Bauernmarkt auf Haus Hohenbusch „Schönes Stück Heimat in unsicherer Zeit“

Erkelenz · Neben Feld- und Gartenfrüchten wartet der Bauernmarkt auf Haus Hohenbusch mit einer Fülle an regionalen Produkten an 130 Ständen auf. Welche das sind und wie sich die traditionsreiche Veranstaltung verändert hat.

 Auch Kunsthandwerk gehört beim Bauernmarkt auf dem Gelände um Haus Hohenbusch zum Sortiment.  
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  Jürgen Laaser

Auch Kunsthandwerk gehört beim Bauernmarkt auf dem Gelände um Haus Hohenbusch zum Sortiment. RP-Foto: Jürgen Laaser

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Zurück zu den Wurzeln wolle man als Veranstaltergemeinschaft, sagte Wilfried Bürgers, als er am Sonntag die Besucher beim traditionsreichen und beliebten Bauernmarkt im ehemaligen Kreuzherrenkloster Hohenbusch begrüßte. Deshalb hatte die Gemeinschaft, bestehend aus der St.-Stephanus-Schützenbruderschaft Golkrath und der Erkelenzer Schützenbruderschaft Unserer Lieben Frau, auch Schützenmajestäten eingeladen und nicht Apfel-, Wein- oder Kartoffelköniginnen. Amtierende und ehemalige Diözesankönige aus Aachen und Köln waren ebenso erschienen wie eine Delegation des Europakönigs Leo Niessen von der niederländischen Bruderschaft St. Martinus Linne und der aktuelle Diözesankönig Christian Helpenstein aus Erkelenz.

„Wo viele Majestäten sind, da kommt auch das Volk“, sagte Peter London scherzhaft angesichts der vielen Besucher, die zum größten Teil zuvor bereits am ökumenischen Gottesdienst unter freiem Himmel teilgenommen hatten. Als stellvertretender Bürgermeister eröffnete London den 23. Bauernmarkt, der viele bewährte Dinge, aber auch einige Neuigkeiten aufweist. Der Bauernmarkt sei ein Ort, an dem regionale Produkte aus Landwirtschaft, Garten und Obstanbau angeboten werden, erläuterte Bürgers. Hinzu kämen viele Kunsthandwerke, die mit dazu beitrügen, dass es in diesem Jahr 130 Stände gebe. Rund ein Viertel der Marktbeschicker ist zum ersten Mal dabei, darunter ein Winzer von der Ahr oder ein Ziegenzüchter, der mit nubischen Ziegen eine neue Produktpalette aufbauen will.

Den Marktbeschickern dankte Bürgers ebenso für ihr Engagement wie den Mitgliedern des Rassegeflügelvereins aus Odenkirchen, die im Rahmen des Bauernmarkts ihre 18. Geflügelschau präsentieren, und den Landwirten, die auf den Feldern rund um das ehemalige Kloster Parkplätze zur Verfügung stellten. Doch kamen die meisten der vielen Besucher entweder mit dem Fahrrad oder sie nutzen den Busshuttle, der sie von innerstädtischen Parkplätzen zum Ausstellungsort bei Hetzerath brachten.

„Der Bauernmarkt ist ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender der Stadt Erkelenz“, erklärte London. Hohenbusch sei das ideale Gelände für einen derartigen Markt in seiner großen Vielfalt. „Er ist ein schönes Stück Heimat in einer unsicheren Zeit.“ Zur Heimat gehöre auch die Landwirtschaft, erklärte Kreislandwirt Christoph Deckers in seinem Grußwort. Er gratulierte der Veranstaltergemeinschaft und der Stadt Erkelenz für dieses tolle Gelände, das vielfältige Möglichkeiten vom Klassik-Konzert über Electrisize bis hin zum Bauernmarkt biete.

Zu den Veränderungen in diesem Jahr gehörte auch der Verzicht auf ein großes Festzelt, das noch im Vorjahr Ort der Eröffnung gewesen war. „Es lohnt sich nicht“, sagte Bürgers, „die Besucher halten sich lieber im Freien auf.“ Er ist durchaus davon angetan, dass der Bauernmarkt mehr ist als eine Verkaufsmöglichkeit für Feld- und Gartenfrüchte und daraus veredelten Produkten. „Das ist bei klassischen Bauernmärkten immer so“, erklärte er. „Dort deckten sich die Menschen mit allem ein, was sie für den kalten Winter brauchten.“ So sei es durchaus angebracht, dass auch Strickwaren, Gerätschaften, Kunsthandwerk, Spielzeug und Alltagsgegenstände für Haus und Hof angeboten werden. „Mit Obst und Gemüsen allein war und ist es bei einem Bauernmarkt nicht getan.“ Auch gehörten landwirtschaftliche Maschinen dazu, wie beim Lanz Bulldog-Verein West zu betrachten, und Tiere wie Schafe, Ziegen und Geflügel. Wer besonders neugierig war, der genehmigte sich einen exotischen Granatapfelwein oder nahm einen Mikrowellenkürbis mit.

Zum festen Stamm des Bauernmarkts auf Hohenbusch gehören die Rheinischen Landfrauen, die in jedem Jahr mit einem neuen Thema aufwarten. Dieses Mal ging es um Flächenverlust. „Jedes Jahr gehen etliche Hektar Ackerland verloren, weil Gewerbegebiete oder Baugrundstücke erschlossen werden“, beklagte die Vorsitzende des Rheinischen Landfrauen im Kreis Heinsberg, Maria Cremer. Als Beispiel nannte sie die Stadt Erkelenz, die seit 1984 für Neubaugebiete rund 57 Hektar Ackerland umgewidmet habe und für Gewerbegebiete rund 280 Hektar. „Auf versiegelter Fläche gibt es einen Grundwassereintrag“, sagte sie. Unter einem Hektar Ackerfläche entstehen jährlich zwei Millionen Liter Grundwasser, so klärte eines der Plakate auf. Neben dem Grundwasser sei beim Flächenfraß der Verlust der heimischen Artenvielfalt zu beklagen.

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