Soziales Wohnungslose werden einfach vergessen

Kleverland · Manuela Bühner-Lankhorst (38) ist Sozialarbeiterin im Bereich der Wohnungslosenhilfe beim Caritasverband Kleve. Die Kalkarerin sammelt warme Jacken, Winterstiefel, Mützen und Schlafsäcke für Menschen, die auf der Straße leben.

 Manuela Bühner-Lankhorst ist Sozialarbeiterin im Bereich der Wohnungslosenhilfe beim Caritasverband Kleve.

Manuela Bühner-Lankhorst ist Sozialarbeiterin im Bereich der Wohnungslosenhilfe beim Caritasverband Kleve.

Foto: Caritas

(RP) Im März dieses Jahres ist ein Mann auf einer Parkbank am Marktplatz Linde in Kleve gestorben. Es handelte sich, wie die Kreispolizei später bekanntgab, um einen stadtbekannten Obdachlosen. Für Manuela Bühner Lankhorst war diese Nachricht besonders bitter. Eine Woche zuvor hatte sie dort noch mit Kollegen Schlafsäcke und Isomatten verteilt. „Dort haben wir gleich mehrere Obdachlose angetroffen“, erinnert sich Bühner-Lankhorst. Dort, in der Fußgängerzone oder am Bahnhof halten sich die Armen auf.

Manuela Bühner-Lankhorst (38), die als Sozialarbeiterin im Bereich der Wohnungslosenhilfe beim Caritasverband Kleve arbeitet, aus Emmerich stammt und mittlerweile in Kalkar lebt, weiß aber auch: „Obdachlose sind aus dem Stadtbild verschwunden, sie gehen unter, die Menschen nehmen sie nicht mehr wahr.“ Die Corona-Pandemie trage zum Vergessen bei. Aus diesem Grunde appellierte Werena Rosenke, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W), Ende Oktober: „Die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten müssen die Lebenslage wohnungsloser Menschen auf ihrer Rechnung haben! Wir benötigen sofort zusätzliche Räumlichkeiten für Beratungen, Tagesaufenthalte, Essensausgaben und Übernachtungsstellen.“

Schon im ersten Lockdown hatte die BAG W ausdrücklich davor gewarnt, dass die von allen Bürgern geforderte soziale Distanz, die notwendigen Hygienemaßnahme, der weitestgehende Rückzug in die eigenen vier Wände nicht mit den Lebensumständen wohnungsloser Menschen vereinbar sind.

In den vergangenen Monaten haben die Dienste jedoch versucht, die Hilfeangebote für wohnungslose Menschen so gut es geht zu erhalten. So auch der Caritasverband Kleve: Aufgrund der aktuellen Kontaktbeschränkungen musste das Kontaktcafé, die Anlaufstelle für Rat- und Hilfesuchende sowie Drogenkranke an der Hoffmannallee in Kleve, zwar schließen, die Mitarbeitenden haben aber weiterhin einen „to-go-Service“ angeboten. Bei Bedarf können sich die süchtigen und obdachlosen Menschen dort auch duschen oder ihre Wäsche waschen.

Apropos Wäsche und Kleidung, die fehlt nämlich vielen Bedürftigen gerade jetzt. Manuela Bühner-Lankhorst hat deshalb in den sozialen Medien einen Aufruf gestartet. Sie sucht aktuell warme Winterjacken, Winterstiefel in Größe 42 bis 46, Mützen, Schals und Handschuhe sowie Schlafsäcke und Isomatten. Zwischen Weihnachten und Neujahr möchte sie die Spenden in Kleve, Kalkar, Emmerich am Rhein, Rees und Goch verteilen. „Ich möchte auf die Straße gehen und aufsuchende Hilfe leisten“, sagt Bühner-Lankhorst. Ihrer Meinung nach komme diese Arbeit viel zu kurz.

Auch vor dem Hintergrund, dass in jedem Winter wohnungslose Menschen den Kältetod auf der Straße sterben. Werena Rosenke von der BAG W sagt ebenfalls: „Wir befürchten, dass für wohnungslose Menschen der bevorstehende Corona-Winter noch gefährlicher wird. Die notwendigen Corona-Schutzmaßnahmen erfordern eine deutliche Ausweitung der Kältehilfeangebote, sonst sind Abstandsgebote und Hygienemaßnahmen nicht einzuhalten. Bislang können wir aber nicht erkennen, dass Kommunen flächendeckend Übernachtungsangebote in der Kältehilfe beziehungsweise bei der ordnungsrechtlichen Unterbringung ausgeweitet haben.“

(RP)
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