Für Minister Laumann eine „prägende Persönlichkeit“ Trauer um Uwe Dönisch-Seidel

Kleve · Uwe Dönisch-Seidel (67) ist tot. Der Klever war verantwortlich für den Maßregelvollzug des Landes NRW, er war Kunstfreund und Galerist, Vorsitzender des 1. FC Kleve und Familienmensch.

  Uwe Dönisch-Seidel ist kurz vor seinem 68. Geburtstag plötzlich und unerwartet gestorben.  

Uwe Dönisch-Seidel ist kurz vor seinem 68. Geburtstag plötzlich und unerwartet gestorben.  

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Freunde und Bekannte kennen Uwe Dönisch-Seidel in der großen Runde sitzend, mit sonorer Stimme das Gespräch leitend, jovial, humorvoll. Es ist die gleiche Stimme, die ein Kunstwerk, einen Künstler oder eine Künstlerin würdigte bei der Rede zur Ausstellungseröffnung, die aber auch deutlich die Vorkommnisse in einer der vielen Maßregelvollzugsanstalten des Landes Nordrhein-Westfalen einzuordnen und zu erklären versuchte, Reformen vorantrieb. Die in Diskussionen überall im Land Nordrhein-Westfalen von der Notwendigkeit redete und unermüdlich die vielen Gegner zu überzeugen suchte, dass man in psychiatrischen Kliniken auch den Maßregelvollzug berücksichtigen muss und diese Menschen untergebracht werden müssen: Zur Therapie, aber auch zur Sicherung. Jetzt ist diese Stimme verstummt. Uwe Dönisch-Seidel verstarb plötzlich und unerwartet. Er wäre Anfang Mai 68 Jahre alt geworden.

Uwe Dönisch-Seidel war der Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug NRW und hatte erst jüngst den millionenschweren Ersatzneubau für die Forensik in Bedburg-Hau angestoßen, befand sich mitten im Prozess des notwendigen Ausbaus des Vollzuges für psychisch Kranke oder suchtkranke Straftäter. „Die Nachricht vom plötzlichen Tod Uwe Dönisch-Seidels hat mich erschüttert. Uwe Dönisch-Seidel war eine prägende Persönlichkeit in NRW“, würdigt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann den Verstorbenen. Dönisch-Seidel habe das Amt des Landesbeauftragten für den Maßregelvollzug mit großem Engagement sowie hoher fachlicher und persönlicher Kompetenz inne gehabt und habe sich dabei um die Weiterentwicklung des Maßregelvollzugs in NRW besonders verdient gemacht. „Uns verband dabei eine langjährige Zusammenarbeit, bei der ich neben seiner Fachlichkeit vor allem seine menschliche Art kennen- und schätzen gelernt habe. Uwe Dönisch-Seidel wird uns, aber auch mir ganz persönlich fehlen. Mein Mitgefühl gilt vor allem seiner Frau, seinen Kindern und den Angehörigen. Wir werden Uwe Dönisch-Seidel ein ehrendes Andenken bewahren“, so Minister Laumann.

Die Psychiatrie war Beruf und Berufung des approbierten Psychotherapeuten und Fachpsychologen für Rechtspsychologie, der 1999 Landesbeauftragter für den Maßregelvollzug wurde. Vorher war er über 20 Jahre Psychologe in der LVR-Klinik Bedburg-Hau. Er war Autor für Fachzeitschriften, Mitherausgeber der Fachzeitschrift „Recht & Psychiatrie“ und gehörte zu den Initatoren der bis heute erfolgreichen forensischen Fachtagung „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“. Wobei Dönisch-Seidel als Schlagzeuger das eine oder andere Mal in den Symposien auch für den Rock’n’Roll sorgte.

Der Kunstfreund gehörte zu den Gründern des ArToll-Kunstlabors, zuvor hatte er 1988 die Galerie Dönisch-Seidel gegründet. Dabei arbeitete er mit Klever Malern und Bildhauern (wie Günther Zins oder Barbara Schroeder) zusammen, zeigte aber auch spannende, internationale Positionen: Hans Hartung war bei ihm in Kleve zu sehen, Bernhard Johannes Blume und gleich dreimal Joseph Beuys. Aber auch starke Briten und nach dem Fall der Mauer junge Künstler aus der DDR kurz vor dem Durchbruch. Mit der Gründung des Vereins der Klever Wirtschaft zur Förderung junger Kunst gab er einige Zeit das regionale Kunstheft „art-regional“ heraus. Nachdem er die Galerie aufgegeben hatte, blieb Dönisch-Seidel Sammler und Mäzen, wenn er gezielt Werke von Künstlern kaufte.

Er war Vorsitzender des 1.FC Kleve, als die Mannschaft in die Regionalliga aufstieg – und doch sollte die Zeit beim 1.FC ein dunkles Kapitel für den Spitzenbeamten des Landes Nordrhein-Westfalen werden. Letztlich musste er als Vorsitzender gerade stehen, als der Verein abstürzte und in die Schlagzeilen geriet.

Trotz aller Verpflichtungen blieb Uwe Dönisch-Seidel Familienmensch, genoss mit seiner Frau und seinen drei Söhnen und ihren Familien die Atlantikküste bei Bordeaux, Freunde und Bekannte verwöhnte er auch als vorzüglicher Koch, als Genussmensch, der die schönen Künste ebenso schätze wie das gute Leben.

 Uwe Dönisch-Seidel wird fehlen, im Bild seiner Heimatstadt, aber auch als prägende Persönlichkeit in NRW, wie Karl-Josef Laumann ihn würdigte.

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