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Kommunalwahl in Hückeswagen Aus der Wirtschaft ins Schloss?

Hückeswagen · Frank Mombauer geht nun offiziell ins Rennen um das Bürgermeisteramt am 13. September: Am Dienstagabend wählte ihn die FaB zu ihrem Kandidaten. Und der schaltete gleich in den Angriffsmodus.

 Die FaB nominierte am Dienstagabend Frank Mombauer zu ihrem Bürgermeister-Kandidaten und Herausforderer von Amtsinhaber Dietmar Persian.

Die FaB nominierte am Dienstagabend Frank Mombauer zu ihrem Bürgermeister-Kandidaten und Herausforderer von Amtsinhaber Dietmar Persian.

Foto: Jürgen Moll

Um 19.35 Uhr am Dienstagabend war die „historische Wahl“ beendet, wie es Brigitte Thiel bezeichnete: Die Freien aktiven Bürger (FaB) hatten soeben mit Frank Mombauer ihren ersten Bürgermeisterkandidaten nominiert. Alle 13 Mitglieder im Hotel Kniep votierten für den Gesamtprokuristen eines Oberhausener Unternehmens, der seit Februar Mitglied des politischen Vereins ist. „Ich freue mich auf die Kandidatur“, sagte die Vorsitzende und Fraktionschefin der FaB.

Die Entscheidung, gegen Amtsinhaber Dietmar Persian um den Bürgermeisterposten zu kämpfen, fiel vor zwei Wochen – und sie sei spontan gewesen. Er habe mitbekommen, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die AfD in Hückeswagen zur Wahl antreten wird. Mit Blick auf die schwache Wahlbeteiligung von 46 Prozent bei der Bürgermeister- und Kommunalwahl vor sechs Jahren will der 52-Jährige nun kandidieren. Sein Ziel: Durch seine Kandidatur sollen am 13. September wieder mehr Hückeswagener an die Wahlurnen gelockt werden. Denn sein Kalkül ist es, dass je höher die Wahlbeteiligung ist, desto geringer der Anteil für die AfD ausfallen wird. Zudem sagt Mombauer: „Eine Wahl mit nur einem Kandidaten ist keine richtige Wahl. Die Wähler müssen sich schon unter zwei Personen entscheiden.“

Im Umgang mit der AfD ist Mombauer konsequent: „Für mich geht es keinen Millimeter nach rechts.“ Direkt, nachdem er von den AfD-Kandidaten für Hückeswagen erfahren hatte, bereinigte er sein Facebook-Konto und blockierte alle sogenannten Freunde auf diesem Internetportal, die für diese Partei antreten wollen: „Das rechte Spektrum der AfD ist für mich ein No-Go.“

Der 53-Jährige hat sich auch deshalb zu einer Kandidatur um das Bürgermeisteramt beworben, „weil sich viele Menschen in Hückeswagen von der Politik nicht abgeholt fühlen. Ich will dazu eine Alternative bieten.“ Das macht er auch in seinem Wahlkampf-Auftritt im Internet und auf seinen Flyern deutlich: Die Hückeswagener könnten im September zwischen einem „Weiter so !“ und einem „Vorwärts !“ entscheiden. Sich selber bezeichnet er darin als „Kandidaten, der sowohl politisch als auch wirtschaftlich eine Alternative zur aktuellen Lokalpolitik bietet“.

Zudem listet Mombauer zwölf Ziele auf, wenn er tatsächlich zum Verwaltungschef gewählt werden sollte. So will er beispielsweise ein offenes Ohr für die Bürger haben und sie in die Entscheidungen am Ort einbinden, den Haushalt transparent machen und Anreize schaffen für Einsparungen. Schulden sollen abgebaut und Steuererhöhungen vermieden werden, er will den Ausbau der Digitalisierung bei Verwaltung und Schulen sowie, dass Hückeswagen für (junge) Familien attraktiv bleibt. Als Bürgermeister will er Ansprechpartner für die Wirtschaft sein, und er würde eine Gestaltungssatzung für die Innenstadt anstoßen. Auch plant er die nachhaltige Entwicklung eines Einzelhandels- und Gastronomiekonzepts sowie die Gründung eines Schlossbauvereins.

Dem amtierenden Bürgermeister wirft sein Herausforderer vor, etwa in Sachen Haushalt falsch zu handeln. Die Verwaltung hätte im Februar einen Haushaltsentwurf eingebracht mit geschätzten Steuereinkommen, die nicht realistisch gewesen seien. „Wirtschaftsexperten sind schon zu diesem Zeitpunkt von deutlich schlechteren Prognosen ausgegangen“, betont Mombauer. In solchen Fällen erwarte er, dass ein Bürgermeister hingehe und sage, wie eine Verwaltung gegensteuern könne. „Stattdessen wird sich erst der neue Rat nach der Wahl mit dem Nachtragshaushalt befassen müssen.“

Auch beim Integrierten Stadtentwicklungsprojekt (ISEK) werde im Rathaus geplant, „als ob es kein Corona geben würde“, bemängelt Mombauer. Er hätte sich gewünscht, dass die Verwaltung genau sagt, welche Kosten auf die Stadt beim ISEK und insbesondere beim Schlossumbau zukommen. Auch beim neuen Feuerwehrhaus, das an der Ruhmeshalle gebaut werden und nach aktuellen Schätzungen um die acht Millionen Euro kosten soll, hat er Kritikpunkte entdeckt. „Wir sind uns alle einig, dass wir das brauchen“, versicherte Mombauer. Er hätte jedoch drei Pläne gemacht: einen in abgespeckter Form, einen mit Mindeststandards und einen mit weiteren Wünschen. Stattdessen habe die Verwaltung gleich den teuren Entwurf vorgestellt.

Das ist noch längst nicht die komplette Kritik an Bürgermeister Dietmar Persian und seinem Verwaltungsteam. Auch habe er noch weitere Vorschläge für Hückeswagen in petto, versicherte Mombauer. Die acht Wochen bis zur Wahl könnten spannend und kontrovers werden.

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