Worte zur Woche Sind digitale Medien eine Frage des Alters?

Ein Kindergarten sollte an die digitalen Medien heranführen – diese Meinung vertritt die Mehrheit des Jugendhilfeausschusses in Erkelenz und schickt zwei Einrichtungen in ein einjähriges Modellprojekt.

Andreas Speen

Andreas Speen

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Aber nicht jeder findet das gut. Das sei zu früh. Spielen, Basteln, Toben, Malen, Freundschaften kämen zu kurz. Es gibt Gegenargumente, die von der Politik benannt worden sind. Sie treffen das Problem, aber nicht den Kern des Modellprojekts.

Es ist wichtig, dass Kinder in diesem Alter didaktisch aufbereitet lernen, sich konstruktiv, kreativ und nicht nur konsumorientiert mit Smartphone, Tablet und Co. auseinanderzusetzen. Die haben nämlich längst Einzug in die Kinderwelten gehalten, und damit ist nicht einmal die Versuchung gemeint, ein Kind mit einem solchen Gerät abzulenken, um zum Beispiel ungestört einkaufen zu können. Denn: Wer heute ein auf Kinder eingestelltes Museum besucht, wird dort auf sie zugeschnittene pädagogische Angebote mit digitalen Medien antreffen; oder wer zeitgemäße Geburtstagsgeschenke sucht, wird interaktive Stifte finden, die gleichzeitig unterhalten und Wissen vermitteln.

Übermäßiger oder unkontrollierter Umgang mit digitalen Medien im Kindergartenalter sind (wie in jedem Alter) das Problem, weil das Zeit, Kraft und Lust für andere wichtige Dinge raubt. Darin haben die Kritiker des Modellprojekts Recht. Gerade deshalb ist es aber auch wichtig, Kindern Umgang und Maß zu vermitteln. Und vielleicht wird das Modellprojekt sogar ergeben, dass nicht nur alle Kindergärten dieses – wohlgemerkt zusätzliche und nicht anderes ersetzende – Angebot machen sollten, sondern dass auch die Eltern stark eingebunden werden sollten. Wer hat heute sein Smartphone nicht ständig griffbereit, auch beim Essen oder Familienausflug – Hand aufs Herz?

Vorbeugend handelt auch ein zweites Erkelenzer Projekt, das an Karneval erstmals richtig gute Ergebnisse zeigte. Seit 2012 arbeiten Schulen, Stadt und Krankenhaus zum Karneval bei der Alkoholprävention eng zusammen. Kinder, die damals gerade auf eine weiterführende Schule wechselten, sind jetzt im gefährdeten Alter und haben in dieser Zeit etwas gelernt, das sich jetzt verstetigen sollte: Erstmals wurde Altweiber nur ein Jugendlicher unter 18 mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Das war früher anders.

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