Landwirtschaftsabend in Erkelenz Bekannte Welten sind auf den Kopf gestellt

Erkelenz · 53 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe arbeiteten aktuell mit digitaler Technik. Zu diesen Potenzialen referierte Benjamin Schutte.

 Benjamin Schutte sieht für Landwirte große Chancen in der Digitalisierung, die Transparenz schaffen könne.

Benjamin Schutte sieht für Landwirte große Chancen in der Digitalisierung, die Transparenz schaffen könne.

Foto: Ruth Klapproth

Computergesteuerte Fütterung, hochmoderne GPS-Systeme, Drohnen, um Wildschäden zu vermeiden oder den Zustand von Pflanzen und Beeren exakt zu bestimmen: Die Landwirtschaft ist längst zur digitalisierten Welt geworden, wie Benjamin Schutte bei der dritten Auflage des Kreis Heinsberger Landwirtschaftsabends deutlich machte.

Im mit rund 130 Teilnehmern voll besetzten Veranstaltungsraum der Kreissparkasse in Erkelenz referierte der Sprecher der Geschäftsführung und Verkaufsleiter des weltweit fünftgrößten Landmaschinenherstellers Claas (Harsewinkel, 11.000 Mitarbeiter) zum Thema „Digital 4.0 – Herausforderung oder Chance für die Landwirtschaft“. Der aus dem ostwestfälischen Bünde stammende Familienvater (41), der in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufwuchs und ein landtechnisches Studium vorzuweisen hat, war einer gemeinsamen Einladung der Kreissparkasse Heinsberg und der Kreisbauernschaft gefolgt, die Ansprechpartner für rund 1150 Landwirte in der Region ist.

Längst sei die Digitalisierung angekommen in der Landwirtschaft, stellte Bernhard Conzen als Vorsitzender der Kreisbauernschaft fest: „Ein ,Weiter-so-wie-früher’ gibt es nicht. Wir erleben zurzeit einen enormen Umbruch.“ Conzen erklärte, dass die Landwirte sich anpassen müssten an die neue Zeit: „Wir werden immer besser, immer exakter.“ An die Politik gewandt, forderte Conzen einen schnellen Datenaustausch: „Wir brauchen 5G auf unseren Smartphones an jeder Milchkanne.“ In solchen Forderungen werde man nicht nachlassen, da schnelle Informationen sehr wichtig seien.

Referent Benjamin Schutte riet seinen Zuhörern, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Vom Pferdeeinsatz auf dem Acker zum ultramodernen Mähdrescher, der die Arbeit fast allein erledigt: In den vergangenen 100 Jahren habe es eine starke Weiterentwicklung gegeben. „Vieles ist heute nicht mehr wegzudenken, was wir vor zehn Jahren noch nicht gekannt haben.“

Bekannte Welten würden auf den Kopf gestellt und veränderten auch den Menschen. Schon seit zehn Jahren könnten landwirtschaftliche Maschinen Daten senden, Produkte seien vernetzt, Melkroboter mittlerweile Standard. Plattformen und Systeme contra Zettel und Stift. „Aber auch das kann durchaus noch klappen.“ Insgesamt 53 Prozent der Betriebe arbeiteten aktuell mit digitaler Technik. Dabei nehme die Landwirtschaft eine Vorreiterrolle ein.

Moderne Technologien helfen seiner Meinung nach auch in der Öffentlichkeit. So sei es beispielsweise denkbar, dass eine Tüte Milch künftig nicht mehr anonym im Supermarkt verkauft werde, sondern die Kuh zeige, die die Erzeugerin des Produkts sei. Mit Hilfe der Digitalisierung sei es möglich, die heutigen Herausforderungen zu bewältigen und dabei Vertrauen durch Transparenz zu schaffen.

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