Geschichtsverein Ressa Auf den Spuren von „Operation Plunder“

REES · Geschichtsverein Ressa erinnert an den Rheinübergang der Allierten vor 75 Jahren. Das Interesse war groß.

 Viele Interessierte waren zum Angebot des Reeser Geschichtsvereins gekommen, um sich auf Spurensuche des Rheinübergangs der Allierten vor 75 Jahren zu machen.

Viele Interessierte waren zum Angebot des Reeser Geschichtsvereins gekommen, um sich auf Spurensuche des Rheinübergangs der Allierten vor 75 Jahren zu machen.

Foto: Michael Scholten

Die „Rääße Pöntje“ brauchte mehrere Anläufe, bis sie sich endlich vom Kopfsteinpflaster des Fähranlegers gelöst hatte. Das Interesse am Ausflug des Reeser Geschichtsvereins Ressa war so groß, dass Kapitän und Sponsor Daniel de Raaf die vollbesetzte Fähre noch einmal komplett evakuieren lassen musste, bevor er die Tour im letzten Anlauf starten konnte.

Das Motto des Vereins, Geschichte „erlebbar“ zu machen, sollte auch bei der Erinnerung an die alliierte Rheinüberquerung kein leeres Versprechen sein. Also ging dem späteren Filmvortrag zunächst eine Fährfahrt auf dem Hochwasser voraus: bis zu jener Stelle in Reeserward, an der die ersten Amphibienfahrzeuge der Alliierten am 23. März 1945 vom linken zum rechten Rheinufer vorrückten.

Der Ressa-Vorsitzende Heinz Wellmann erinnerte an die logistische Leistung der Großoffensive „Operation Plunder“, die verlustreich, aber erfolgreich das Ende des Zweiten Weltkriegs und des Nazi-Regimes  einläutete. Mit Blick auf die 1967 eröffnete Rheinbrücke Rees-Kalkar erfuhren die Ressa-Mitglieder und Gäste auch Details zu den Pontonbrücken, die nach der geglückten Invasion in Windeseile durch die Pioniere gebaut wurden. Die Northumbrian Bridge, die etwas später zwischen Reeserschanz und Rees errichtet wurde, galt damals als die längste Militärbrücke der Welt.

Im Kolpinghaus zeigte der Geschichtsverein die Dokumentation „Battalion in Battle“ aus den 90er Jahren. Darin erinnern sich britische und deutsche Zeitzeugen an den Rheinübergang und an den blutig erkämpften Vorstoß der alliierten Streitmacht von Rees über Groin bis zum Haus Aspel. Vor dem Kolpinghaus und Mühlenturm sorgte Wilhelm Janßen aus Weeze mit seinem original US-Jeep, erbaut im Februar 1945, für das passende Zeitkolorit. Bishin zum Coca-Cola-Flaschenöffner und zur Lucky-Strike-Packung stimmte jedes Details an dem Oldtimer, dessen Einzelteile gegen Kriegsende in einer Holzkiste per Schiff nach Europa kamen, bevor das Fahrzeug gegen Ende der 1950er Jahre ans griechische Militär verkauft wurde und vor knapp 20 Jahren schließlich den Niederrhein erreichte.

Der Erfolg der „Operation Plunder“ ermöglichte vor 75 Jahren den Vormarsch der Alliierten ins Ruhrgebiet. Auch die Befreiung der besetzten Niederlande war erst möglich gewesen, nachdem die britischen, kanadischen und US-amerikanischen Truppen die rechte Rheinseite erobert und 16 Kriegsbrücken errichtet hatten. Ebenso konnten die vielen tausend niederländischen Zwangsarbeiter, die im harten Winter 1944/45 in Rees und Umgebung für Schanzarbeiten missbraucht wurden, gleich nach der Einnahme von Rees befreit werden.

(Michael Scholten )
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