Insektenplage am Niederrhein Jetzt soll die Raupe in die Falle gehen

REES · Der Eichenprozessionsspinner hatte die Region fest im Griff. Jetzt könnte es ihm an den Kragen gehen. Emmerich und Kevelaer haben bereits Interesse.

Eichenprozessionsspinner - Definition und Ausbreitung
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Das ist der Eichenprozessionsspinner

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Foto: Patrick Pleul/ZB/dpa/Patrick Pleul

Die besten Ideen sind offenbar die, die du bekommst, wenn du selbst betroffen bist. Ingo Bross stellte vor einiger Zeit plötzlich fest, dass er unangenehmen Hautausschlag am Arm bekam. Er ging der Sache auf den Grund und fand die Ursache nur wenige Meter neben seiner Halle im Reeser Gewerbegebiet. Dort stand eine Eiche, in der sich der Eichenprozessionsspinner eingenistet hatte. Deren Härchen hatten den Hautausschlag verursacht. Bross ließ die Sache nicht mehr los, denn er wusste, dass Kommunen und Privatleute seit Jahren mit großem Aufwand gegen die lästige Raupe kämpfen. Die Tiere werden abgesaugt, verbrannt, oder es wird ihnen per Chemiekeule zu Leibe gerückt.

Da müsste es doch eine andere Möglichkeit geben, dachte sich Bross. Er tüftelte herum und kam schließlich auf eine Idee, die so etwas wie den Durchbruch beim Kampf gegen die Allergie-Raupe bedeuten könnte. Der Reeser konstruierte eine Falle für das Insekt, die schrecklich simpel aussieht, aber ebenso wirksam helfen soll: Und seitdem kann er sich vor Nachfragen nicht mehr retten. Nachdem zunächst Kevelaer als eine der ersten Kommunen Interesse zeigte, ziehen immer mehr nach. Emmerich will, wie berichtet, die Fallen einsetzen. Auch Rees hat schon angefragt. „Wir prüfen derzeit noch, ob wir die Falle ausprobieren wollen“, sagt Stadtsprecher Jörn Franken.

 Ingo Bross hat eine Falle für den Eichenprozessionsspinner erfunden.

Ingo Bross hat eine Falle für den Eichenprozessionsspinner erfunden.

Foto: Latzel

Auch weitere zahlreiche Kommunen haben den Tüftler bereits kontaktiert. Die RWZ Warenzentrale will die Falle jetzt flächendeckend in ihren Läden anbieten. Und inzwischen sind auch Niederländer mit im Boot. „Denn auch jenseits der Grenze ist der Eichenprozessionsspinner ein großes Thema“, sagt Bross.

12.000 Fallen hat er bislang anfertigen lassen. Er kommt bei der Nachfrage kaum nach und hatte daher bereits Kontakt zu den Werkstätten der Lebenshilfe in Groin aufgenommen. Doch aus der Zusammenarbeit sei nichts geworden, berichtet Bross. Statt dessen steht er jetzt kurz davor, mit der Einrichtung Haus Freudenberg zu kooperieren. Noch in diesem Monat soll alles geregelt werden.

100.000 Fallen sollen im kommenden Jahr ausgeliefert werden. Unglaublich. Und die Firma von Bross wächst und wächst. Aktuell hat er bereits fünf Mitarbeiter im Lager, 13 weitere im Vertrieb. Im Oktober sollen zehn weitere Vertriebsmitarbeiter hinzukommen, darunter sei auch jemand von der Bundeswehr, so der Reeser. Auch die Behörde StraßenNRW habe Interesse signalisiert. Schließlich wendet die Behörde viel Geld auf, um die Tiere von den Bäumen an der Straße zu holen. Doch das Spritzen sei bei weitem nicht so effektiv und vor allem umweltfreundlich wie seine Fallen, meint Bross.

Mit dem Boom, den er damit ausgelöst hat, hat er nie gerechnet. Wer ihn besucht, muss damit rechnen, dass ständig das Telefon klingelt. Immer wieder rufen Leute an, die unbedingt die Fallen wollen. Bross versucht zu helfen, wo er kann. „Aber ich muss Ihnen schon jetzt sagen, dass wir Anfang des kommenden Jahres ein Lieferproblem bekommen werden“, vertröstet er einen Interessenten.

Die Erfindung des Reesers freut nicht jeden. Er habe erheblichen Gegenwind von Konkurrenten bekommen, die würden um ihr Geschäft mit den aufwändigen Bekämpfungsaktionen fürchten, sagt Bross. Einen regelrechten Dankesanruf bekam er dagegen von einem Mann aus Bayern. Der züchtet Heuschrecken, die aber die Chemie-Bekämpfung des Spinners nicht überlebt hätten. „Der freut sich wahnsinnig, dass es jetzt eine solche Methode gibt.“

 Der Eichenprozessionsspinner hatte sich im Sommer am Niederrhein zu einer echten Plage entwickelt.

Der Eichenprozessionsspinner hatte sich im Sommer am Niederrhein zu einer echten Plage entwickelt.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Und vielleicht wird die Falle bald auch international eingesetzt. Bross bekam bereits Anfragen aus Mallorca. Dort kämpft die Insel mit dem Pinien-Prozessionsspinner. Vielleicht geht auch der bald in die Raupenfalle.

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