Gedenkfeier zur Pogromnacht „Wir dürfen dies niemals mehr zulassen“

Erkelenz · Für die Ausstellung „We, the six million“ wurde die Gedenkfeier zur Reichspogromnacht vorgezogen. Bürgermeister Peter Jansen richtete mahnende Worte an die Gesellschaft und der GHS-Schulchor sorgte für bewegende Momente.

 Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Erkelenz singen zur Gedenkfeier in den Arkaden des Alten Rathauses.

Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Erkelenz singen zur Gedenkfeier in den Arkaden des Alten Rathauses.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Es war ein bewegender Moment, der sich da in den Arkaden des Alten Rathaus auf dem Erkelenzer Marktplatz abspielte. In gedimmtes Licht getaucht und von Klavier und Gitarre begleitet, sang der Schulchor der Gemeinschaftshauptschule (GHS) anlässlich der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht mehrere berührende Lieder. Vor allem bei der Aufführung der Schüler zum Text „Meine Muttersprache“, den sie zusammen mit GHS-Lehrerin Judith Konopka aus dem Englischen von Leah Thorn übersetzt hatten, stockte vielen der rund 80 Teilnehmer der Gedenkfeier sichtlich der Atem.

„Schmerz, Schmerz, Schmerz, der nicht geheilt werden konnte“, lautet dabei eine prägnante Zeile des Textes von Leah Thorn, deren jüdische Großeltern in Erkelenz lebten und von den Nationalsozialisten umgebracht wurden. In dem vom Schulchor auf deutsch vorgetragenen Text verarbeitet die Engländerin ihre Probleme mit der deutschen Sprache, die bei ihrer Geburt ihre Muttersprache war, aufgrund der schrecklichen Taten zu Zeiten des NS-Regimes aber nur noch negativ konnotiert war.

Sichtlich berührt von der Darbietung des Chors und auch vom späteren Besuch der Ausstellung „We, the six million“, die der Heimatverein in Zusammenarbeit mit der Hauptschule nach Erkelenz geholt hatte, war auch Bürgermeister Peter Jansen. Der war zuvor schon mit den Teilnehmern der Gedenkfeier auf dem Jüdischen Friedhof an der Neusser Straße gewesen und hatte gemeinsam mit GHS-Schulleiter Erich Konietzka und Lehrer Jochen Oberle einen Kranz niedergelegt. „In Gedenken an diese Opfer und als Zeichen der Mahnung für die Zukunft“, erklärte Jansen währenddessen und erinnerte. „Am 09. November 1938 erreichte die Hetze gegen Mitmenschen jüdischen Glaubens einen vorläufigen Höhepunkt. Heute wissen wir, dass an diesem Tag das Tor für noch mehr Hass und Gräueltaten aufgestoßen wurde.“ Hinsichtlich einer aktuell immer aggressiver werdenden Stimmung im Netz, eines erstarkenden rechten Randes und nicht zuletzt aufgrund solch schrecklicher Taten wie in Halle, sei er besorgt, ob die Warnung, die solch ein Gedenktag für alle Menschen eigentlich sein sollte, noch in der Mitte der Gesellschaft ankommt. „Wir dürfen dies niemals mehr zulassen“, war seine klare Botschaft an alle Anwesenden.

Für weitere Momente der Andacht lief die Gruppe der Gedenkfeier auf dem Weg zum Alten Rathaus zudem an den auf der Kölner Straße liegenden Stolpersteinen vorbei. GHS-Lehrer Jochen Oberle erzählte in diesem Zuge von den schrecklichen Schicksalen der jüdischen Familien Strauss und Weinberg, die in Erkelenz lebten und Anfang der 40er-Jahre von den Nazis deportiert und ermordet wurden. Weitere kleine Bausteine, die auf die Gefahren von Hass und Diffamierung aufmerksam machen sollen. Das sei wichtig, betont Jansen. „Jeden Tag und an jeder Stelle.“

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