Haan Junge Klimaschützer holen ältere ins Boot

Haan · Über 200 Haaner zogen durch die Innenstadt. Eingeladen hatte dazu die neue Ortsgruppe der „Fridays for Future“-Bewegung.

 Der Demonstationszug startete auf dem Neuen Markt.

Der Demonstationszug startete auf dem Neuen Markt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Um kurz nach Zwölf ertönte auch am Brunnen auf dem Neuen Markt der mittlerweile bekannte Schachtruf: „Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft raubt!“ Wir, das waren natürlich hauptsächlich Schüler, die gestern den Ruf nach mehr Klimaschutz in die Haaner Innenstadt trugen. Doch auch zahlreiche Erwachsene schlossen sich ihrem Zug in Richtung Rathaus an – wie zum Beispiel Jens Englich. Er war mit dem Fahrrad zum Treffpunkt gekommen, um an der Kundgebung der Haaner „Fridays for Future“-Bewegung teilzunehmen. „Es gibt ja nicht viele Alternativen, auf die Probleme aufmerksam zu machen“, sagte er und bekräftigte: „Es muss was passieren.“ Um die CO²-Emissionen ausreichend zu senken, brauche es klare gesetzliche Regelungen, befand Englich.

So sieht das auch Alexander Kraft vom Organisationsteam. Unternehmerische Selbstverpflichtungen reichten nicht aus, um der globalen Erwärmung entgegenzuwirken, betonte der 19-jährige Student, der sich „schon seit langem stark für die Klimapolitik interessiert“. Besonders die Massentierhaltung treibe ihn um, erklärte er am Beginn des Umzugs: Auch sie verursache schließlich im großen Umfang Treibhausgase. Die Resonanz auf den Aufruf zur Demonstration beeindruckte ihn: „Ich bin unglaublich überrascht“, sagte er, während sich der Tross von rund 200 Menschen verschiedener Generationen in Bewegung setzte. „Wir haben eher mit 50 bis 60 Teilnehmern gerechnet.“

Immer wieder ertönten Sprechchöre, während die Demonstranten selbst gebastelte Plakate in die Höhe reckten: „Früher war der Fisch in der Packung, heute ist die Packung im Fisch“, war darauf in Anspielung auf die Plastik-Vermüllung der Ozeane zu lesen, oder, als Seitenhieb auf die Politik: „Wenn die Erde eine Bank wäre, hättet Ihr sie längst gerettet.“

„Denkt klar, wir sind noch lange da!“ hatten Noel (12), Jonathan und Jonas (beide 11) auf eine Pappe geschrieben. „Wir haben uns im Unterricht damit beschäftigt“, erzählten die Drei wie aus einem Mund. Dass allmählich viele Tierarten aussterben und die Erde bei weiter steigenden Temperaturen auch für Menschen irgendwann nicht mehr bewohnbar sein könnte, mache ihm Sorgen, verriet Noel.

Am Rathaus stieß Paul Zimmermann zur Demo. „Ich war eigentlich aus anderen Gründen hier in der Innenstadt“, verriet er, gesellte sich aber am Rathaus zu den Teilnehmern der Kundgebung. „Es geht darum, Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema zu bekommen“, sagte der Vorsitzende des Bergischen Geschichtsvereins Haan. Allein dass über das Fernbleiben der Schüler vom Unterricht diskutiert werde, bringe automatisch auch die Ziele der Demonstranten an die Öffentlichkeit.

Dem gelegentlich gehörten Vorurteil, es gehe den Schülern nur um Freizeit, trat die elfjährige Theresa vehement entgegen: „Wir wollen nicht nur im Unterricht etwas tun“, sagte sie. Gemeinsam mit ihrer Freundin Maxi (12) plane sie zum Beispiel, Bäume auf öffentlichen Flächen zu pflanzen. Nicht nur die Politik sei gefordert, betonten sie und einige Mitschüler. Auch die Verbraucher müssten an sich arbeiten – zum Beispiel weniger Fleisch essen, stärker öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrgemeinschaften nutzen und weniger Paketdienste in Anspruch nehmen. Auch die Schülergruppe hatte ein eigenes Plakat mitgebracht. Es zeigte sie Weltkugel mit dem Spruch: „Have Respect for your mother.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort