Projekt von Cusanus-Gymnasium und Hauptschule Erkelenz Schüler als Sprachpaten gut für die Integration

Erkelenz · Das Cusanus-Gymnasium und die Hauptschule pflegen seit zwei Jahren Sprachpatenschaften. Die Erfolge sind beachtlich.

 Seit zwei Jahren besteht eine Kooperation zwischen der Eine-Welt-AG des Cusanus-Gymnasiums und den Deutschfördergruppen der Gemeinschaftshauptschule. Beim Frühstück tauschten Efehan, Jannis, Fanta, Afrah sowie die Sprachpaten Emma und Marvin und Lehrerin Nina Theelen die Rollen.

Seit zwei Jahren besteht eine Kooperation zwischen der Eine-Welt-AG des Cusanus-Gymnasiums und den Deutschfördergruppen der Gemeinschaftshauptschule. Beim Frühstück tauschten Efehan, Jannis, Fanta, Afrah sowie die Sprachpaten Emma und Marvin und Lehrerin Nina Theelen die Rollen.

Foto: Ruth Klapproth

Alpha Ibrahim Bah ist 20 Jahre alt und steuert auf das Abitur zu. Vor sechs Jahren ist er mit seiner Mutter und zwei kleinen Schwestern aus Guinea geflohen, lebt seither in Erkelenz. Zunächst besuchte er die Deutschfördergruppe der Hauptschule in Erkelenz, wechselte nach nur sechs Monaten in den Regelunterricht und nach der Mittleren Reife auf das Cusanus-Gymnasium. Inzwischen besucht der 20-Jährige die Hauptschule nebenher wieder regelmäßig. Alpha Ibrahim Bah ist einer von 20 jungen Sprachpaten, das sind Schüler des Cusanus-Gymnasiums, die in ihrer Freizeit an der Hauptschule den Schülern der Deutschfördergruppe Nachhilfe geben. „Als ich an der Hauptschule war, gab es dieses Angebot noch nicht. Es hätte mir beim Deutschlernen bestimmt geholfen“, sagt Alpha Ibrahim Bah.

Seit zwei Jahren besteht eine Kooperation zwischen der Eine-Welt-AG des Cusanus-Gymnasiums und den Deutschfördergruppen der Gemeinschaftshauptschule, betreut von Frank Joussen auf der einen und Nina Theelen auf der anderen Seite. Unter dem Motto „Voneinander lernen. Einander verstehen.“ ist die Idee der Sprachpaten entstanden. Diese kommen im mittlerweile zweiten Jahr mindestens einmal wöchentlich zu ihren Schülern in die Hauptschule und geben dort Nachhilfe. „Sie unterstützen Kinder mit Migrationshintergrund und ohne Sprachkenntnisse dabei, bei uns Fuß zu fassen“, erklärt Nina Theelen.

 Alpha Ibrahim Bah (20) sieht in den Sprachpaten eine wichtige Aufgabe.

Alpha Ibrahim Bah (20) sieht in den Sprachpaten eine wichtige Aufgabe.

Foto: Speen

Ahmed Harrabi ist in Tunesien aufgewachsen und kam im Jahr 2014 nach Deutschland. Der heute 19-Jährige gehörte der ersten Deutschfördergruppe an der Erkelenzer Hauptschule an. Wie Alpha Ibrahim Bah bereitet er sich gerade auf das Abitur vor, nutzt aber seine Freistunden gerne, um ein russisches Kind zu unterstützen. Beide Schüler waren leicht für das Projekt zu werben, über das Alpha Ibrahim Bah sagt: „Als ich davon hörte, dachte ich sofort, da will ich helfen.“ Beide geben Nachhilfe in Mathematik und sind stolz auf die Erfolge ihrer Schüler.

 Ahmed Harrabi (19) ist Sprachpate.

Ahmed Harrabi (19) ist Sprachpate.

Foto: Speen

Lehrerin Nina Theelen ist im Mai 2015 als Koordinatorin der Deutschfördergruppen und als Sprachbeauftragte an die Erkelenzer Hauptschule gekommen. Gezielt hatte sie sich auf diese Stelle beworben. Theelen koordiniert die Sprachpaten, begleitet deren Arbeit mit Workshops und stellt ihnen das Unterrichtsmaterial für Deutsch, Mathematik und Englisch zusammen. Dass das Projekt erfolgreich ist, macht sie an vielen Punkten fest: „Alle sind mit Begeisterung dabei. Die Kinder lernen anders miteinander als von Lehrern. Es wachsen immer neue Sprachpaten nach. Und es ist schön zu sehen, wie über die Patenschaft hinaus Freundschaften entstehen. Ein Mädchen nimmt mittlerweile zum Beispiel drei Mädchen aus den Deutschfördergruppen mit in den Reitstall.“

Den Erfolg der Sprachpatenschaften sieht auch Schulleiter Erich Konietzka: „Hierüber funktioniert die Integration hervorragend.“ Damit die Arbeit der Deutschfördergruppen zu bereichern, sei ein richtiger und weiterhin wichtiger Ansatz: „Wir haben zwar nur noch zwei Gruppen, von vormals vier, es gibt aber weiterhin neue Anmeldungen.“ Folglich bleibe die Gruppenstärke gleich und die Nachfrage konstant: „Derzeit sind 24 Kinder in jeder Gruppe. Ist ein Kind soweit, wechselt es zunächst in einzelnen Fächern wie Mathematik in eine Regelklasse. Spätestens nach zwei Jahren soll schließlich jeder Schüler dorthin gewechselt sein.“

Zum Halbjahreszeugnis standen jetzt zehn Wechsel in die Regelklassen an. Zuvor kamen alle Schüler zu einem Frühstück in der Mensa der Hauptschule zusammen. Mit ihren Eltern hatten die Hauptschüler gebacken und gekocht, mit ihren Sprachpaten und ihren Lehrern wurde gegessen – und anschließend wurden die Rollen getauscht. An diesem Vormittag unterrichteten die Patenkinder, vermittelten die Sprachen ihrer Herkunftsländer: Arabisch, Griechisch, Bulgarisch, Kurdisch, Thailändisch, Persisch, Russisch, Türkisch, Französisch und Italienisch.

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