Wasserburg Erinnerung an Leisner und Gonsenheimer

Kleve-Rindern · In der Wasserburg Rindern wurde die Karl-Leisner-Wanderausstellung eröffnet. Zeitgleich wurde ein geschichtliches Projekt von Schülern und Lehrern des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Kleve vorgestellt.

 Ein Blick auf einige Schüler des Klever Freiherr-Stein-Gymnasium, deren Projekt ebenfalls auf der Wasserburg Rindern vorgestellt wurde.

Ein Blick auf einige Schüler des Klever Freiherr-Stein-Gymnasium, deren Projekt ebenfalls auf der Wasserburg Rindern vorgestellt wurde.

Foto: Markus van Offern (mvo)

 „Frieden und Freiheit, Demokratie und Meinungsfreiheit mussten erkämpft werden“, sagte  Kurt Kreiten, Direktor der Wasserburg Rindern, zur Begrüßung einer Veranstaltung, die zwei Schwerpunkte hatte: Die Eröffnung der Karl-Leisner-Wanderausstellung, die zum ersten Mal im Katholischen Bildungszentrum in Rindern gezeigt wird, und zweitens die Vorstellung des Projektes „Erinnern und verstehen, statt ignorieren und vergessen“ durch Lehrer und Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Kleve.

„Karl Leisner war kein Mitläufer und Wendehals, sondern hat bis zuletzt zu seinen christlichen Idealen und zum Glauben gestanden. Er hat als junger Mensch und zu Zeiten, als die Mehrheit der Deutschen verblendet mitgemacht haben, das Barbarische und Brutalistische im NS-System früh gesehen“, führte Direktor Kreiten aus. Er erinnerte daran, dass der 9. November ein passender Tag zum Gedenken sei. Vor 80 Jahren, am 8. November 1939, wagte Georg Elser sein Attentat auf Adolf Hitler, ebenfalls vor 80 Jahren am 9. November 1939 erfolgten die Verhaftung und die Leidenszeit von Karl Leisner. Vor 30 Jahren, am 9. November 1989, waren die Öffnung der Mauer und das Ende der DDR-Diktatur, und schließlich am 9. November 1938, also vor 81 Jahren, wurde bei der Pogromnacht auch die Klever Synagoge in Brand gesteckt.

„Anlass des heutigen Gedenkens ist die Priesterweihe und Primiz von Karl Leisner vor 75 Jahren in der Hölle des Konzentrationslagers Dachau“, sagte die Vizepräsidentin des IKLK, Monika Kaiser-Haas, die unter den Gästen den Klever Vizebürgermeister Josef Gietemann und den ehemaligen Schulleiter Klaus Riße begrüßen konnte. Die Nichte des Seligen Karl Leisner schilderte anschaulich die Vorbereitungen zur geheimen Priesterweihe im KZ Dachau. Der belgische Jesuitenpater Léon de Coninck, der dem französischen Bischof Gabriel Piguet von Clermont die Bitte vortrug, den schwerkranken Diakon zum Priester zu weihen, argumentierte: „Die Weihe eines Priesters in diesem Lager, das der Vernichtung von Priestern dient, wäre eine Vergeltung Gottes und ein Siegeszeichen des Priestertums über das Nazitum.“ Dann stellte Monika Kaiser-Haas den Anwesenden die Wanderausstellung vor und wies auf die erste, letzte und einzige heilige Messe des todkranken Karl hin.

Nils Looschelders, Lehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium,  berichtete ausführlich über das Projekt „Erinnern und verstehen, statt ignorieren und vergessen.“ Er nannte vier Punkte auf die Frage „Wie kann Verstehen und Erinnern überhaupt gelingen?“, nämlich:  Begriffliche Klarheit, Gegenwartsbezug, personaler und emotionaler Bezug. Dabei führte er die Beschäftigung mit ganz konkreten persönlichen Schicksalen in einer Diktatur an und nannte dabei Karl Leisner und Max Gonsenheimer, die beide das Klever Gymnasium besuchten. Er zitierte dabei Karl Leisner: „Mancher verflixte Nazilehrer wird mir eine Falle stellen wollen, mich hindern wollen, mein Abitur fein zu bauen“.  Looschelders: „Dieses erste Zitat wurde tatsächlich Realität“. Bemerkenswert waren auch die Ausführungen über Max Gonsenheimer, Mitglied einer großen jüdischen Familie in Kleve, mit dem sich der Projektkurs beschäftigen wird. Den Abschluss des Kursus bildet eine Gedenkstättenfahrt zum ehemaligen KZ Sachsenhausen. 20 Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse,  die an dem Gedenken teilnahmen, haben den Kurs gewählt. Die Schüler Laurens Hendrickx und Noel Lamers gehören dazu. Dabei nannten sie auch ein Beispiel: Rund 40 Prozent der 18-Jährigen bis 34-Jährigen wissen sehr wenig über den Holocaust. „Wenn wir von solchen Fakten hören, empfinden wir nicht nur Schock, sondern halten es gleichzeitig für ziemlich traurig, ja sogar erbärmlich“, sagten sie. Deshalb sei es enorm wichtig, jegliche Form von Antisemitismus und Rassismus zu verurteilen. „Darum haben wir uns bewusst für diesen Kurs entschieden.“

Die Gedenkfeier wurde vom Chor der Evangelischen Christuskirchengemeinde Duisburg, Leitung Jürgen Kuns, musikalisch umrahmt. Eindrucksvoll war ein Kurzfilm „Christ aus Leidenschaft“ von Max Kronawitter über  Karl Leisner.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort