Lokalsport Grlic will weiter für den MSV kämpfen

Duisburg · Der Sportdirektor des MSV Duisburg zeigte sich vom Rückzug des Trainers Kosta Runjaic betroffen. "Der Druck wächst immens", sagte der 37-Jährige, der trotz weiter fehlender Lizenz nicht aufgeben will. Ranisav Jovanovic spielt indes beim FSV Frankfurt vor.

Bei Hochwasser ist es üblich, alle halbe oder zur vollen Stunde Wasserstandsmeldungen abzugeben. Meist ist damit auch eine Prognose für die kommenden Tage verbunden. Solche Zwischenstände sind dann angebracht, wenn sie verbindlich sind. Dass sich der Vorstandsvorsitzende des MSV Duisburg, Udo Kirmse, nun nach eigener Aussage vorerst nicht mehr zum sportlichen Überlebenskampf der Meidericher äußern will, mag eben auch oder gerade an der Verlässlichkeit der jüngsten Aussagen liegen. Denn wie viel Wert die jüngsten Zusagen im Zusammenhang mit dem MSV Duisburg hatten, haben die zurückliegenden Tage deutlich gezeigt.

Wenig von dem, was mit Blick auf die Zukunft verkündet wurde, hatte lange Bestand. Kirmse, der an allen Fronten für den Fortbestand des MSV als Profiverein kämpft, muss sich als Teil der Vereinsführung den Vorwurf gefallen lassen, vergangene Woche etwas zu vollmundig davon gesprochen zu haben, dass der MSV die Bedingungen für die 3. Liga wohl erfüllen kann. Kirmse selbst revidierte seine Aussage inzwischen, in dem er Fehler im Lizenzierungsverfahren einräumte und sagte, dass die bislang eingereichten Unterlagen "in Gänze noch nicht den Formalien des DFB entsprechen".

Anstatt also wie angekündigt Ende letzter Woche das Okay aus Frankfurt zu bekommen, müssen der MSV bis zum Fristende am 5. Juli fortlaufend nachbessern und die Fans weiter zittern.

Kosta Runjaic wollte so lange nicht mehr warten. 18 Tage vor dem ersten Ligaspiel gegen Aufstiegsaspirant 1. FC Heidenheim fehlt dem MSV nicht nur die Lizenz. Kein Spieler steht unter Vertrag, ungewiss ist, wann der Trainingsbetrieb beginnen kann. "Ich bitte zu verstehen, dass ich mir eine eigene Deadline gesetzt habe, wann ich persönlich die Verantwortung für eine entsprechende Qualität im Kader und eine Erfolg versprechende Saisonvorbereitung nicht mehr übernehmen kann. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen. Ich bedauere das sehr, denn ich hätte hier sehr gerne weiter gearbeitet", begründete der 42-Jährige seine Entscheidung.

Runjaic hatte bis zuletzt im Austausch mit Sportdirektor Ivo Grlic am Kader für die neue Saison gebastelt. "Ich muss im Wort stehen können, wenn ich mit Spielern oder Beratern verhandele. Andernfalls mache ich mich unglaubwürdig", fügte der Ex-Coach an, der ankündigte, nicht sofort eine neue Aufgabe annehmen zu wollen. "Ich nehme mir die Ruhe, über die Dinge nachzudenken und freue mich auf die Zeit mit meiner Familie."

Als Kandidat für die Nachfolge gilt neben Heiko Scholz das Ex-Vorstandsmitglied Uwe Weidemann, der sich zumindest schon einmal zu einem Informationsgespräch mit Grlic traf. Der Sportdirektor zeigte sich betroffen und auch ein Stück weit überrascht vom Abgang Runjaics, den er im vergangenen September gegen Widerstände im Verein verpflichtet hatte. Der Ex-Darmstädter hatte den MSV aus fast aussichtsloser Situation am Tabellenende wieder zu einer Mannschaft geformt und auf Platz elf geführt. "Umso mehr trifft mich nun seine prinzipielle Entscheidung, die ich allerdings akzeptieren muss und auch respektieren werde", erklärte Grlic auf der Vereinshomepage. "Meine Arbeit, die Arbeit für unser sportliches Team, wird durch Kostas Entscheidung nicht einfacher. Der Druck wächst immens. Aber MSV'ler zu sein bedeutet auch, dem Druck stand zu halten, die Ärmel noch weiter aufzukrempeln."

Daniel Reiche trainiert beim MSV

Morgen wird der DFB die Unterlagen einer genauen Prüfung unterziehen, danach hat der MSV bis Freitag, 15.30 Uhr Zeit, nachzubessern. Der Mannschaft bleiben dann nur noch 14 Tage, um sich auf die Saison vorzubereiten. Längst halten auch die Spieler, von denen Grlic bereits die Zusage hatte, nach Alternativen Ausschau. Ranisav Jovanovic, der bei mehreren Klubs im Gespräch ist, trainiert seit gestern beim Zweitligisten FSV Frankfurt in dessen Trainingslager in Bad Kreuznach mit. Parallel trainierte in Duisburg wieder eine kleine Gruppe von Spielern in Eigenregie. Mit dabei das Ex-Zebra Daniel Reiche. Der verabschiedete sich vor einem Jahr Richtung Babelsberg – und ist nach dem Abstieg auf dem Markt.

(RP)
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