Zeltstadt für Flüchtlinge in Krefeld wird abgebaut Ukrainer ziehen über den Winter ins Studentenheim

Krefeld · Im Zeltlager in Forstwald wird es demnächst für die Flüchtlinge zu kalt. Im Oktober siedeln viele um zur Adlerstraße. Wo noch Wohnungen bezogen werden sollen.

 Die Zeltstadt auf dem Gelände der alten Kaserne winterfest zu machen, wäre extrem aufwendig.

Die Zeltstadt auf dem Gelände der alten Kaserne winterfest zu machen, wäre extrem aufwendig.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die enge Kooperation der Stadt Krefeld mit der Krefelder Wohnstätte und anderen im Bereich der Flüchtlingsaufnahme tätigen Träger wie Malteser oder DRK zahlt sich aus. „Die Steuerung des Flüchtlingsstromes ist nicht leicht, aber wir bringen die ukrainischen Flüchtlinge gut durch den Winter“, sagte Stadtdirektor Markus Schön. Die schwierigste Hürde ist genommen, indem die Krefelder Wohnstätte die anstehende Renovierung des Studentenheimes an der Adlerstraße zurückstellt. Die 132 Plätze dieses Wohnheims werden ab Oktober von ukrainischen Flüchtlingen bezogen, die derzeit noch in Zelten auf dem Gelände der Forstwald – Kaserne untergebracht sind.

Diese Zelte könnten nur mit hohem Aufwand winterfest und energetisch aufgerüstet werden, sodass sie jetzt sukzessive abgebaut werden. „Wir hatten im Forstwald knapp 1000 Plätze vorgehalten. Diese wurden aber nur knapp zur Hälfte belegt. Die Flüchtlinge aus diesem Standort können wir an kleineren Standorte unterbringen“, erklärte Andreas Pamp, Fachbereichsleiter Migration und Integration.

Thomas Siegert, Vorstand der Wohnstätte, verweist bei der Unterbringungsfrage außerdem auf den Wohnungsbestand der Wohnstätte. So werden einige für die Vollsanierung vorgesehene Wohnblocks am Weidenbruchweg vorerst nicht für Modernisierung freigegeben, sondern für Flüchtlinge vorgehalten.

„Dieser Krieg in der Ukraine bestimmt unseren Alltag auf vielerlei Weise“, sagt Stadtdirektor Schön. Mit weitreichenden Waffen zerstört der russische Aggressor gezielt die ukrainische Infrastruktur. Elektrizitäts- und Wasserwerke, Brücken, Straßen, Industriebetriebe, Krankenhäuser, Schulen und Theater werden systematisch zerstört, bevor er seine Soldaten nachrücken lässt. Niemand kann sich an irgendeinem Ort in der Ukraine sicher fühlen. In der  Folge sind Millionen Ukrainer auf der Flucht, viele im Lande selber. Andere  fliehen ins umliegende Ausland,  so auch nach Krefeld.

Seit Beginn des russischen Überfalls kamen 3315 Menschen nach Krefeld, von denen 2895 erfasst wurden. Inzwischen sind 2610 offiziell gemeldet. 459 Ukrainer leben in öffentlichen Unterkünften und 1551 in Privatwohnungen. Die Zahlen divergieren ein wenig, da nicht wenige unerfasst privat unterkamen.

Ukrainische Flüchtlinge genießen um Gegensatz zu anderen, die einem Standort zugewiesen worden sind, volle Bewegungsfreiheit. Markus Schön kritisiert, dass das Land NRW mit der Steuerung der Flüchtlingsströme nicht nachkomme. Das liege an dem noch nicht zureichenden Stand der Vernetzung mit den zuständigen Stellen mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).

Als Antwort auf den verstärkten Zustrom der Flüchtlinge in die großen Städte hat die Stadt Krefeld einen neuen Steuerungsmodus eingeführt, indem sie nur noch enge Verwandte, erkrankte Flüchtlinge und minderjährige ukrainische Flüchtlinge aufnimmt. Bis auf das Saarland und Baden-Württemberg haben alle anderen Bundesländer diese Praxis übernommen, deren Ziel eine gleichmäßigere Verteilung der Flüchtlinge zwischen städtischem und ländlichem Raum ist. Zwei Drittel der in Krefeld lebenden Ukrainer sind Frauen und minderjährige Kinder. Die Männer  sind zurück geblieben und verteidigen ihr Land.

Fachbereichschef Andreas Pamp weist auf den steigenden Beratungsbedarf der Flüchtlinge bei längerer Dauer des Krieges. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut werden neue Deutschkurse speziell für ukrainische Lehrkräfte zusammengestellt. Das Jobcenter Krefeld bearbeitet Arbeitsgesuche und Anträge auf Kindergeld. „Unser Krisenstab tagt wöchentlich“, erklärt Markus Schön, „in Anbetracht der unsicheren Lage planen wir zunächst nur über den Winter.“

Derzeit werden 453 ukrainische Schüler an Krefelder Schulen unterrichtet. Auch hier ist der Krefelder Stadtdirektor optimistisch: „Krefeld hat noch weitere Kapazitäten“, sagt er.

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