Spannungsspitze im Netz in Neuss Schaden durch „Einschaltblitz“

Neuss · Hans-Georg Wolf sitzt auf einem 1000-Euro-Schaden, der eintrat, als nach einer Lebensrettung zwei Höchstspannungsleitungen wieder ans Netz gingen. Doch niemand interessiert sich für seinen Spannungsschaden.

 Am 21. August kletterte ein psychisch labiler Mann auf den Mast einer Freileitung. Sie wurde abgeschaltet, sodass 100.000 Menschen ohne Strom waren. Beim Wiedereinschalten kam es offensichtlich zu Schäden durch Spannungsspitzen.

Am 21. August kletterte ein psychisch labiler Mann auf den Mast einer Freileitung. Sie wurde abgeschaltet, sodass 100.000 Menschen ohne Strom waren. Beim Wiedereinschalten kam es offensichtlich zu Schäden durch Spannungsspitzen.

Foto: Stephan Seeger

Hans-Georg Wolf sieht sich als „Opfer einer Lebensrettung“. Denn der Stromversorger Westnetz nahm vor einem Monat zwei Höchstpannungsleitungen vom  Netz, damit ein psychisch labiler Mann gerettet werden konnte, der auf einen Mast der Freileitung geklettert war – und beim Wiedereinschalten knallte bei Wolf der Durchlauferhitzer durch. Seitdem läuft der Rentner von Pontius zu Pilatus, ohne irgendwo Gehör zu finden. Niemand fühlt sich verantwortlich, keiner ersetzt ihm den Schaden. Der liegt bei immerhin 1000 Euro.

Installateur Michael Vosdellen hat neben Wolf noch vier Kunden, denen Gleiches widerfuhr. Der zeitliche Zusammenhang lässt für ihn keinen anderen Schluss zu, als die Ursache für die „zerschossene Elektronik“ in einer einmaligen Stromspitze nach dem Einschalten  zu vermuten. Betroffen waren nur Geräte eines Hersteller sagt er, doch der sehe sich auch nicht haftbar. Genauso wie die Stadtwerke, wo nach Angaben von Firmensprecher Jürgen Scheer nur ein Kunde nach Schadenersatz fragte, aber an den Netzbetreiber verwiesen wurde. Auch dort wurde Wolf nicht geholfen. „In diesem Fall kann durch Westnetz kein Schadensersatz geleistet werden. In der besonderen Situation bestand Gefahr für Leib und Leben, und wir wurden von der Polizei angewiesen, die Stromversorgung zu unterbrechen“, erklärt Judith Meuter. Aber auch bei der Polizei, wie anschließend beim Opferschutz, der Verbraucherzentrale und seiner Versicherung kam Wolf nicht weiter.

Bei Elektro Prechters gab es – trotz eines  professionellen Spannungsschutzes – auch einen Elektronikschaden durch den „Einschaltblitz“, berichtet Wilfried Strunk, der auch von Kunden gehört hat, wo anschließend zum Beispiel die Zeitschaltuhr für die Rollladen defekt war. Spannungsspitzen von bis zu 1000 Volt, die für Millisekunden auftreten, wenn der Strom zurückkommt, „können Geräte platt bügeln“, sagt Strunk. Erst recht, wenn sich der Kondensator, der  sonst Schwankungen ausgleichen hilft, schon entladen hat. Sein Tipp: „Wenn der Strom weg bleibt, alle Sicherungen raus drehen“.

(-nau)
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