Georg August von Reimann Ein Aachener Regierungspräsident aus Kleve

Kleve · Georg August Reimann machte Karriere in Preußen und unter dem französischen Kaiser Napoleon I. Der Nachfahr Alfred Küchenberg schrieb die Familiengeschichte jüngst in einem neuen bebilderten Band auf.

 Georg August von Reimann (Ölgemälde Familienbesitz).

Georg August von Reimann (Ölgemälde Familienbesitz).

Foto: matthias grass

300 Jahre Familiengeschichte und Tuchindustrie zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Das ganze ist ein Band, der die Historie eines Hauses in Eupen erzählt. Es ist eine Geschichte, von der auch ein Zweig in das Kleve des 18. Jahrhunderts reicht. Das offenbarte ein Fund auf dem Speicher des Hauses. Dort, mit anderen Dokumenten in einer Truhe verwahrt, lag auch dieser dicke Foliant, ein bisschen zerfleddert, und überdauerte die Jahrhunderte. Es sind die „Personalacten“ des Aachener Regierungspräsidenten Georg August von Reimann (1771 bis 1847). Alfred Küchenberg, der die Geschichte als Nachfahr der Familien in diesem Eupener Haus aufschrieb, ließ die Texte transkribieren: 200 Dokumente, chronologisch geordnet wurden so aufgearbeitet. Sie halten akribisch die Zeit zwischen 1793 und 1837 fest.

Der spätere Aachener Regierungspräsident (1816 bis 1834) Georg August von Reimann wurde 1771 in Cleve geboren. Seine Eltern waren Johan Reinhard Peter von Reimann und die Freifrau (Baroness) Anna Maria Christina Godefra von Forell. Vater Reimann wurde 1722 in Cleve geboren, heirate 1767 und wurde 1786 in den Adelsstand erhoben. Er wurde 79 Jahre alt und starb 1801. 1740 war er an der Universität Duisburg immatrikuliert und wurde später Geheimer Rat und Bankdirektor (Haupt-Domänenkassen-Rendant) in seiner Heimatstadt.

Sein ebenfalls in Cleve geborener Sohn Georg August von Reimann, so listet es Küchenberg in seinem Buch auf, studierte Jura und absolvierte ein Kameralstudium (Finanzwissenschaften) in Halle – die Voraussetzung für seine spätere steile Karriere in preußischen und französischen Diensten. Er begann als Referendar in Cleve, war dann in Hamm, Wesel und Kassel tätig. Zurück in Cleve wurde er „Kriegs- und Domänenrat“. Das war 1797. Zwei Jahre später ging es nach Wesel, 1803 nach Münster und schließlich 1804 nach Paderborn. Als Napoleon die Rheinlande und Westphalen „übernahm“, war das Ende der Karriereleiter noch nicht erreicht: Auch die Franzosen konnten nicht auf den gebürtigen Klever verzichten. Sie ernannten ihn zum Präfekten, später zum „Staats-Rath“. Reimann beschäftigte sich intensiv mit der Einführung des „Code Napoleon“.

Dann musste Napoleon abdanken: Doch der Klever schien einen guten Eindruck hinterlassen zu haben – trotz der Kollaboration mit dem Feind. Herzog von Braunschweig ernannte ihn zum Geheimen Rat. Dann quittierte Reimann seinen Dienst und wurde am 10. Januar 1816 durch König Friedrich-Wilhelm III von Preußen zum Regierungspräsidenten von Aachen ernannt. Kurze Zeit später stellte ihm von Hardenberg, damals Staatskanzler, noch einen Persilschein aus und bescheinigte ihm „gutes Benehmen während der Franzosenzeit“, so Alfred Küchenberg in seinem Band, der nicht nur in dem Kapitel zu Reimann reichlich mit historischen Dokumenten und Bildern bestückt ist. Aus Küchenbergs Sicht war Reimann dann allerdings in der alten Kaiserstadt am Westrand des Deutschen Reiches allzu fortschrittlich. Er wurde wegbefördert und nach Berlin beordert, 1838 wurde er dort Präsident des neu gegründeten Kuratoriums der Preußischen Rentenversicherungsanstalt. 1843 ging er in den Ruhestand, 1847 starb er im Alter von 75 Jahren. Sein Sohn wurde später Landrat in Eupen, das heute gleich hinter der Grenze in Belgien liegt.

Der Band „Das Haus der Briefe. Eupen, Haas 42“ ist eigentlich seine Familiengeschichte, die Alfred Küchenberg aufgeschrieben hat. Dem Klever Zweig widmet er knapp 30 Seiten in dem opulenten Buch (ISBN 978-3-86712-166-8, 29,95 Euro). Lektoriert hat den Band die Kleverin Camilla van Heumen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort