Angriff in Fitnessstudio Was wir über die Messerattacke in Duisburg wissen

Duisburg · Bei der blutigen Attacke vor einer Woche in einem Duisburger Fitnessstudio waren vier Menschen schwer verletzt worden – nun gibt es Hinweise auf eine terroristische Motivation des Verdächtigen.

Duisburg: Messerattacke in Fitnessstudio - Fotos vom Großeinsatz
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Großeinsatz in Duisburger Innenstadt – mehrere Verletzte nach Messerangriff

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Foto: dpa/Christoph Reichwein

Nach einem tödlichen Angriff auf einen 35-Jährigen in der Nacht zu Ostermontag ist es in der Duisburger Altstadt am Dienstagabend vergangener Woche zur zweiten schweren Gewalttat innerhalb von zehn Tagen gekommen. Es gab bereits früh einige Gerüchte. Die Polizei hielt sich mit Informationen zurück, um die Fahndungsmaßnahmen nicht zu gefährden. Am frühen Sonntagmorgen konnte sie einen Tatverdächtigen festnehmen. Was bisher bekannt ist – eine Übersicht.

Was wir sicher wissen

  • Die Tat: Gegen 17.40 Uhr sind am frühen Dienstagabend vergangener Woche diverse Notrufe bei der Polizei eingegangen. Als die Einsatzkräfte am Fitnessstudio eintrafen, kamen ihnen bereits Menschen in Sportbekleidung auf der Straße entgegen. Ein Angreifer hatte im Fitnessstudio auf Menschen eingestochen. Vier Personen wurden bei der Attacke schwer verletzt, drei davon lebensgefährlich. Der Täter entkam nach der Tat vom Tatort. Wie wie Staatsanwaltschaft am Mittwochmorgen nach der Tat mitteilte war der Zugang zum Fitnessstudio nur via Chipkarte und über ein Drehkreuz möglich. Wie sich der Täter Zugang verschafft haben, ist noch nicht klar. Polizei und Staatsanwaltschaft gingen zwischenzeitlich von einem gezielten Angriff auf eines der Opfer aus, inzwischen verdichten sich aber die Hinweise, dass es sich doch um eine willkürliche Tat gehandelt haben könnte. Die Staatsanwaltschaft spricht mittlerweile davon, dass es sich um „Zufallsopfer“ gehandelt habe.
  • Der Täter: Die Duisburger Polizei hat den Tatverdächtigen am frühen Sonntagmorgen (23. April) festgenommen. Die Festnahme soll um 0.01 Uhr erfolgt sein. Es handelt sich um einen 26 Jahre alten Mann aus Syrien. Der Tatverdächtige wurde in seiner Wohnung festgenommen – in der Duisburger Altstadt. Das Motiv der Tat ist noch nicht bekannt. In der Wohnung des Tatverdächtigen und auf dessen Handy hatte die Polizei Schriften mit islamistischen Inhalten sichergestellt. Der Tatverdächtige konnte durch Hinweise aus der Bevölkerung festgenommen werden. Am Montag wurde er dem Haftrichter vorgeführt. Er hatte im April 2016 seinen Asylantrag in Deutschland gestellt. Bislang ist er nicht polizeilich in Erscheinung getreten
  • Die Opfer: Über die vier Opfer ist bekannt, dass es sich bei ihnen um deutsche Staatsangehörige handelt. Sie sind der Polizei zufolge 21, 24, 24, 32 Jahre alt. Drei von ihnen wurden bei dem Angriff lebensgefährlich verletzt, eines schwer. Sie wurden nach der Tat auf umliegende Krankenhäuser verteilt. Die beiden 24-Jährigen, die nicht direkt Ziel des Angriffs waren, befinden sich weiterhin im Krankenhaus, ebenso der 21-Jährige, der weiterhin mit dem Tode ringt. Lediglich der 32-jährige Verletzte konnte aus der Klinik entlassen werden.
  • Die Waffe(n): Bei der Festnahme des Mannes wurden auch zwei Messer sichergestellt, die als Tatwaffe infrage kommen könnten.
  • Verbindung zum Ostermord in der Duisburger Altstadt: Ob es diese Verbindung tatsächlich gibt und der 26-Jährige auch für den Mord am Ostersonntag an einem 35-Jährigen in der Duisburger Altstadt verantwortlich ist, ist aktuell noch unklar. Ermittler untersuchen einen verdächtigen Fußabdruck, der zu einem Schuh passen könnte, der in der Wohnung des Verdächtigen gefunden wurde. Das erfuhr unsere Redaktion aus Ermittlerkreisen. Zuerst hatte der „Spiegel“ darüber berichtet. Der Wohnort des Verdächtigen liegt in der Nähe beider Tatorte.
  • Die Reaktion der Polizei: Die Polizei war nach den ersten Notrufen innerhalb von Minuten mit einem Großaufgebot vor Ort. Auch ein Sondereinsatzkommando kam zum Einsatz. Noch am Abend wurde in der Nähe des Fitnessstudios ein mobiles Datenanalyse-Labor aufgebaut, in dem die Experten des Landeskriminalamtes Videoaufnahmen auswerten können. Die Öffentlichkeit informierten die Behörden via Twitter und über vor Ort eingesetzte Presseteams. Am Mittwochmorgen nach der Tat war die Polizeipräsenz in der Duisburger Innenstadt deutlich größer als üblich. Überall waren Einsatzwagen der Bereitschaftspolizei zu sehen. Er folgen erste verdeckte und schließlich öffentliche Fahndungsmaßnahmen, die zu Ergreifung des möglichen Täters führten.
  • Erste Reaktionen: Die Attacke löste große Betroffenheit aus. Noch am Abend sprach zum Beispiel die Duisburger Bundestagspräsidentin Bärbel Bas den Betroffenen ihr Mitgefühl aus. Auch der Fitnessstudio-Betreiber äußerte sich: „Wir bedauern den Vorfall in unserem Club in Duisburg sehr und hoffen, dass die Opfer schnell wieder gesund werden“, hieß es in einer E-Mail von John Reed Fitness auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Man unterstütze die polizeilichen Ermittlungen an allen möglichen Stellen. „Die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitglieder sowie unserer Mitarbeiter stehen für uns an erster Stelle. Unser Ziel ist es, dass sie sich in unseren Studios sicher und gut aufgehoben fühlen.“ Weitere Angaben zu dem Vorfall machte der Betreiber nicht.
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