Neue Selbsthilfegruppe in Kleve Gewaltopfer stehen zusammen

<img class="rteClosedtag" title="&lt;cColorPaper&gt;" src="/image/icon_closedtag_minigif">Kleve/Emmerich<img class="rteClosedtag" title="&lt;cColor&gt;" src="/image/icon_closedtag_minigif"> · Ab der kommenden Woche treffen sich im Klever Selbsthilfebüro Frauen, die Opfer von Drohung, Belästigung und Erniedrigung wurden. Die Folgen der Corona-Krise seien noch kaum abzuschätzen, so eine Expertin.

  Raus aus der Anonymität, gemeinsam Hilfe finden: Psychische Gewalt, emotionaler Missbrauch oder toxische Beziehungen – das sind Themen der neuen Selbsthilfegruppe „Psychische Gewalt“, die sich in Kleve gründet.

Raus aus der Anonymität, gemeinsam Hilfe finden: Psychische Gewalt, emotionaler Missbrauch oder toxische Beziehungen – das sind Themen der neuen Selbsthilfegruppe „Psychische Gewalt“, die sich in Kleve gründet.

Foto: dpa/Sina Schuldt

Psychische Gewalt, emotionaler Missbrauch oder toxische Beziehungen – die Probleme der Frauen, die am Freitag in Kleve eine neue Selbsthilfegruppe zum Thema „Psychische Gewalt“ gründen, sind groß. „Psychische Gewalt existiert im familiären, privaten oder beruflichen Umfeld und geht mit wiederkehrenden Grenzüberschreitungen einher“, sagt Carolyn Kempers, Sozialpädagogin beim Selbsthilfebüro, das vom Paritätischen Wohlfahrtsverband getragen wird. Um 18 Uhr geht es an der Nassauerstraße 1 mit einem ersten Kennenlern- und Austauschtreffen los.

„Die Täter wahren den Schein nach außen. Die Opfer erleiden seelische Verletzungen und langfristige Prägungen“, so Carolyn Kempers. Die Frauen sollen einander gegenseitig helfen, über ihre Erfahrungen sprechen und gemeinsam an Lösungswegen arbeiten. Die wichtigste Botschaft lautet: Niemand steht mit seinem Problem alleine da.

Meist würde es den zuvorderst männlichen Tätern um Macht, Dominanz, Kontrolle und die Aufwertung des oft schwachen Selbstwertes gehen. Für Außenstehende seien die folgenschweren Übergriffe, Zusammenhänge, Ausmaße und Konsequenzen in der Regel schwer erkennbar, so der Paritätische Wohlfahrtsverband. Deshalb würde auch häufig zu spät eingegriffen, die Tortur hält für die Frauen an.

Das Selbsthilfebüro informiert über Selbsthilfe, vermittelt in bestehende Gruppen, verweist auf professionelle Hilfsangebote, kooperiert mit Fachleuten und ist behilflich bei der Gründung von Selbsthilfegruppen. Doch welche Folgen hatte Corona auf die Arbeit der Beraterinnen? „Ich selbst habe noch keine erhöhte Nachfrage nach Selbsthilfegruppen registriert. Aber wir stehen in einem engen Austausch mit der AWO und der Stadt Kleve. Von dort bekommen wir schon zu hören, dass die Probleme größer und die Anfragen mehr werden“, so Kempers.

Ende vergangenen Jahres hat das Selbsthilfebüro gleich mehrere Selbsthilfegruppen neugegründet, in Goch, Geldern und Straelen. Die Frauen beschäftigen sich mit den Themen psychischer Gewalt sowie Angst und Panik. „Auch wenn die Nachfrage nun nicht deutlich gestiegen ist, haben wir sowieso immer eine hohe Zahl von Menschen, die sich bei uns melden“, sagt die Klever Sozialpädagogin, die sich auf den Bereich der Selbsthilfegruppen spezialisiert hat.

Klar sei aber auch: Es ist längst nicht ausgeschlossen, dass die Corona-Pandemie bei vielen für größere psychische Probleme und Schwierigkeiten im privaten Bereich gesorgt hat. „Bis es soweit ist, dass Menschen bei der Selbsthilfe ankommen, haben sie meist schon andere Angebote in Anspruch genommen, sich bereits an Beratungsstellen gewandt. Dann hat man schon eine große Hürde genommen und ist professionell an Hilfen angebunden“, sagt Carolyn Kempers. Nur könne der Schritt zur Selbsthilfe durchaus Jahre in Anspruch nehmen. „Da werden wir die Folgen von Corona vielleicht erst in drei Jahren spüren“, so Kempers im Gespräch mit unserer Redaktion.

Parallel zum Neustart in Kleve gründet sich am Donnerstag, 17. Februar, um 18 Uhr im Seniorencafé am Neumarkt in Emmerich eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Depressionen. „Jeder dieser Menschen hat Angehörige und diese gilt es ebenso in den Fokus zu nehmen. Denn Angehörige leisten viel, manchmal sogar mehr als sie können und schaffen. Sie gehen regelmäßig über ihre Grenzen“, heißt es vom Selbsthilfebüro. So soll in der Rheinstadt ein Austausch über die Erkrankung, das Zusammenleben oder Freundschaften, über Hilfen und Unterstützung sowie über Überlastung und Schuldgefühle stattfinden.

Information Eine Kontaktaufnahme ist unter 02821 7800 12 oder selbsthilfe-kleve@paritaet-nrw.org möglich.

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