Lebensmittelausgabe für Bedürftige Tafel: Ein höherer Zuschuss wäre schön

Kamp-Lintfort · Die Kamp-Lintforter Lebensmitttelausgabe für bedürftige Menschen hat keine Corona-Pause eingelegt. Viele ältere Mitarbeiter haben wegen der Pandemie aufgehört. Neben Personal- gibt es auch finanzielle Sorgen.

 Marina Granzin und ihre Tafel-Kollegen Wolfgang Krause (links) und Jürgen Voß würden sich über neue Helfer und finanzielle Unterstützung freuen.

Marina Granzin und ihre Tafel-Kollegen Wolfgang Krause (links) und Jürgen Voß würden sich über neue Helfer und finanzielle Unterstützung freuen.

Foto: Norbert Prümen

Bei der Essensausgabe durchlaufen die Tafelbesucher entgegen der ursprünglichen Konzeption eine „Einbahnstraße“. Im großen Raum, in dem sich einst die Gaststätte „Schwarzer Diamant“ befand, müssen Besucher zunächst die Hände desinfizieren und sich mit Adresse in eine Liste eintragen. Hier können sie bereits Brot mitnehmen. In den folgenden Räumen erhalten sie Gemüse, Obst, Fruchtsäfte, Fleisch oder Nudeln, Waschmittel und weitere Haushaltsartikel.

„Wir waren einer der wenigen Tafeln am Niederrhein, die in der Coronazeit durchgehend geöffnet hatten“, sagt Marina Granzin, Leiterin der Kamp-Lintforter Tafel. Schon als am 13. März die Schulen ihren Unterricht beendeten, setzten sich die Tafel-Verantwortlichen zusammen, um in Abstimmung mit dem Ordnungsamt und der Grafschafter Diakonie, von der die Tafel getragen wird, ein Hygiene- und Abstandskonzept zu entwickeln. In den Räumen dürfen seitdem nur noch drei Tafelbesucher gleichzeitig sein. Die weiteren müssen draußen warten, Striche auf dem Gehweg markieren dort zwei Meter Abstand voneinander.

„Wir mussten alles entzerren“, berichtet Mitarbeiter Wolfgang Krause. „Früher haben sich an den Ausgabetagen die Menschen vor dem Schwarzen Diamanten geknubbelt. Seit Ende März arbeiten wir mit einem Nummernsystem.“ Alle 460 Personen, die für sich und ihre Familien regelmäßig Lebensmittel abholen, haben in ihren Tafelausweisen eine Nummer von 1 bis 460 eingetragen. Zu den Ausgaben lost Marina Granzin eine Nummer aus, die sie groß ins Fenster neben dem Eingang hängt, am Freitag zum Beispiel die 290. „Die Ausgabe beginnt mit der Nummer 290“, sagt sie. „Dann können sich die anderen ausrechnen, wann sie an der Reihe sind.“

Granzin würde gerne neue Ehrenamtliche bei der Tafel begrüßen. „Vor der Coronazeit waren wir 30 bis 35“, berichtet sie. „Viele waren im kritischen Alter und haben aufgehört, auch unser Ältester mit 82 Jahren. Wir suchen vor allem Fahrer, die Lebensmittel abholen.“ Die Fahrer sind zu Lebensmittelherstellern, Getränkeherstellern und Discountern unterwegs, zum Beispiel zur Bäckerei Büsch in Kamp-Lintfort, zum Fruchtsafthersteller Niederrhein Gold in Moers-Kapellen oder zum Edeka-Lager in Moers-Asberg. „Dort werden die Sachen mit Gabelstapler eingeladen“, erläutert Tafelmitarbeiter Daniel Uhlitzsch.

Um Lebensmittel abzuholen, hat die Tafel 2019 einen neuen Lieferwagen gekauft. Er hat einen Tiefkühlaufbau und darf mit einem normalen Autoführerschein gefahren werden. „Es wäre zusätzlich natürlich schön, wenn sich weitere Fahrer finden“, sagt Jürgen Voß von der Grafschafter Diakonie.

Zu Beginn der Coronazeit habe die Tafel viel Unterstützung erhalten, zum Beispiel durch Spenden der Fraktionen der Linken und der Grünen. „Aber finanziell ist es immer eng, weil die Tafel Miete und Nebenkosten für den Schwarzen Diamanten zu tragen hat“, sagt Voß. „8000 bis 10.000 Euro hat die Grafschafter Diakonie an jährlichen Eigenmitteln insgesamt selber aufzubringen“. Er würde sich zum Beispiel über einen höheren Zuschuss der Stadt freuen, der zurzeit bei jährlich 2000 Euro liegt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort