Tagebau Garzweiler II soll mindestens einen Kilometer vor der Bebauung enden Keine Erklärung für Abstand zum Ort

Erkelenz · Der Westwall von RWE am östlichen Ortsrand von Kaulhausen erregt die Gemüter im Gebiet des Braunkohlentagebaus Garzweiler II.

 Britta Kox aus Berverath kämpft für die Dörfer.

Britta Kox aus Berverath kämpft für die Dörfer.

Foto: Anne Orthen (ort)

Eine plausible Erklärung, warum der Westwall, mit dem RWE den Tagebau Garzweiler II gegen Kaulhausen und Venrath abschotten will, 80 Meter von der Wohnbebauung entfernt errichtet wird, während es für Windräder eine Abstandsregelung von einem Kilometer geben soll, können weder CDU-Landtagsabgeordneter Thomas Schnelle noch sein CDU-Kollege aus dem Bundestag, Wilfried Oellers, liefern. „Das geht einfach nicht“, meinen beide beim Dorfforum Venrath/Kaulhausen. Der Abstand zwischen Tagebaukante und Dörfern müsse größer werden. Ob es 1500 Meter sein sollen, wie es Sprecher des Dorfforums beim Treffen auf dem Grundstück von Michael Königs forderten, ließen sie offen.

Überraschend viele Menschen hatten sich zum Meinungsaustausch getroffen; so viel, dass die inspizierende Polizei beinahe eine unangemeldete Demonstration vermutete. „Wir haben uns nur bei mir getroffen, um deutlich zu machen, dass wir nicht wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden wollen“, erläutert Königs, der auch Kritik an Ministerpräsident Armin Laschet übte. „Er hat vor einem Jahr den Wall mit eigenen Augen gesehen. Aber bis heute nichts getan, damit uns der Tagebau nicht bis auf wenige Meter auf die Pelle rückt.“ Der geringe Abstand sei ebenso unmöglich wie die Planung, das Grundstück eines Landwirts wegen der Fortführung des Walls zu zerschneiden und ihn ohne Not in eine Umsiedlung zu zwingen, statt den Wall weiter östlich weiterzubauen. Was in Kaulhausen passiere, sei ein Ding der Unmöglichkeit, sagt Peter-Josef Gormanns, Sprecher des Dorfforums. Die Börde mit den fruchtbarsten Ackerböden Deutschlands würde durch heranrückende RWE-Bagger vernichtet. Am liebsten wäre es allen, dass die Bagger bleiben, wo sie jetzt sind: östlich von Keyenberg; auch wenn es nach den letzten politischen Entscheidungen scheine, als würde der Tagebau Garzweiler II bis zu seiner endgültigen Auskohlung fortgesetzt. Königs schimpft unter dem Beifall der vielen Menschen. „Auf der einen Seite wird ein dem Tod geweihter Restbestand des Hambacher Forstes ‚gerettet‘, auf der anderen Seite sollen Menschen wegen Garzweiler II weichen oder unerträgliche Belastungen als Anrainer hinnehmen.“ Es sei Zeit, vermehrt zu protestieren, meint auch Britta Kox (Sprecherin Aktion „Alle Dörfer bleiben“). „So wie wir alle mit 50.000 Menschen für den Erhalt des Hambacher Forstes gekämpft haben, sollten wir auch für den Erhalt der Dörfer kämpfen.“ Sie lud für den 8. März nach Keyenberg ein. Dort soll dann die erste von vielen Protestaktionen gegen die Fortführung von Garzweiler II in der jetzt geplanten Form stattfinden.

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