Gedenken der verfolgten Juden In Kalkar werden letzte Stolpersteine verlegt

Kalkar · Das Projekt, das in Kalkar 2017 begonnen wurde, wird jetzt abgeschlossen. Der Künstler Gunter Demnig kommt wie immer persönlich zur Verlegung.

 So werden die Stolpersteine ins bestehende Pflaster eingelegt. Fast zwangsläufig „stolpert“ man darüber und kommt ins Nachdenken.

So werden die Stolpersteine ins bestehende Pflaster eingelegt. Fast zwangsläufig „stolpert“ man darüber und kommt ins Nachdenken.

Foto: Jürgen Laaser

(RP) Der Verein „Stolpersteine in Kalkar“ setzt sich seit Ende 2017 für das bekannte Kunst-Projekt von Gunter Demnig ein. Es ist dem Gedenken der Opfer des NS-Regimes gewidmet. In Kalkar lebten einst 15 jüdische Familien, die von den Nationalsozialisten entrechtet, deportiert und ermordet wurden. Am Freitag, 10. Juni, wird Gunter Demnig ein letztes Mal in Kalkar zu Gast sein, um 14 Stolpersteine vor den ehemaligen Wohnhäusern vierer jüdischer Familien zu verlegen. Treffpunkt ist um 9 Uhr an der Kesselstraße 38. Die Namen der Familien Simon Spier, Abraham Cohen, Hugo Cohen und Salomon Cohen kehren somit an ihre einstigen Wohnorte zurück. Insgesamt 67 Stolpersteine erinnern dann in der Stadt Kalkar an die Schicksale der jüdischen Familien. Schicksale, die allesamt tief erschüttern und die zumeist mit der Ermordung in einem Konzentrationslager endeten.

Das Projekt „Stolpersteine“ entstand 1996 in Berlin-Kreuzberg, mittlerweile sind ca. 90.000 Gedenksteine in 28 Ländern verlegt worden. In Kalkar wurden die ersten 14 Messingtafeln am 2. Oktober 2018 in der Monrestraße 20 und 22 für die Familien des Viehhändlers Oskar Schürmann und des Kaufmanns Albert Spanier verlegt. Die Flucht nach Brasilien und somit das Überleben glückte nur den Geschwistern Lina und Siegfried Schürmann. Für die Familie Arthur Isaac wurden bei der Verlegung im Dezember 2019 acht Stolpersteine auf der Kesselstraße 12 verlegt. Wegen des wachsenden Antisemitismus in Kalkar beschloss Alfred Vyth nach Nimwegen zu fliehen. Dort überlebten sowohl er als auch seine ältere Schwester Ilse. Seine Eltern und die Schwestern Lore und Ellen wurden in Auschwitz ermordet. Für die Familien Vyth und Alexander Stern wurden 2020 insgesamt zwölf Stolpersteine in der Grabenstraße und am Markt verlegt.

Die Verlegung 2021 umfasste nochmals 13 Stolpersteine für die Familie Siegmund Spier, Kesselstraße 15, die Brüder Moritz und Isaac Spier, Kirchplatz 5, die Eheleute Emil und Paulina Spier, Monrestraße 69 und die Familie Louis Elkan, Hohe Straße 34. Es fehlten bisher die Erinnerungssteine für die Familien Simon Spier, Abraham Cohen, Hugo Cohen und Salomon Cohen. Die Erinnerung an sie wird mit der Verlegung am 10. Juni in die Stadt zurückkehren. Wie immer werden Schüler (diesmal der Realschule Kalkar) die Gedenkstunde mitgestalten. Sämtliche 67 Kalkarer Stolpersteine wurden durch Spenden von Bürgern ermöglicht.

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