In Geldern entdeckt Der Biber erobert sich die Niers zurück

Geldern · Die niedlichen Kerlchen mit den scharfen Zähnen sind unverzichtbare „Ökoingenieure“.

 Frische Nagespuren von Bibern sind in Geldern an der Niers zu entdecken. Die Tiere werden abends aktiv.

Frische Nagespuren von Bibern sind in Geldern an der Niers zu entdecken. Die Tiere werden abends aktiv.

Foto: Heinz Spütz

Wer in den vergangenen Tagen einen Spaziergang entlang der Niers, etwa in Höhe der Tennisplätze, gemacht hat, dem werden ganz sicher nicht die charakteristischen Spuren des Bibers entgangen sein. An zwei hintereinander stehenden Bäumen, vermutlich Eschen, hat der Holzfäller mit den starken Zähnen in den rund zehn Zentimeter dicken Stämmen keilförmig zwei bis drei Zentimeter breite Späne abgeschnitten, ohne die Bäume dabei zu fällen.

Den aufmerksamen Augen von Hermann-Josef Windeln vom Naturschutzbund (NaBu) Kreisverband Kleve, Ortsgruppe Issum-Geldern, waren die Spuren des fleißigen Baumeisters natürlich nicht entgangen. „Ich gehe davon aus, dass der Biber die beiden Bäume Anfang der letzten Woche angenagt hat“, so seine Einschätzung. Bei der Begutachtung der angefressenen Bäumen zog er das Resümee, dass es sich vermutlich um ein Jungtier gehandelt hat, das im Alter von etwa drei Jahren den elterlichen Bau verlassen hat, oder besser ausgedrückt verlassen musste. „Erfahrene Biber nagen Bäume mit diesem Durchmesser in einmal durch. Dieser Biber war vermutlich noch ein Anfänger“, so Windeln.

Deutschlands größte Nagetiere galten als nahezu ausgerottet, aber inzwischen sind sie an den Gewässern im gesamten Kreisgebiet wieder auf dem Vormarsch und erobern sich in den Flusssystemen ihren Lebensraum zurück.

„An der renaturierten Niers in Pont und auch am Rayers-See in Geldern haben wir eindeutige Hinweise darauf, dass die Biber für Nachwuchs gesorgt haben“, erklärt Windeln weiter, „aber ich gehe nicht davon aus, dass der Biber sich an der Niers dauerhaft niederlassen wird.“

Die Gründe liegen auf der Hand, denn das Nahrungsangebot ist am Niersufer auf Grund des punktuellen Bewuchses alles andere als vielfältig. Außerdem bevorzugt der Nager eher stille Gewässer, wie zum Beispiel die Fleuthkullen, die ebenfalls die deutliche Handschrift des Bibers tragen.

Windeln konnte an der besagten Stelle an der Niers keine der typischen Biberbauten- oder dämme entdecken. Deshalb geht er davon aus, dass sich der Nager vorübergehend in einem von Nutrias verlassenen Uferbau einquartiert hat.

Zu sehen bekommt man den als scheu geltenden Biber allenfalls in der Dämmerung, denn den lieben langen Tag verschläft er in seinem Bau. Und das mit gutem Grund, denn er hat aus der Vergangenheit dazugelernt: Spät abends sieht er sich nicht den Gefahren ausgesetzt, die von Menschen, aber auch von Hunden und Greifvögeln, ausgehen.

In Deutschland steht der Biber auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Arten und gilt als ein besonders und streng geschütztes Tier.

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