Natur in Weeze Ein neues Zuhause für die Fledermäuse

von Antje Thimm · Im Tierpark Weeze kann man jetzt mehr lernen über die nächtlichen Jäger oder Wildbienen. Für Infopfad und Umgestaltung des Trafoturms stehen Fördergelder von insgesamt 160.000 Euro zur Verfügung.

 Ulrich Francken, Marie-Christine Kuypers und Melanie van de Flierdt am neuen Infopfad.

Ulrich Francken, Marie-Christine Kuypers und Melanie van de Flierdt am neuen Infopfad.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Was macht eine Fledermaus im November? Wie sieht eigentlich eine Wildbienen-Wohnung von innen aus? Und welche Fledermaus ist tatsächlich so klein, dass sie in eine Streichholzschachtel passt? Wer diese und noch mehr Antworten über das Leben der nächtlichen Insekten-Jäger und der Wildbienen sucht, wird fündig auf dem Gelände des Weezer Tierparks.

Bürgermeister Ulrich Franken eröffnete jetzt einen neu angelegten Infopfad zum Thema Fledermäuse und Bienen. Zusammen mit der künstlerischen Gestaltung des Trafoturms unweit des Parks bildet er den ersten Schritt eines Gesamtprojekts, das Artenschutz und Umweltbildung vereint. Fördergelder in Höhe von 160.000 Euro stehen insgesamt zur Verfügung. Die Deutsche Postcode-Lotterie spendet 150.000 Euro, die Audi-Stiftung für Umwelt gibt 10.000 Euro. In zwei weiteren Schritten soll der alte Trafoturm unweit des Tierparks zu einem Artenschutzzentrum umgestaltet werden.

Die Außenfassade hat Künstler Michael Horn bereits mit großformatigen Gemälden von den Tieren gestaltet, die demnächst am Turm innen und außen Zuflucht finden sollen: unter anderem  Tag- und Nachtfalter, das Große Mausohr, die Kleine Bartfledermaus. Auch die Nistkästen für Fledermäuse sind bereits ganz oben am Turm befestigt. Einige haben ganz kleine, andere größere Einschlupfspalten und –löcher. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass im Umfeld vom Tierpark sieben verschiedene Fledermausarten entdeckt wurden. „Fast alle stehen auf der Roten Liste bedrohter Tierarten“, sagt Melanie van de Flierdt, in Weeze zuständig für Artenvielfalt und bienenfreundliche Kommune. Als nächstes werden im Innenraum des Turms Nisthilfen für Schleiereulen und Turmfalken angebracht.

Michael Horn wird auch den Innenraum noch ausgestalten. Gedacht ist an interaktive Lernspiele. Wenn alles fertig ist, werden Besucher auf einem Bildschirm die Aufzeichnungen einer Live-Kamera verfolgen können und im optimalen Fall die Eulen und Falken an ihren Nestern beobachten können.

Der Außenbereich des Turms soll ebenfalls naturnah gestaltet werden. Wie die Leiterin des Tierparks, Marie-Christine Kuypers, mitteilt, wird hier Lebensraum für Kleinstlebewesen wie Insekten und Reptilien geschaffen.

Gleichzeitig wird es dort Liegebänke geben, auf denen die menschlichen Besucher dann bei Dämmerung die nächtlichen Jäger mit der phänomenalen Echoortung sehen oder erleben, wie eine Schleiereule ihren Beuteflug beginnt. Dieser Projektschritt heißt „Nature meets technology“. „Früher diente der Turm der elektrischen Spannung. Heute geht es hier um den Spannungsbogen von der Technik hin zur  Natur“, erklärt Bürgermeister Ulrich Francken.

Der Infopfad Fledermäuse beginnt an der Unterführung der Bundesstraße 9 und führt in den neuen erweiterten Tierpark-Bereich. Er besteht aus vier interaktiven Stationen. Die Wildbienenstation auf der Veranstaltungswiese des Tierparks bietet Nistmöglichkeiten für verschiedene Wildbienenarten. Einige Kästen kann man öffnen und schauen, wie so eine kleine Biene sich „eingerichtet“ hat.

 Im Trafoturm sollen sich bald Fledermäuse niederlassen.

Im Trafoturm sollen sich bald Fledermäuse niederlassen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Gleichzeitig fand an diesem Tag das traditionelle Schafschurfest im Tierpark statt. Zahlreiche kleine und große Tierparkbesucher sahen zu, wie einige Exemplare des Zackelschafs geschoren wurden. Moderator Heinrich Weßendorf informierte dabei über interessante Details der Schur. Wegen der hochsommerlichen Temperaturen, hatten mehrere Schafhalter ihre Teilnahme abgesagt. Insgesamt 35 Tiere unterschiedlicher Rassen warteten darauf, von ihrer Wolle befreit zu werden. „Der Mensch hat den Schafen den natürlichen Wollwechsel abgezüchtet und die Wolle aufgezüchtet“, erklärte Hans-Josef Geurtz, Kreisvorsitzender der niederrheinischen Schafhalter. Deshalb schreibe das Tierschutzgesetz vor, einmal im Jahr zu scheren.

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