FCR Duisburg Die Marke FCR steht vor dem Aus

Duisburg · Um den Bundesliga-Fußball in Duisburg langfristig zu sichern, muss der FCR 2001 Duisburg sein Spielrecht auf einen anderen Verein übertragen. Den verschuldeten FCR Duisburg würde es dann nicht mehr geben.

FCR-Verteidigerin Isabel Schenk wechselte am Sonntag für 90 Minuten ihre Dienstkleidung. Statt des grünen FCR-Outfits trug sie beim Prominentenspiel des MSV Duisburg Zebrastreifen. Diese Szenerie könnte vielleicht bald Gewohnheit werden. Denn um den Bundesligafußball in Duisburg langfristig zu sichern, wird sich der Frauenfußball-Bundesligist FCR 2001 Duisburg einem anderen Verein anschließen müssen und künftig womöglich unter einem anderen Namen spielen.

"Verein ist zahlungsunfähig"

"Der Verein ist noch immer zahlungsunfähig und überschuldet", erklärte Insolvenzverwalter Dr. Andreas Röpke. Für die "Löwinnen" war der Schluss der 200.000 Euro großen Deckungslücke ein Schritt in die richtige Richtung, gesund sei der Verein aber noch lange nicht. "Wir befinden uns noch mitten in der Insolvenz", erklärte Röpke mit Blick auf die weiterhin prekäre finanzielle Situation. Die Zinslast diverser Kredite wird ansteigen, gleichzeitig wird die Tilgung anderer Kreditraten fällig.

Schon alleine, weil im Lizenzierungsverfahren der Frauen-Bundesliga künftig auch der finanzielle Hintergrund der Bewerber verstärkt mit einbezogen wird, müssen langfristige Lösungen her. Bereits am 15. März muss der FCR die Lizenzierungsunterlagen für die Saison 2014/15 beim DFB eingereicht haben. Während die Lizenzerteilung in diesem Jahr noch weitestgehend ohne die Einbeziehung finanzieller Faktoren erfolgte und es "vergleichsweise leicht" war, so Röpke, die Spielberechtigung zu erhalten, gelten zur übernächsten Saison verschärfte Regeln. Dann führt der DFB für den Frauenbereich Lizenzierungsstatuten ein, die eine detaillierte Darlegung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erfordern. Um die neu geschaffene Lizenzhürde in Zukunft nehmen zu können, muss der FCR seine Schuldenlast beseitigen. Dass dies bis Mitte März über externe Einnahmen geschieht, hält Röpke für "Fantasterei".

Über kurz oder lang bedeutet das die Insolvenz

Immerhin habe dies schon in den vergangenen sechs Monaten nicht geklappt. "Und damals fiel der Schuldenberg noch wesentlich geringer aus." Im Umkehrschluss bedeutet das für den Verein FCR Duisburg über kurz oder lang die Insolvenz. Bis es so weit kommt, muss der FCR noch vor der Lizenzierungsfrist im März die sich bietende Hintertür nutzen, und das Spielrecht seiner Mannschaften auf einen anderen Verein übertragen. Zurück bliebe der Dachverein, der dann im Rahmen eines eröffneten Insolvenzverfahrens vor der Auflösung stünde. Die Marke FCR Duisburg wäre damit verschwunden, der Frauenfußball damit gesichert.

"Wir wollen langfristig in der Liga bleiben", erklärte Rökpe: "Alles muss dem Ziel untergeordnet sein, den Bundesligafußball in Duisburg zu erhalten. Das Etikett ist da verhältnismäßig egal." Sportvorstand Dieter Weber ergänzte: "Wir werfen den FCR nicht weg, wir können ihn nur nicht halten". Bekanntlich existieren mit dem VfB Homberg und dem MSV Duisburg zwei "gleichberechtigte Alternativen" für eine Spielrechtsübertragung. Darüber, welchem Verein sich die "Löwinnen" anschließen werden, gibt es noch keine Aussage. Neben der Profimannschaft würden sich dann auch die zweite Mannschaft sowie die Jugendteams überwechseln. Lediglich die dritte Mannschaft wird mangels Spielerinnen aufgelöst.

Kader bleibt zusammen

Im Bundesliga-Kader bleiben alle an Bord. Auch Sven Kahlert, der seinen Vertrag als Trainer und Sportdirektor verlängerte. Fest steht überdies, wer Nachfolger von Geschäftsführer Timo Skzypski wird. Künftig wird dieses Amt Rüdiger Reiter, Vater von Insolvenzvorstand Gregor Reiter und ehemaliger Sparkassenvorstand im Ruhestand, übernehmen. "Schon in den vergangenen Monaten hat er uns betriebswirtschaftlich begleitet", so Weber, der sich bei der Aufarbeitung der Vergangenheit geständig zeigte. "Wir sind selbstkritisch", sagte der Sportvorstand, "und wir haben Fehler gemacht, indem wir zu hohe Risiken gegangen sind. Das können wir uns in Zukunft nicht mehr leisten."

In den vergangenen Jahren habe der Vorstand zu sehr auf sportliche Erfolge gesetzt und dabei zunehmend den finanziellen Rahmen aus den Augen verloren. Diese Fehler konnten nun nicht mehr beseitigt werden, gestand Weber. Zu den maßgeblichen Gründen für den Niedergang des Traditionsvereins zählte er darüber hinaus die allgemein schwierige Sponsorenlandschaft in Duisburg und die große Euphorie nach der Frauen-Weltmeisterschaft im eigenen Land, die zu einer Gehälterexplosion bei den Spielerinnen geführt habe. "Wir haben den sportlichen Erfolg über alles andere gesetzt", so Weber.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort