Museum Kurhaus Kleve Jeder einzelne Tag

Kleve · Nach knapp zwei Jahren ist jetzt der Katalog zur Ausstellung Haim Steinbach in Kleve und Bozen erschienen. Es ist ein opulentes Künstlerbuch geworden, das der israelisch-amerikanische Künstler komplett durchgestylt hat.

 „No Elephants“ ist auch eine Anspielung auf die Republikaner, deren Wappentier die Elefanten sind. Hier ist Steinbach politisch.

„No Elephants“ ist auch eine Anspielung auf die Republikaner, deren Wappentier die Elefanten sind. Hier ist Steinbach politisch.

Foto: repro katalog

Jeder einzelne Tag, „every single day“, steht auf dem weißem Grund geschrieben. Mal in magerer Schrift, mal in fetter Schrift. Mal auf einem großem Plakat, mal wie von Menschenhand geschrieben auf weißer Wand. Oder mitten klein auf ein Blatt gesetzt. Jeder einzelne Tag, „every single day“, so titelte das Plakat zur Haim-Steinbach-Ausstellung in Kleve, die das ganze Museum Kurhaus in Beschlag nahm und zu den spannendsten Ausstellungen der vergangenen Jahre gehörte.

Denn Steinbach verwandelte das Museum mit Kunst um der Kunst willen, mit komischen Regalen voller Gebrauchsgegenständen, mit Hundespielzeug von Kong oder mit Plastikmonstern aus dem Sumpf. Er zog Wände quer durchs Haus, wo sonst Durchgänge waren, setzte aus gefundenen Schriftstücken poetische Zeilen hier auf die Wand, um dort hochpolitische Statements wider die Elefanten in dicker Schrift fast mannsgroß zu setzen, was als Statement gegen das konservative Amerika der Republikaner verstanden werden kann. Oder auch nicht – sind es doch gefundene Schriften und Sätze, die der Künstler sieht, liest und so übernimmt. Faszinierend auch auch sein „Zooo...oom“ in der Säulengalerie mit mehr als einem Dutzend „o“s, das die Schift körperlich erlebbar machen sollte, indem man sie beispielsweise abläuft. Später ging die Ausstellung aus dem Kurhaus in den modernen Bau des Muzeions nach Bozen, mit dem Kleve eine Kooperation verbindet.

 Haim Steinbachs Werk  in der Wandelhalle: Das Foto für den Katalog machte Simon Vogel.

Haim Steinbachs Werk  in der Wandelhalle: Das Foto für den Katalog machte Simon Vogel.

Foto: repro katalog

Jetzt ist fast zwei Jahre nach der Ausstellung die Veröffentlichung zur Ausstellung erschienen: Zunächst als Katalog geplant wuchs das Werk zum opulenten Künstlerbuch mit 300 Seiten. Haim Steinbach übernahm die Gestaltung des Bandes, suchte die Fotos aus, machte die Fotostrecken und kümmerte sich sogar um die Schriftgrößen der Texte. So dauerte es, bis dass der Band seine jetzige Gestalt annahm. Klar, dass dort „every single day“ den Titel angibt und auch die beiden Teile des Buches, die Ausstellung in Kleve im einen und die Ausstellung in Bozen im anderen Teil einleitet.

 Das Monster aus dem Sumpf vor der Minerva.

Das Monster aus dem Sumpf vor der Minerva.

Foto: repro Katalog

Susanne Figner, Museum Kurhaus Kleve, bemühte sich für die Texte, die den Vorworten der Museumsdirektoren aus Kleve und Bozen folgen, um amerikanische Kunsthistoriker, die Steinbachs Werk einordnen. Die teils anspruchsvollen Texte sind dreisprachig deutsch, italienisch und englisch. Wie die Ausstellungen versucht auch das Buch, das Werk Steinbachs vergleichsweise umfassend zu beleuchten. „Der Katalog versteht sich dabei als geistiges Band zwischen den temporären Präsenzen am Niederrhein und in Südtirol und eröffnet durch profunde Beiträge tiefere Einsichten in die künstlerischen Strategien Haim Steinbachs weit über den Anlass der Ausstellungen hinaus“, schreibt Kleves Museumsdirektor Harald Kunde im Vorwort des Bandes. Mit Bezug auf die lange Zeit bis zur Fertigstellung des Katalogs – eigentlich sollte er zur Ausstellung erscheinen – räumt Kunde ein, dass es eine schwierige Geburt war. „Aber das Warten hat sich gelohnt. Es ist auf den Punkt genau so geworden, wie es der Künstler haben wollte““, sagt Kunde mit Blick auf das mehrere Finger dicke Werk.

Sie habe mit Spannung erlebt, wie der Künstler das Buch bis ins kleinste Detail gestaltete, sagt Susanne Figner, die die Steinbach-Ausstellung betreute und die Federführung beim Katalog hatte. „Der ist bis auf die letzte Seite durchchoreografiert“, sagt sie. Und verweist darauf, dass Steinbach auch das eine oder andere Bild doppelt im Buch hat: Das sei ganz bewusst so angelegt, nicht nur als Verstärkung, sagt die Kunsthorikerin vom Klever Museum. „Hier werden Querverweise offenbar, man erkennt Dinge besser wieder“, sagt sie.

Schön zeige der Band auch, so Kunde, wie unterschiedlich die Kunst in den so verschiedenen Häusern in Kleve und Bozen wirke, wie Steinbach in Kleve beispielsweise auf die Sammlung eingegangen sei. Überzeugend sind letztlich die Bilderstrecken, für die der Kölner Fotograf Simon Vogel die Klever Ausstellung durch fotografierte. In der Komposition von Steinbach, der oftmals auch Details nebeneinander setzt oder Bilder, die Ähnliches zeigen, lassen sie die spezielle Einrichtung aufleben.

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