Kriminalitätsstatistik Kripo ist wachsam: Menschenhandel und Clan-Kriminalität

Krefeld · Polizeipräsident Rainer Furth stellte gestern die Kriminalitätszahlen für 2018 vor: Rekord-Minus bei hoher Aufklärungsquote

Diese Fälle hat es 2018 gegeben
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Foto: dpa/Boris Roessler

Krefelds Polizeipräsident Rainer Furth hat ein Problem: Der Rückgang der Kriminalität in der Stadt wird nach seiner Meinung in der Bevölkerung nicht so wahrgenommen, wie er es verdient hätte. Das so genannte „subjektive Sicherheitsempfinden“ der Einwohner passe nicht zur guten Aufklärungsarbeit seiner Beamten und zum Rekordtiefstand der Fallzahlen bei den Straftaten seit Beginn der statistischen Auswertungen. Die sinken kontinuierlich von rund 25.000 vor zehn Jahren auf 23.307 vor fünf Jahren und aktuell 21.742 für das vergangene Jahr. Knapp 60 Prozent der Straftaten wurden aufgeklärt – sprich der Staatsanwaltschaft ein Tatverdächtiger präsentiert. Darüber, in wie vielen Fällen die Gerichte später zu einer Verurteilung kommen, gibt es keine Angaben.

„Ich nehme das Sicherheitsgefühl der Bürger sehr ernst“, sagte Furth am Mittwoch bei der Vorstellung der Kriminalitätszahlen für 2018. Mit dem so genannten Präsenzkonzept würden seine Beamten in der Stadt zeigen, dass sie gewillt sind, Recht und Ordnung durchzusetzen. Erfolge seien zu erkennen. Die illegale Wohnungsprostitution in der Südstadt existiere gleichsam nicht mehr. Die Schwerpunktaktionen gegen Clan-Kriminalität im Ruhrgebiet würden in Krefeld genau beobachtet. „Wir sind für den Fall gewappnet, dass es zu Verdrängungseffekten aufs Land oder ins Linksrheinische kommt“, erklärte der Polizeipräsident. Die Rockerszene spiele in der Seidenstadt derzeit keine Rolle mehr. Das sei das Ergebnis dauerhafter Kontrolle in der Vergangenheit.

Ein weiteres, so genanntes Dunkelfeld genießt die volle Aufmerksamkeit der Krefelder Kriminalpolizei: Menschenhandel, Zwangsprostitution, Ausbeutung der Arbeitskraft und Ausnutzung einer Freiheitsberaubung. „Auf dem Sektor sind wir mit 13 Fällen in zwei Jahren in einem schwer zugänglichen Milieu auf dem Niveau von Großstädten“, sagte Furth. Zur Einordnung sagte er nur ein Wort: „Bordell“.

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Foto: dpa/Friso Gentsch

Ein ganz anderes Dunkelfeld stellt die häusliche Gewalt dar. 677 Fälle wurden polizeibekannt. 89 mehr als im Vorjahr. Meistens handelt es sich um Körperverletzungen, Beleidigungen und Bedrohungen. 271 Mal wurde der Verursacher für eine Dauer von bis zu zehn Tagen der Wohnung verwiesen. Rund 90 Prozent der Täter sind Männer. „Von häuslicher Gewalt will keiner etwas wissen“, meinte Furth. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein. Kinder wenden sich in den seltensten Fällen an die Polizei.

Stattdessen ist es vor allem das Niveau der Straßenkriminalität, das das Bild von einer sicheren Stadt zeichnet. Mit 22 Prozent ist mehr als jede fünfte Straftat diesem Bereich zuzuordnen. Die Zahl ist mit 4786 Fällen nahezu konstant zum Vorjahr. Die Aufklärungsquote liegt bei 17,6 Prozent. Das heißt ungefähr, fünf Fälle von sechs Fällen bleiben ungeahndet. Weniger wurden Sachbeschädigungen an Autos und durch Graffiti-Schmierereien sowie Taschendiebstähle. Mehr wurden Diebstähle aus Kraftfahrzeugen, Exhibitionismus, Raubüberfälle, gefährliche Körperverletzungen und sonstige Sachbeschädigungen.

661 Mal waren die Straftaten im vergangenen Jahr der Kategorie Gewaltkriminalität zuzuordnen. Drei Viertel davon wurden aufgeklärt. Viermal kam es zu versuchten Tötungsdelikten. 22 Mal zu Vergewaltigungen. Häufiger aktenkundig war der sexuelle Missbrauch von Kindern. 82 statt 68 Fälle sind statistisch  erfasst. Kriminaldirektor Karlheinz Winkler berichtete von Internet-Chats, in denen verfängliche Fotos übermittelt worden seien, mit denen die Kinder dann erpresst und zu noch eindeutigeren Fotos genötigt worden seien.

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Foto: Polizei Krefeld

Kinder und Jugendliche sind nicht nur Opfer, sondern auch Täter: 1157 Tatverdächtige im Alter von bis zu 17 Jahren sind 2018 auffällig geworden. 330 davon waren im Kindesalter, 827 älter als 14 Jahre.  „Nach zehn Jahren des Rückgangs ist die Jugendkriminalität erstmals wieder gestiegen“, sagte Furth. Intensivtäter seien unter den Kindern nicht zu finden, sagte Günther Nast aus der Führungsstelle Direktion Kriminalität. Bei den Jugendlichen hingegen seien acht oder neun als Intensivtäter zu bezeichnen, die in einem Jahr gleich mehrfach straffällig geworden seien. „Die bekommen so etwas wie Manndeckung“, erklärte Nast. Das bedeutet, ein Sachbearbeiter kümmert sich um einen Intensivtäter und steht in engem Kontakt mit der Staatsanwaltschaft. So kommt es schneller zu Gerichtsverfahren und oft im Laufe eines Jahres zu einer Verurteilung.

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