Schule in Kevelaer Das „Happy End“ im wahren Leben

Kevelaer · 50 Schüler des Kardinal-van-Galen-Gymnasiums führten im Konzert- und Bühnenhaus eine szenische Collage über das Thema „Happy End“ auf. Vom Text bis zur Bühnentechnik hatten sie alles selbst erarbeitet.

 Die Schüler setzten das Thema „Happy End“ mit verschiedenen szenischen Elementen in Szene.

Die Schüler setzten das Thema „Happy End“ mit verschiedenen szenischen Elementen in Szene.

Foto: Arnulf Stoffel (ast)

Gibt es ein Happy End nur im Märchen? Oder im Traum? Wo finde ich eigentlich mein persönliches Happy End, und kann ich selber etwas dafür tun? Diese Fragen stellten sich Schüler der Jahrgangsstufe Q1 des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums (KvGG) und entwickelten im Literaturunterricht eine szenische Collage mit dem Titel „Happy End – Realität oder Fantasie?“. Bei der Aufführung im Konzert- und Bühnenhaus begeisterten sie die Zuschauer vom ersten Augenblick und führten durch Märchenwelten, die sie modernisiert und kunstvoll umgeformt hatten, aber auch in Lebenswirklichkeiten, die nicht immer so sind wie erträumt und die Menschen, die darin leben, herausfordern.

Für den Zusammenhang der Collage-Elemente wie szenisches Theater, Märchen, Tanz, Gesang und einzelne Dialoge sorgte Jonas, der Psychotherapeut. Er trat auch vor den Vorhang als Moderator oder er diskutierte mit Marie, mit der er zusammen wohnt, über das auf der Bühne Dargestellte. Da war zum Beispiel Alice, der es nicht gut ging, weil sie keine Freunde und auch mit den Eltern Probleme hatte. Auf einer Party rauchte sie einen „Joint“, der sie  ins „Wunderland“ der heilen Traumwelt katapultierte. Sehr schnell lernte sie, dass dies keine Lösung sein kann. Oder Anna, die eine moderne „Aschenputtel“-Geschichte erlebte: ihr Vater konfrontierte sie nach dem Tod ihrer Mutter mit einer neuen Freundin und deren Töchter, für die nur Äußerlichkeiten zählten und die Anna respektlos und herablassend behandelten. Das Happy End mit Prinz schließlich  war gleich – wie im Märchen. Immer wieder ging es um Wunsch und Wirklichkeit. „Was ist eigentlich Realität? Gibt es nur eine einzige, oder hat jeder seine eigene?“, fragten die Akteure und präsentierten ihre Überlegungen und Recherchen mal als Dialog-Referat, als szenisches Bild oder tänzerische Darbietung. Jede Geschichte, jedes Bild berührte die Zuschauer, vielfach gab es Szenenapplaus. Die Figuren fanden auch in ihren hoffnungslosen Situationen  Auswege aus eigener Kraft. „Am Ende wird alles gut, wenn nicht, ist es noch nicht zu Ende“, so zitierte ein Mädchen eine nachdenkenswerte Weisheit. Auch Schneewittchen erfuhr an diesem Abend eine beachtliche Anpassung an die Gegenwart. Drei Variationen wurden vorgeführt: Was wäre, wenn zum Beispiel die böse Königin den Apfel vertauscht hätte? Ein Duett stand am Schluss, gesungen von zwei „Prinzessinnen“, eine aus der Wirklichkeit und eine aus der Märchenwelt. „Wir brauchen beide Realitäten“, so die Botschaft, ohne Fantasie und Hoffnung auf Happy End fehle der Antrieb, aktiv sein eigenes Glück zu suchen: „Jeder soll der König oder die Königin seiner eigenen Lebensgeschichte sein.“ Fast ein ganzes Schuljahr bereiteten die Schüler das Stück vor. Beteiligt waren zwei Literaturkurse, insgesamt 50 Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren. Die Deutschlehrerinnen Katrin Boland und Eva Cepok begleiteten das Projekt. „Die Schüler haben alles selbst gemacht: Texte, Songs, Tänze, Bühnenbild,  Beleuchtung und Technik – wir haben nichts grundlegend geändert“, betonte Katrin Boland.

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