Ausstellung in Grevenbroich Zwei Künstlerinnen, zwei Techniken, ein Thema

Grevenbroich · Absolventinnen der Kunstakademie Düsseldorf zeigen aktuelle Arbeiten in Grevenbroich. Das gemeinsame Thema: „Wege durch die Urbanität.“ Die Vernissage ist am Sonntag.

Grundsätzlich betrachtet, mag die Linie eine einfache geometrische Form sein. Vielleicht wegen ihrer angeblichen Schlichtheit bietet sie Spielraum. Wie wandelbar das Grundelement ist, zeigen jetzt in der Versandhalle Fotografin Brigitta Thaysen und Malerin Birgit Huebner. So unterschiedlich ihre Herangehensweisen sind – die eine fotografiert in Schwarz-Weiß, die andere setzt das komplette Farbspektrum um – so verbindend ist das gemeinsame Thema. Das lässt sich als „Wege durch die Urbanität“ beschreiben.

„Wir passen gut zusammen“, sagen die Beiden. Birgit Huebner war Meisterschülerin in der Klasse von Alfonso Hüppi, Brigitta Thaysen Meisterschülerin bei den Fotografen-Legenden Bernd und Hilla Becher. Als Kommilitoninnen lernten sie sich an der Kunstakademie kennen, seither sind sie miteinander befreundet. „Was mich interessiert, sind schweigsame, stille Bilder, auf denen kein Mensch zu sehen ist, die aber vom Menschen im übertragenen Sinne erzählen.“, beschreibt die Schwarz-Weiß-Fotografin ihre Arbeit. Die Personenlosigkeit macht ihre Ansichten, wie etwa mit doppelt-belichteten Impressionen aus Neuss über die Südbrücke nach Kappes-Hamm, nicht etwa trostlos. Die Ansichten werden zeitlos. Vom Licht angezogen führt sie den Betrachter in einen von ihr kreierten Bildraum. „Was ich realistisch sehe, fasse ich abstrakt auf“, erklärt sie ihren Blick durch den Sucher ihrer analogen Kamera. Die ist zwar schwer, aber permanentes Utensiel an ihrer Seite. „Sobald ich für mich ein Motiv entdecke, nehme ich sie zur Hand.“ Ergebnisse sind nicht nur die traumhaften, serialen Ansichten wie bei besagter Südbrücke, als neunteilige Serie. Ebenso fällt ihr Blick in die königliche Bibliothek Kopenhagen, zeichnet sie fotografische Linien bei einem Treppenaufgang nach oder fängt Muster und Motive profaner Geschirrhandtücher auf. „Da ist dann alles zu sehen“, die Öl- und Entwicklerflecken aus dem Labor, ebenso wie die eigentlich unverblüffende lineare Tuchkonstruktion. Diese Rauminszenierungen haben immer einen doppelten Aha-Effekt: Zuerst verblüfft die Struktur, dann erstaunt die Gesamtkomposition. Die Arbeiten zu betrachten, ist erstaunlich, tiefgründig und schön zugleich, wie den bunten Wegen Birgit Huebners zu folgen. „Das Urbane ist bei mir sehr abstrakt“, so hat die Düsseldorferin beispielsweise profane U-Bahn-Pläne genommen und deren Haltepunkte und Stationen nachgezeichnet. „Unterwegs sein, sich fernab des gewohnten Radius bewegen, sich neu orientieren, mit offenen Augen und Ohren Ungewohntes ins Verhältnis zu setzen, das fasziniert mich.“ Besonders sichtbar wird dieser Ansatz in einer eigens für die Ausstellung in Grevenbroichs Versandhalle umgesetzten Installation. Dazu hat Huebner kreisrunde Metallplatten bearbeitet, die inspiriert von der Versandhalle auf dem Boden platziert werden. „Aber nicht platt montiert, sondern so, dass ein gewisser Abstand zum Fußboden entsteht.“ Das erzeugt eine schwebende Anmutung und zeigt, wie auch Wege durchs imaginierte Wirrwarr filigran und leicht zum Ziel führen können.

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