Sommerfest an der Burg Erkelenz taucht ein ins Mittelalter

Erkelenz · Die Freunde der Burg hatten erneut zum mittelalterlichen Sommerfest geladen. Viele große und kleine Besucher ließen sich die Zeitreise in Erkelenz nicht entgehen. Warum die Faszination nach wie vor ungebrochen groß ist.

 Impression vom mittelalterlichen Sommerfest rund um die Burg in Erkelenz. Hier ist der Dalheimer Gaukler Tamino in Aktion.

Impression vom mittelalterlichen Sommerfest rund um die Burg in Erkelenz. Hier ist der Dalheimer Gaukler Tamino in Aktion.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Eine Zeitreise mehr als fünfhundert Jahre zurück in die Vergangenheit: Gaukler, Tavernen und fröhliches Beisammensein prägte das Stadtbild an der Burg in Erkelenz. Denn die Freunde der Burg luden zum großen mittelalterlichen Sommerfest. So erstreckte sich ein Zeltlager von der Burg bis zu den Wiesen am Ziegelweiher. Das Spektakel zog Ausstellende und Gäste aus ganz NRW, den Niederlanden und Belgien an. Handwerker und Händler, die Taverne zum fröhlichen Normannen, eine Falknerei und die Burg-Küche mit deftigen Speisen fanden ihren Platz am Fuße der Burg, die im Mittelalter als Teil der Stadtbefestigung diente. Für viele begeisterte Besucher und besonders Kinder hieß es außerdem: Rauf auf den 23 Meter hohen Burgfried und bei Sonnenschein und mittelalterlichen Klängen die Aussicht über das Erkelenzer Land genießen.

Tandaniel, der Geschichtenweber, entführte die kleinen und großen Zuhörerinnen und Zuhörer in abenteuerliche und heldenhafte Märchengeschichten. Beim Schlendern und Bestaunen der verschiedenen Handwerke und Verkaufsstände versprühten The Castle Pipers mit ihren Dudelsäcken noch etwas schottisch-keltische Kultur über das fröhliche Treiben des Marktes. Neben den Tavernen verköstigte Peter Schröder die Gäste an seinem Stand mit ganz besonderem Met. „Wie benutzen Waldhonig, denn er ist würziger und geschmacksintensiver. Wir sind jedes Jahr hier. Wir gehören schon zum Inventar“, erzählte er begeistert und freute sich, wieder in Erkelenz zu sein.

Rund 40 Aussteller kamen zum Fest. Darunter auch aus Polen und Tschechien. Die leidenschaftlichen Mittelalterfans kennen sich fast alle untereinander und sind wie eine große Familie. Der Vorsitzende der Freunde der Burg, Peter Fellmin, ist stolz auf das, was sein Verein wieder auf die Beine gestellt hat: „Wir haben mit dem Mittelaltermarkt im Jahr 2010 angefangen. Seitdem vergrößert er sich immer mehr. Wir starteten mit ganz wenig und dann kam unser Jubiläum 2019, da hatten wir fünf bis sechstausend Besucher. Ich glaube in diesem Jahr kommen wir an die gleiche Zahl. Und das, obwohl viele wegen Krankheit abgesagt haben“, berichtete er.

Ganz besonders kamen die Kleinsten auf ihre Kosten. Die Kinder konnten sich vom Bogenschießen bis zur Mehlproduktion ausprobieren. Doch verzauberten auch die selbstgefilzten Puppen oder die funkelnden Edelsteine so manches Kinderherz. Die Gruppe Volk zu Finetrop zeigte den neugierigen Kindern, wie ein römischer Legionär aus dem dritten Jahrhundert Mehl mahlte. Und zwar mit einen transportablen Mahlstein, bestehend aus einem Basis- und einem Reibstein. Die Kinder durften dabei direkt selbst zur Tat schreiten und mussten schnell feststellen, dass es sich um viel Arbeit handelt. „Wir waren in Xanten auf einem römischen Markt. Dort haben wir uns mit der römischen Geschichte auseinandergesetzt. Und da haben wir uns gedacht, wir könnten den Kindern zeigen, wie man Mehl herstellt“, erzählte ein Mitglied des Volks zu Finetrop, die das achte Jahrhundert nachempfinden. „Das hier ist Mehl für eine halbe Nudel“, zeigt er auf das gemahlene Getreide, an dem ein Kind einige Minuten lang mahlen musste. Seine Frau fertigte Teppiche am Stabwebrahmen. „Wenn ich jeden Tag acht Stunden weben kann, dann brauche ich für einen Teppich zwei Wochen“, erklärte sie.

 Bogenschießen will gelernt sein: Die Besucher durften es testen.

Bogenschießen will gelernt sein: Die Besucher durften es testen.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)
 Besonders die Kinder kamen beim Fest voll auf ihre Kosten.

Besonders die Kinder kamen beim Fest voll auf ihre Kosten.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Viele Jahre restaurierte der Verein Freunde der Burg mit viel Engagement und zahlreicher Unterstützung die noch vor 15 Jahren verwahrloste Burg. Seitdem sorgen sie für die Instandhaltung des alten Gemäuers. Zudem errichteten sie auf der ersten Etage des Gebäudes ein Museumszimmer. Demnächst soll die zweite Etage ein Waffenzimmer beherbergen und außerdem spielt der Verein mit der Idee, die Folterkammer wiederherzurichten. „Doch einen Schritt nach dem anderen“, betonte Peter Fellmin. Ihm läge es am Herzen, dass die Menschen etwas mitnehmen, wenn sie an den geschichtsträchtigen Ort kommen, sagte er. Besonders die Arbeit mit den Kindern ist Fellmin immer wichtig. So besorgte er Helme, Kettenhemden oder Fuß- und Handfesseln, damit die Kleinen die mittelalterliche Zeit hautnah und zum Anfassen erleben können. Fellmins Herzblut gehört der Burg: „Das ist etwas, wo unsere Kinder noch etwas von haben. Und ich hoffe, die Burg steht in hundert Jahren noch. Und sie wird stehen“, richtete er den Blick von dem mittelalterlichen Spektakel auf dem Markt vertrauensvoll in die Zukunft.

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