Grevenbroich Grüne: Djir-Sarai soll als Vize-Landrat zurücktreten
Grevenbroich · Bijan Djir-Sarai soll von seinem Ehrenamt als stellvertretender Landrat zurücktreten. Das forderte am Dienstag Erhard Demmer, Vorsitzender der Grünen-Kreistagsfraktion. Die Begründung: Djir-Sarai repräsentiere in dem öffentlichen Amt den gesamten Kreistag. "Das steht ihm aufgrund der Ereignisse unseres Erachtens nicht mehr zu", meint Demmer.
Der Chef der Kreis-Grünen spielt damit auf Entscheidung der Universität Köln an. Die hatte dem FDP-Bundestagsabgeordneten und Kreisvorsitzenden Djir-Sarai am Montag den Doktortitel aberkannt. In der Dissertation des Politikers, seien die Zitatpflichten nicht hinreichend beachtet worden, hieß es in der Begründung.
Die Forderung der Grünen übergab Erhard Demmer gestern persönlich an Bijan Djir-Sarai: "Weil das der richtige Stil im Umgang miteinander ist", sagte der Vorsitzende. Jetzt wartet er auf eine Entscheidung des FDP-Politikers.
Die CDU-Kreistagsfraktion wird sich den Forderungen Demmers nicht anschließen, erklärte Vorsitzender Dieter Welsink: "Auch bei den Grünen gibt es eine Menge Leute, die Fehler gemacht haben, und nicht zurückgetreten sind", betonte er auf Anfrage. Welsinks Meinung: "Es ist zunächst einmal Sache von Bijan Djir-Sarai zu überlegen und zu entscheiden, wie er reagieren wird." Ähnlich denkt Rainer Thiel, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion: "Ich gehe davon aus, dass Bijan Djir-Sarai persönlich und gemeinsam mit der FDP darüber nachdenken wird, was die Aberkennung der Dissertation bedeutet, und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind."
Walter Boestfleisch vom FDP-Kreisvorstand hält die Forderung der Grünen für "kindisch". Er fragt: "Was hat das Amt des stellvertretenden Landrats mit der Dissertation zu tun? Da gibt es für mich keinen Zusammenhang." Persönlich bedauere er die Entscheidung der Kölner Universität: "Ich bin fest davon überzeugt, dass Djir-Sarai nicht absichtlich gehandelt hat. Der Kreisverband sieht das genauso — er steht hinter ihm", betonte Boestfleisch.
Carsten Thiel, Vorsitzender von UWG/Die Aktive im Kreistag wollte sich nicht festlegen, ob sich seine Fraktion der Forderung der Grünen anschließen werde. Er meinte: "Für Fehlleistungen muss man gerade stehen — und andere mussten auch ihre Konsequenzen ziehen."
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke ließ auf Nachfrage unserer Zeitung durch seinen Sprecher Harald Vieten mitteilen, dass er keinen Grund für einen Rücktritt des FDP-Politikers von seinem Ehrenamt sehe. Bijan Djir Sarai selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.