Bürgerversammlung Holzbüttgen Bürger sorgen sich um ihr Grundwasser

Holzbüttgen · Der Rhein-Kreis ließ viele Fragen zur Verunreinigung des Grundwassers in Holzbüttgen offen.

Die Grundwasserverunreinigung in Holzbüttgen macht den Menschen Sorgen – zur Bürgerversammlung kamen rund 100 Anwohner in die Astrid-Lindgren-Grundschule. Der Rhein-Kreis Neuss signalisierte allein durch die personelle Präsenz, dass er das Problem ernst nimmt. So stellten sich Dezernent Karsten Mankowsky, Leiter des Gesundheitsamtes, Michael Dörr, Leiter des Amtes für Umweltschutz, Norbert Clever sowie Siegfried Hauswirth, unter anderem für die Trinkwasserüberwachung zuständig, den Fragen der Anwohner. Urban Wahlen, Produktgruppenleiter im Amt für Umweltschutz, fasste die bisherigen Erkenntnisse zusammen.

Am Kaarster Bahnhof war von 1957 bis 1974 die Chemikaliengroßhandlung Krempel & Voss aktiv. Dort wurden Chemikalien umgefüllt – dabei ist es vermutlich zu den Kontaminierungen mit den Kohlenwasserstoffen gekommen. Urban Wahlen wehrte sich gegen den Vorwurf, der Rhein-Kreis habe nicht entschieden genug gehandelt: „Die Gutachter hatten zu verstehen gegeben, dass der Schaden vermutlich stationär sei.“ Karsten Mankowsky wurde konkreter: „Es war von einer Beckensituation die Rede.“ Im Laufe der Versammlung wurde deutlich, dass längst noch nicht alle erforderlichen Erkenntnisse vorliegen. Ungeachtet dessen bekamen die Bürger Handlungsempfehlungen mit auf den Weg. Alle Brunnenbesitzer sollen sich beim Rhein-Kreis melden, damit entsprechende Messungen vorgenommen werden. Nutzpflanzen, die zum Verzehr bestimmt sind, sollen nicht mehr mit Brunnenwasser bewässert werden. Das Verzehren von Obst sei unbedenklich, da die Wurzeln der Bäume zu flach sind, um mit dem kontaminierten Grundwasser in Berührung zu kommen. Planschbecken sollten ebenfalls nicht mit Brunnenwasser befüllt werden.

Bei Einbau eines Zwischenzählers sagte Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus zu, dass für die Menge der zu Bewässerungszwecken genutzten Leitungswassers keine Abwassergebühren bezahlt werden müssten. „Ist es für Haustiere schädlich, wenn sie mit dem Brunnenwasser in Berührung kommen?“, wollte eine Bürgerin wissen. Eine Antwort konnte nicht ad hoc gegeben werden, Fragen und Antworten sollen auf der Internetseite des Kreises und der Stadt Kaarst zeitnah veröffentlicht werden. Die Beprobungen des Brunnenwassers sollen für die jeweiligen Eigentümer kostenlos sein. Norbert Klever erklärte folgendes: „Bei den hohen Werten, die in Brunnen an der Nordkanalallee gefunden wurden, steht noch nicht fest, ob sie vom Kaarster Bahnhof stammen oder beispielsweise von einer chemischen Reinigung oder einem metallverarbeitenden Betrieb.“ Urban Wahlen sieht keine schnelle Lösung des Problems: „Das wird uns über Jahre, wenn nicht über Jahrzehnte begleiten.“ Im November 2011 waren diese Schadstoffe erstmals festgestellt worden. „Warum ist seitdem nichts passiert?“, beklagte CDU-Ratsherr Christian Horn. Die Bürger forderten eine konsequente Sanierung.

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