Demonstration „Fridays for Future“ Bürger gehen fürs Klima auf die Straße

Kempen · Knapp 1000 Mitstreiter konnte der nunmehr dritte Klimastreik der „Fridays-for-Future-Bewegung in Kempen verzeichnen. Redner Klaus-Peter Hufer sprach nicht mehr von einer Klimakrise, sondern von einer Katastrophe.

 Rund 1000 Teilnehmer zogen am Freitagvormittag durch die Kempener Innenstadt, um für den Klimaschutz zu demonstrieren.

Rund 1000 Teilnehmer zogen am Freitagvormittag durch die Kempener Innenstadt, um für den Klimaschutz zu demonstrieren.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

„Wir demonstrieren heute auf der ganzen Welt. Allein in Deutschland gehen Menschen an knapp 500 Orten auf die Straße. Wir sind einer dieser Orte.“ Mit diesen Worten begrüßt Esther Vermeulen zusammen mit Lizzy Aumeier die Menschen, die sich auf der Straße Am Gymnasium vor dem Kempener Thomaeum eingefunden haben, um den dritten Klimastreik der „Fridays- for-Future“-Bewegung in Kempen zu unterstützen. Es wird voller und voller. Hunderte von Schülern, teilweise begleitet von Lehrern, haben sich eingefunden. Eltern mit kleinen Kindern an der Hand sind ebenso zu sehen wie Senioren. Immer ist die Bitte von Vermeulen über die Lautsprecheranlage zu hören, sich hinten anzustellen. Die Demonstranten halten Papp- und Stoffbanner mit Aufschriften wie „Stoppt den Naturfrevel“, „Die Uhr tickt“, „Wir haben nur die eine Mutter Erde“ oder „Bewahrt die Schöpfung, kehrt um“ in die Höhe.

„Mein Eis schmilzt“ ist auf einem kleineren Plakat mit aufgemalten Eisschollen und einem festgebundenen Plüscheisbär zu lesen, das Luna in die Höhe hält. „Wir sind mit der ganzen Familie hier. Uns ist es wichtig, Flagge zu zeigen“, sagt ihre Mutter Simone. Wobei die Familie schon einen besonderen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Sie habe kein Auto und man kaufe regional ein, erklärt die Kempenerin.

Einen Globus mit einem aufgemalten weinenden Gesicht, Fieberthermometer im Mund und verpflastert hat Dagmar Freyberg dabei, um zum Ausdruck zu bringen, was alle der knapp 1000 Teilnehmer der Demonstration sehen: Die Zeiger der Uhr stehen nicht mehr auf fünf vor zwölf, sondern auf fünf nach zwölf. Mit Trillerpfeifen wird der Startschuss gegeben, und der lange Zug setzt sich über den Altstadtring in Bewegung. Die beiden Organisatorinnen stimmen den ersten Sprechgesang an. Auf der Hälfte der Strecke geht eine La-Ola-Welle durch die Teilnehmer, dann geht es zum Parkplatz neben der Burg weiter, wo die Bühne für die Redner und die Live-Musik wartet.

 Vor allem Kinder und Jugendliche von den Schulen nahmen am Klimastreik teil. Es geht schließlich vor allem um ihre künftigen Lebensbedingungen.

Vor allem Kinder und Jugendliche von den Schulen nahmen am Klimastreik teil. Es geht schließlich vor allem um ihre künftigen Lebensbedingungen.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Zu den Demonstranten gehören unter anderem auch Dezernent Michael Klee und Heinz Puster, der Umweltreferent der Stadt Kempen. „Für mich ist der Streik ein Hoffnungszeichen, dass junge Leute wach werden“, sagt Naturschützer Peter Jeske. Aber gleichzeitig sei man bei der Stadt immer noch nicht schlauer geworden. Als Beispiel nennt er die geplanten Fällungen von Bäumen an der Hülser Straße für den Bau eines neuen Kreisverkehrs.

 Die Plakate waren selbst gemalt, die Botschaften darauf eindeutig.

Die Plakate waren selbst gemalt, die Botschaften darauf eindeutig.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Es ginge gerade um die vielen Kleinigkeiten, die jeder ändern könne, wie Magdalen Weihrauch in ihrer Rede auf der Bühne verdeutlicht. „Wir sind nicht machtlos. Wir müssen unser eigenes Konsumverhalten ändern“, fordert die Oberstufenschülerin vom Thomaeum. Auch das Thema Studienreisen an Schulen mit dem Flugzeug bringt sie zur Sprache. „Wir haben es nicht mit einer Klimakrise zu tun, sondern einer Klimakatastrophe“, macht der Kempener Politologe Klaus-Peter Hufer deutlich. Er belegt dies mit zwei Zahlen, die große Nachdenklichkeit hervorrufen. „Wir waren anderthalb Stunden für den Klimaschutz unterwegs. In dieser Zeit wurden 180.000 Bäume im Regenwald abgeholzt, und in der Antarktis sind viele Kubikmeter Eis verloren gegangen. Die Bäume wachsen nicht nach, und das Wasser wird auch nicht wieder zu Eis“, meint Hufer.

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