In Holzweiler entstand ein weiterer Baustein für die Zukunft des Dorfes Futterstelle für Leseratten

Nach der Bücherkiste reift bei Günter Voetz die nächste Idee für Holzweiler.

 In Holzweiler lädt vor der Alten Schule eine Bücherkiste dazu ein, Literatur zu leihen und verleihen.

In Holzweiler lädt vor der Alten Schule eine Bücherkiste dazu ein, Literatur zu leihen und verleihen.

Foto: Speen

Wohin mit den Büchern, die zum Wegwerfen zu schade sind? Diese Frage beantwortet Günter Voetz auf seine eigene Art. „Ich habe einfach eine Bücherkiste gebastelt“, meinte er, nachdem er vor mehr als einem Jahr seine Gedanken verwirklicht hat und er erste Bilanz ziehen kann.

Er hatte sich Bücherkisten in Wegberg und Mönchengladbach angesehen und war zwar von Idee begeistert, nicht aber von der Umsetzung. Bei einer Bücherkiste kann jeder Interessent kostenlos Lesestoff entnehmen, ihn behalten, wiederbringen oder auch andere Bücher abliefern. „So gibt es einen immer wieder anderen Bestand in den Regalen“, erklärt Voetz. Was ihm nicht gefiel, war die bauliche Umsetzung der begutachteten Bücherkisten. „Zu klein, zu einfach“, meinte der Mann, der sich aus kleinen Anfängen zu einem Unternehmer mit rund 30 Mitarbeitern in Holzweiler etabliert hat. Er packte an und baute seine Bücherkiste, die mit 25 Regalmetern Platz bietet und groß genug ist, um sich als Interessent darin zu drehen. „Jeder, der will, dem baue ich gerne gegen Erstattung der Kosten eine eigene Bücherkiste.“

Das stabile, mobile Bauwerk hat seinen Platz vor der Alten Schule in Holzweiler gefunden. „Wir haben bei der Stadtverwaltung um Erlaubnis gefragt“, sagt Voetz. Für ihn ist „Futterstelle für Leseratten“ ein weiterer Baustein, um den Ort mit Leben zu füllen und in die Zukunft zu führen, nachdem der Braunkohlentagebau nicht mehr die Vernichtung des Dorfes zur Folge hat. Als Konkurrenz zur öffentlichen Pfarrbücherei sieht er die Bücherkiste nicht. „Sie ist nicht immer geöffnet, die Bücherliste hingegen kann rund um die Uhr besucht werden.“ Sie sei mehr als nur eine Sammelstelle von Büchern. „Inzwischen kommen viele, um ein Buch auszuwählen und auf den Bänken zu lesen. Das ist ein Treffpunkt in Holzweiler geworden.“ Dabei ist es längst nicht damit getan, eine Sammelstelle für Bücher aufzustellen. „Wir müssen regelmäßig, fast täglich kontrollieren und aufräumen.“ Da werden die Bücher oft nicht zurückgestellt, da fallen Bücher zu Boden, da gibt es Mitbürger, die kistenweise ihre Bücher abliefern. Voetz kontrolliert alle neuen Bücher. „Manchmal sind Sachen dabei, da wundert man sich“, meint Voetz. Gebetbücher, Bibel oder auch einen Ratgeber zur Ernährung in der Schwangerschaft gehören zu den ungewöhnlichen Gaben.

In aller Regel werden Taschenbücher abgeliefert, aber auch komplette Serien. Meistens sind es Romane, gelegentlich Sachbücher. „Alle schauen wir uns an.“ Jugendgefährdende Werke etwa würden aussortiert. „Aber bisher haben wir deswegen noch kein Buch entsorgen müssen.“ Anders sieht es beim Zustand der Bücher aus. „Wenn es auseinanderfällt, macht es keinen Sinn, es anzubieten.“ Dann kommt es ins Altpapier. Der Platz an der Alten Schule sei genau der richtige für die Bücherkiste. Voetz macht sich immer Gedanken, wie das Dorfleben noch aktiver werden kann. Über die Umbaupläne der Schule zu einem Dorfzentrum freut er sich sehr. „Gerne würde ich daneben im alten Feuerwehrgerätehäuschen eine alte, gemütlich Pinte einrichten.“

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