Erkelenz Vergnüglicher Jahresrückblick

Erkelenz · Das Erkelenzer Ensemble 4 vor 12 setzte sich in der vollbesetzten Leonhardskapelle kabarettistisch mit dem Jahr 2010 auseinander. Das Quartett gefiel mit seiner Mischung aus Sketchen und Liedern – mal heiter, mal bissig.

Bürgermeister Peter Jansen ist sicherlich schon mit vielen Bezeichnungen versehen worden – das bringt der Job halt so mit sich. "Schnäuzerinho" dürfte in dieser Sammlung bislang aber gefehlt haben. Diese Lücke schloss nun das Erkelenzer Ensemble 4 vor 12 beim kabarettistischen Jahresrückblick in der Leonhardskapelle. In einer der besten Nummern des ohnehin ebenso prallen wie kurzweiligen Abends dribbelten sich Andreas und Benjamin Koerfer sowie Dominik Mercks im Stil der Radio-Fußball-Konferenzschaltung gekonnt durch den Berliner Reichstag, den Düsseldorfer Landtag – und eben den Erkelenzer Stadtrat. "Peter Jansen, von den Fans liebevoll Schnäuzerinho genannt", lautete hier eine der Passagen.

Apropos Fußball: Beim Jahresrückblick durfte natürlich auch die WM in Südafrika nicht fehlen – inklusive eines bissigen Ausblicks. In Anlehnung an die sehr umstrittene Vergabe der WM 2022 nach Katar unkten sie: "Die WM 2030 wird dann auf dem privaten Südseeatoll von Roman Abramowitsch stattfinden" (der russische Milliardär ist Eigentümer des englischen Spitzenclubs FC Chelsea).

Nur vordergründig besinnlich wurde es beim Weihnachtslieder-Medley mit Mercks am Flügel. Denn inhaltlich geriet das zur Persiflage auf das jüngst zum Wort des Jahres gekürte "Wutbürger" – konkret auf die neue Demonstrationsfreudigkeit der Besserverdiener.

Die Rücktrittswelle von bekannten Politikern in diesem Jahr brandmarkte Mercks in einem sehr ausdrucksstarken Monolog als neue Form von Hedonismus. Wie die Faust aufs Auge passte dazu die hübsche Adaption des Silvester-Sketchs "Dinner for one" – mit Magda Sikora als Angela Merkel und Benjamin Koerfer als Butler James in den Rollen der abgetretenen CDU-Granden Koch, von Beust und Rüttgers sowie Merkels ehemaligen Vizekanzler Steinmeier – speziell Koerfer konnte da auch einmal sein komödiantisches Talent voll ausspielen.

Andreas Koerfer gefiel als desillusionierter Weihnachtsmann ("Was glauben Sie, was die Bundespolizei mit bärtigen Männern macht, die an öffentlichen Plätzen Pakete verstecken?"). Alle zusammen waren dann bei der letzten Nummer in Hochform, ihrem Abgesang auf die Ruhrregion als europäische Kulturhauptstadt. Da konnte vor allem Magda Sikora, die zuvor ein wenig im Schatten ihrer männlichen Kollegen gestanden hatte, als völlig überdrehte Performance-Künstlerin mal so richtig den Turbo zünden – und Andreas Koerfer bewies, dass er herrlich debil gucken kann.

(RP)
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