ADFC-Klimabericht ADFC: Fahrradfahren in Kaarst ist purer Stress

Kaarst · Im aktuellen Klimabericht des ADFC belegt Kaarst Rang 285 von 311. Laut den Grünen ist dies ein „beschämendes Ergebnis“.

Wer in Kaarst mit dem Fahrrad unterwegs ist, braucht gute Nerven. Das zeigt auch der aktuelle Klimabericht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Dort belegt Kaarst in der Rangliste der Städte in der Größenordnung von 20.000 bis 50.000 Einwohnern Rang 285 von 311. Im Vergleich zum letzten Bericht aus dem Jahr 2016 hat sich die Stadt in allen Bereichen verschlechtert – lediglich im Hinblick auf die Fahrraddiebstähle hat sich nicht viel getan. In allen anderen Kategorien steht in dem Bericht ein roter Pfeil. Laut ADFC ist Radfahren in Kaarst Stress pur. Als Schulnote erhält die Stadt eine 4,3 – der Durchschnittswert aller Städte in der Größenordnung liegt bei 3,9.

Entsprechend verärgert reagiert die Politik. „Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Kaarst und Umgebung ideale, fast holländische Verhältnisse haben, müssen wir uns fragen, warum wir uns von anderen Städten so weit abhängen lassen“, teilt Claudia Köppe, Vorsitzende der Grünen, mit: „Leider ist die Verwaltungsspitze trotz aller Lippenbekenntnisse offenbar genauso wenig wie die CDU willens, ernsthaft in die Verbesserung der Radwege zu investieren“, so Köppe weiter. Die SPD weitet das Mobilitätsproblem auf ganz Deutschland aus. Im internationalen Vergleich seien Städte und Gemeinden „weit abgeschlagen“, wie die Vorsitzende Anneli Palmen sagt. Da andere Länder bereits davon abgerückt sind, dass sich Auto- und Radfahrer eine Fahrbahn teilen, müsse das Radwegenetz in Kaarst erneuert und ausgebaut werden. Das ist auch im Haushalt für das Jahr 2019 verankert: Durch die Entsperrung zusätzlicher Haushaltsmittel für die Sanierung der Kaarster Radwege in Verknüpfung mit einem Sanierungskonzept sind Maßnahmen für rund 120.000 Euro vorgesehen. „Bislang ist allerdings noch nicht erkennbar, wo das Geld investiert wird“, äußert Palmen Kritik an der Verwaltung.

Günter Kopp (FDP) meint, dass Radfahren aufgrund der vielen Feldwege in Kaarst eigentlich „kein Stress“ sein dürfte. „Die innerstädtische Radwege-Infrastruktur muss nachhaltig verbessert werden. Dafür sollten Sanierungskonzepte und das gerade in Auftrag gegebene Mobilitätskonzept herangezogen werden“, sagt Kopp. Ziel muss es sein, dass die Stadt Kaarst ihre bisherige Position im Klimatest wesentlich verbessert. Lars Christoph (CDU) fordert, dass die Anstrengungen erhöht werden müssen, um die Situation der Radfahrer in der Stadt zu verbessern. Seine Fraktion bereite derzeit einen Antrag vor, in dem weitere konkrete Verbesserungen vorgeschlagen werden.

Die Stadt Kaarst nimmt das Umfrageergebnis trotz der geringen Beteiligung ernst. „Richtig ist, dass unsere Stadt hinsichtlich des Fahrradverkehrs Verbesserungspotenzial hat. Falsch ist, dass diesbezüglich nichts geschieht“, teilt Stadtsprecher Peter Böttner auf Anfrage mit. Die Verwaltung hat erkannt, dass die beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen werden. Deshalb greifen sowohl das Klima- als auch das Mobilitätskonzept der Stadtverwaltung das Thema „Fahrrad“ auf. „Gerade in der Stadt Kaarst stellt das Rad eine echte Alternative zum Pkw dar. Viele innerstädtische Ziele sind bequem mit dem Rad zu erreichen. Zusätzlich bieten die Stadt und die Region mit dem Fahrrad einen hohen Freizeitwert. Wir werden deshalb konzeptionell die Thematik begleiten und das Fahrradklima sukzessive verbessern“, verspricht Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus.

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