Bürgermonitor in Krefeld Krefelderin wehrt sich gegen Kanalsanierungskosten

Krefeld · Für einen defekten Kanal soll die Krefelderin zahlen. Sie verweist auf Straßenbauarbeiten und vermutet, der Schaden sei dabei entstanden.

 Die Straße vor dem Haus ist frisch geteert, die Arbeiten nicht lange her. Hausbesitzerin Anna-Maria Goebel vermutet, dass der Kanal bei diesen Maßnahmen beschädigt wurde.

Die Straße vor dem Haus ist frisch geteert, die Arbeiten nicht lange her. Hausbesitzerin Anna-Maria Goebel vermutet, dass der Kanal bei diesen Maßnahmen beschädigt wurde.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Anna-Maria Goebel hat mittlerweile einen großen Ordner voller Schreiben, Kostenvoranschlägen, Antworten von Stadt und Versicherungen und anderen Papieren. Penibel dokumentiert die Rentnerin, die einst selbst als Landesbeamtin arbeitete, jeden Schritt. Es geht um den Kanalanschluss ihres Hauses. Dieser ist defekt und nun soll sie ihn sanieren lassen — auf ihre Kosten. Doch die 67-Jährige möchte das nicht einfach akzeptieren.

„Zunächst einmal halte ich es für ziemlich fragwürdig, dass in Krefeld der Hauseigentümer für das Kanalstück vom Hauptkanal bis ins Haus verantwortlich ist. In Kempen oder Tönisvorst zum Beispiel endet die Verantwortlichkeit des Hausbesitzers an der Grundstücksgrenze“, sagt sie. In ihrem Falle würde diese Regelung bedeuten, dass sie aus der Haftung wäre, denn der Schaden wurde rund 30 Zentimeter unterhalb des Asphalts der Straße festgestellt. Für Goebel wäre dies auch die richtige Vorgehensweise.

„Vor nicht all zu langer Zeit wurde hier die komplette Straße saniert. Dabei wurden natürlich auch Erdarbeiten vorgenommen. Nun wurde der Schaden am Kanal - wohlgemerkt, an der Oberseite - festgestellt. Da liegt es doch nahe, dass ein Zusammenhang besteht. Als ich daraufhin beim Kommunalbetrieb (KBK), der die Arbeiten ausgeführt hat, anrief, fragte man mich, ob ich das beweisen könne. Wie soll ich denn beweisen, dass die Arbeiter einen Schaden verursacht haben?“, fragt sie eher rhetorisch. Schließlich sei es nicht eben üblich, Bauarbeiten vor dem Haus stetig zu dokumentieren. Überdies wäre sie nie auf den Gedanken gekommen, dass es zu Schäden kommen könne.

„Der Kanal ist so, seit ich das Haus gekauft habe. Ich gehe da ja nicht ran. Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, dass dort etwas defekt sein könnte“, sagt die Seniorin. Der Schaden fiel auf, weil sie einen anderen Defekt sanieren lassen wollte. „Ich hatte ständig eine feuchte Stelle im Keller. Da war eine Abdichtung im Revisionsschacht nicht in Ordnung, wodurch Wasser hinein lief. Aus dem Kanal kam nichts, da habe ich auch ein Rückschlagventil“, erzählt Goebel. Dennoch untersuchte die beauftragte Firma den Kanalanschluss mit einer Kamerasonde. Dabei wurde ein Loch im Kanal entdeckt, das nun behoben werden soll. Kostenpunkt: gut 600 Euro zuzüglich der Gerätschaften.

„Das ist für mich als Rentnerin viel Geld. Und ich wüsste nicht, wie ich für das Loch verantwortlich sein soll. Es befindet sich auf elf Uhr, also an der Oberseite des Rohres, kann also auch nicht durch Wasser oder etwas Ähnliches verursacht sein. Ein Schaden an einem PVC-Rohr entsteht nur durch äußere Einflüsse. Also schwere Lastwagen oder eben durch Bauarbeiten und unsachgemäße Verdichtung“, vermutet sie. Darum fordert sie vom KBK nun das Abnahmeprotokoll der Erdarbeiten an. Insbesondere möchte sie über alle Arbeiten im Zusammenhang mit Erdverdichtungen vor ihrem Haus informiert werden.

Der Ärger steigert sich noch, da auch ihre Versicherung offenkundig eher auf die Rechtslage in den erwähnten Nachbargemeinden abgestimmt ist. „Sachversicherer zahlen bei der Wohngebäudeversicherung nur Schäden bis zur Grundstücksgrenze. Alle weiteren Kanalstücke können nicht versichert werden. Das geht doch nicht“, echauffiert sie sich. Ihrer Ansicht nach gehört die Regel für Krefeld generell geändert. „In meinem Falle ist es ja noch erträglich. Ich habe eine Revisionsöffnung 70 Zentimeter von der Straße entfernt. Diese ist sehr schmal, zum Kanal ist es nicht weit. Aber manche Menschen haben hier viele Meter unter der Straße zu überbrücken. Hier zu fordern, dass sie für Schäden zahlen, die sie nicht einmal selbst verursachen, kann doch nicht sein. Das kann, wenn Straßen aufgerissen werden müssen, schnell auch in die Tausende gehen“, sagt sie. Darum will sie weiter kämpfen - für eine Regelung, die die Hausbesitzer, wie sie sagt, keinen unzumutbaren Belastungen aussetzt und sie nicht allein lässt.

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