Serie Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort Im Paradiesgarten dem Himmel so nah

Das Kamper Gartenreich am Kloster Kamp wächst zur Landesgartenschau 2020: Der Paradiesgarten schmiegt sich an einen Hang des Abteiberges.

 Der Paradiesgarten komplettiert das Kamper Gartenreich. Oben links ist das Kloster aus der Vogelperspektive zu sehen.

Der Paradiesgarten komplettiert das Kamper Gartenreich. Oben links ist das Kloster aus der Vogelperspektive zu sehen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Der Kamper Abteiberg ist dem Himmel schon bald ein Stückchen näher: Am Hang unterhalb des Klosters Kamp entsteht zurzeit ein Paradiesgarten, der auf einer Fläche von etwa einem Hektar symbolisch Himmel und Erde miteinander verbinden soll. Noch türmen sich auf der Baustelle Erdhügel neben Erdhügel, Bagger fahren über das Gelände, Arbeiter sind mit Schaufeln unterwegs. Zur Landesgartenschau, die am 17. April 2020 eröffnet wird, blühen hier aber Zier-Apfel, -Birne sowie Wild-Kirsche, und eine Terrasse höher spiegelt sich der Himmel in einem Wassertisch sanft, wolkig und blau wider. Der Paradiesgarten, den die Landschaftsarchitekten von „bbzl“ für diesen Bereich der Landesgartenschau ersonnen haben, füllt die Lücke zwischen Altem Garten und berühmtem Terrassengarten und komplettiert das Kamper Gartenreich mit seinem Weinberg, dem Kräutergarten vor der Klostertür und dem Bruder-Konrad-Garten mit dem Walnuss-Baum in der Mitte. Ab September werden im neuen Garten die Bäume gepflanzt. „Im Herbst wollen wir fertig sein“, sagt David Hucklenbroich, stellvertretender Leiter der Abteilung Grünflächen im Tiefbau- und Grünflächenamt der Stadt Kamp-Lintfort.

 David Hucklenbroich von der Stadt Kamp-Lintfort (rechts) betreut das Projekt „Paradiesgarten“. Mit Vorarbeiter Holger Lengermann-Ebbing bespricht er aktuelle Arbeiten auf der Baustelle.

David Hucklenbroich von der Stadt Kamp-Lintfort (rechts) betreut das Projekt „Paradiesgarten“. Mit Vorarbeiter Holger Lengermann-Ebbing bespricht er aktuelle Arbeiten auf der Baustelle.

Foto: Anja Katzke

Er betreut das Paradiesgarten-Projekt und setzt die Planungen der Landschaftsarchitekten um. „Eine Aufgabe in diesem Umfang bekommt man nicht alle Tage“, sagt der Landschaftsbauingenieur. Die Stadt hat die Federführung übernommen, weil im historischen Bestand gebaut wird. 1123 gründeten die Zisterzienser ihre erste deutsche Abtei – in Kamp-Lintfort. Ein Terrassengarten wurde erstmals während der Amtszeit des Abtes Edmundus von Richterich im Jahr 1700 am Südhang geschaffen.

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Foto: Stadt Kamp-Lintfort

Abt Franziskus Daniels aus Grevenbroich ging das Gartenbau-Projekt dann ein wenig ehrgeiziger an. Er beauftragte 1740 den Kamper Mönch Benedictus Bücken, den Terrassengarten nach den Ideen des Barocks neu zu gestalten. „Er setzte damit ein starkes Zeichen, das politisch und ideologisch signalisierte: Wir zähmen das Unzähmbare, das Wilde. Wir ordnen die Natur. Vertraut uns“, sagt Peter Hahnen, Geschäftsführer des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp. Fast 250 Jahre später ließ die Stadt Kamp-Lintfort diesen Terrassengarten rekonstruieren – nach dem Vorbild eines Kupferstichs aus dem Jahr 1747 von A. Querfurth und E.L. Ceite. Fünf Jahre dauerte die Bauzeit, 1990 war die Eröffnung. So lange wird die Gestaltung des Paradiesgartens aber nicht andauern. Er liegt zwischen Terrassengarten und Altem Garten. Dieser befindet sich am Osthang des Abteiberges und wurde vor einigen Jahren nach historischen Bildquellen des 18. und 19. Jahrhunderts rekonstruiert. „Die Beetflächen im Alten Garten folgen dem Farbkreis, so wie man ihn aus dem Kunstunterricht kennt. Man findet Frühjahrs-, Sommer- und Herbstblüher, Gräser und immergrüne Hecken“, erläutert David Hucklenbroich. Die Bauarbeiten für den Paradiesgarten sind vor einigen Monaten gestartet. Archäologen begleiten das Projekt, weil es sich um historischen Boden, um ein Bodendenkmal handelt. Die Fußwege vom Alten Garten hinauf werden bereits erneuert, als wassergebundene Wegedecke. Die alten Leuchten werden abmontiert, der Standort der neuen steht bereits fest. Der Paradiesgarten besteht aus drei Terrassen: Im unteren Bereich wird die Erde thematisiert, im Bereich darüber der Himmel inszeniert – mit Wasserspielen. Der Technikschacht für die moderne Wasseranlage ist schon ausgehoben. „Sie wiegt etwa 50 Tonnen“, erzählt Hucklenbroich. Es wird nur ein leichter Wasserfilm über den Tisch laufen. „Das ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll.“ Am höchsten Punkt des Hangs ist ein Aussichtspunkt vorgesehen. Vor dort aus öffnet sich der Blick vom Abteiberg bis zum Zechenturm. Die Gärten werden durch einen Pfad verbunden sein, der in sanften Serpentinen verlaufen wird. 150 Bäume werden im Bereich des Wandelwegs sowie im Paradiesgarten gepflanzt. Stauden, Blumen und Wiesen werden zum Verweilen einladen, während ein paar Meter weiter der Spielplatz lockt. Einige Spielgeräte werden erneuert, Wackelschwein und -schaf für die Kleinen sind schon da.

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