen aus NRW und Österreich geht es um menschliche Beziehungen, Corona und künstliche Intelligenz. Sogar DNA-Stränge werden vertanzt.

 Große Themen verhandelt Editta Braun in ihrer Choreografie „Layaz“. Es geht um Schutzhüllen und Identität, um Freiheit und Grenzen, um Weiblichkeit und Kulturen.

Große Themen verhandelt Editta Braun in ihrer Choreografie „Layaz“. Es geht um Schutzhüllen und Identität, um Freiheit und Grenzen, um Weiblichkeit und Kulturen.

Foto: Bettina Frenzel

Die Skeptiker waren zuversichtlich, dass das keine Dauer haben würde: Krefeld als namhafte Adresse für zeitgenössischen Tanz - kaum vorstellbar. Zumindest für viele nicht, als im Jahr 1994 „Move“ geboren wurde: die Krefelder Tage für modernen Tanz. 27 Jahre später hat Krefeld einen klangvollen Namen in der Tanzszene, seit 2012 findet das Tanztreffen jährlich statt - und etliche Fans warten darauf: Vom 24. September bis zum 13. November gibt es „Move“ zum 20. Mal.

Es ist ein kleines Jubiläum unter besonderen Bedingungen. Aber Dorothee Monderkamp vom Kulturbüro, die die Leitung von Jürgen Sauerland-Freer seit dessen Ruhestand übernommen hat, konnte im vergangenen Jahr bereits beweisen, dass auch so körperbetonte Genres wie Tanz unter strengen Corona-Schutzauflagen ihren Zauber entfalten und den Zeitgeist hinterfragen.

Corona spiegelt sich auch - aber oft nur subtil - als Thema in den Choreografien wieder, die in diesem Herbst auf der Studiobühne der Fabrik Heeder zu sehen sein werden. Verhüllung und Schutz thematisiert zum Beispiel Editta Braun aus Österreich in ihrer Produktion „Layaz“. Schützende, verhüllende Schichten legt eine junge Frau ab, um ihre eigene Identität darunter zu finden und zu offenbaren. Als „Stück über Identität, Freiheit, das „Andere“, das uns innewohnt – und über weibliche complicité über Generationen- und Kulturgrenzen hinweg“, beschreibt sie ihre Arbeit.

Österreich ist in diesem Jahr das Gastland, aus dem aktuelle Produktionen die Choreografien aus Nordrhein-Westfalen ergänzen, dazu kommen Workshops (auch online), Filme, Diskussionen und Kinderprogramm.

 „Move fordert immer wieder die Neugierde und die Auseinandersetzung heraus, möchte anregen, sich vom vielgestaltigen Potenzial des zeitgenössischen Tanzes begeistern zu lassen“, sagt Dorothee Monderkamp. Das ist das Tanz-Programm, das jeweils um 20 Uhr beginnt:

Freitag, 24. September: Für „Torso Modi“ hat Stephanie Thiersch Kompositionsaufträge an ungarische Komponistinnen und Komonisten vergeben, die - live begleitet vom Asasello Quartett - vertanzt werden als Erforschung tonaler und körperlicher Resonanzräume.

Mittwoch, 6. Oktober: In „Tonky Lonky“ hat die Israelin Reut Shemesh mit  der Bodhi Project Dance Company aus Salzburg Interviews, die sie zu Themen rund um Familie, menschliche Kommunikation und künstliche Intelligenz gefunden hat,  mittels Gesang und Lippensynchronisation inszeniert und in rhythmische Muster übertragen.

Samstag, 9. Oktober:  Die Yibu Dance aus Velbert zeigt „Whirling Ladder / Between“. Als Stream war die beeindruckende Auseinandersetzung mit der DNA-Struktur bereits in der Reihe  First&Further Steps  im Juni in Krefeld zu sehen.

Freitag, 15. Oktober: Die Kölner Compagnie Artmann & Duvoisin widmet sich mit „Umzug in eine vergleichbare Lage“ der Dokumentation von Zeitgeschehen.

Mittwoch, 20. Oktober: „1.618“ heißt die jüngste Produktion der Hungry Sharks Company aus Wien und Salzburg. Mit ihren Akteure aus der urbanen Tanzszene legt sie den  Fokus auf den Goldenen Schnitt.

Samstag, 23. Oktober: „Layaz“ von Editta Braun.

Dienstag, 26. Oktober: Was geschieht, wenn man die vertraute Behaglichkeit bewusst verlässt? In „Comfort Zone“ gehen Silke Z. und Resist Dance der Frage nach.

Sonntag, 31. Oktober: Hartmannmüller sind in Krefeld gute Bekannte auf der Tanzbühne. „No Fun“ ist ihr Debüt im Film: Skurrile Clowns  suchen friedliche Kommunikation und landen in der Vorhölle.

Samstag, 6. November: Ein Dialog von zwei Tänzern an einem Tisch: Das ist die Ausgangssituation in „One“, eine Arbeit des Wieners Willi Dorner. Die österreichische Presse feierte sie als Glanzstück zeitgenössischer Choreografie.

Samstag, 13. November: Nach einem Podiumsgespräch um 19 Uhr, startet um 20.30 Uhr die Cocoon Dance Company.  In „Standard“ stellt sie die traditionellen Regeln, die auf der Tanzfläche gelten, auf den Kopf und die Standards in Frage. 

 Das Festival wird möglich gemacht dank der Förderung der Kunststiftung NRW und des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Es  erfährt außerdem eine Unterstützung durch die Mittelzentrenförderung Tanz und Performance des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW für die Fabrik Heeder. So ist auch das Begleitprogramm möglich: Der Performance-Tanzfilm „praktisch galaktisch“ des Düsseldorfer Choreografen Daniel Ernesto Mueller wird für Kinder ab 5 Jahren in der Kinderkino-Reihe Spunk gezeigt. Für Tänzer ab 4 Jahren gibt es ein interaktives, digitales Programm per Zoom: tanzfuchs bietet mit „Tanz @ Home“ einen Hand in Hand-Workshop an – gemeinsam für Kinder und Erwachsene.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort